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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Orlepp. »Sie müssen das entschuldigen, Herr Professor, ich bedaure das außerordentlich. Ich bin nur auf der Durchreise hier und werde mich nicht lange in Kopenhagen aufhalten. Wie Sie wissen, habe ich ein ausgesprochenes Faible für ein gewisses Objekt in dänischem Besitz, oder sollte ich lieber sagen, in isländischem Besitz. Ich weiß, dass ihr Isländer so darüber denkt, und ich bin ganz genau derselben Meinung, wie Sie wissen, aber …«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, unterbrach ihn der Professor. »Wer? Was meinen Sie denn?«»
    »Die Edda«, sagte der Professor. »Ich habe sie nicht. Der Codex Regius ist nicht bei mir.«
    »Aha, Sie können also Gedanken lesen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo die Handschrift sich befindet.«
    »Und ich dachte, wir könnten uns in alter Freundschaft unterhalten, ohne uns durch all das hier stören zu lassen«, erklärte von Orlepp und machte eine Bewegung mit der ausgestreckten Hand.
    Der Professor schwieg.
    »Ich halte es durchaus für möglich, dass wir uns einigen können«, fuhr von Orlepp fort. »Dass wir zu irgendeiner Übereinkunft kommen können. Finden Sie das abwegig?« »Ich weiß nicht, wo sich die Handschrift befindet«, sagte der Professor. »Deswegen bringt es nichts, etwas mit mir zu vereinbaren.«
    »Aber Sie sind der Letzte, der sie in der Hand gehalten hat. Das ist sogar schriftlich belegt. Ich kann Ihnen die entsprechende Eintragung zeigen. Wenn die Edda nicht bei Ihnen ist, wo ist sie dann?«
    »Ich habe sie nicht.«
    »Wer hat sie dann? Das müssen Sie doch wissen.«
    Der Professor schwieg.
    »Vielleicht müssen die da doch ein wenig nachhelfen«, sagte von Orlepp und machte eine Kopfbewegung in Richtung der beiden Gestapo-Leute.
    »Ich weiß nicht, wo sich die Handschrift befindet«, wiederholte der Professor. »Leider. Ich kann dir da nicht weiterhelfen.«
    »Sie meinen, Sie wollen mir nicht weiterhelfen, Herr Professor.«
    Der Professor gab ihm keine Antwort darauf.
    »Sie halten mich wohl für blöd, Herr Professor?«, sagte von Orlepp.
    »Das habe ich nie gesagt«, entgegnete der Professor.
    »Tatsächlich nicht? Ich weiß, dass Sie mir in unserer Studienzeit sogar einen Spitznamen gegeben haben. Können Sie sich daran erinnern? Sie fanden das sehr witzig.«
    »Ich kann mich an keinen Spitznamen erinnern.«
    »Nein, aber ich kann das. Es war hässlich von Ihnen.«
    »Ich weiß gar nicht, wovon du redest«, log der Professor.
    »Nein, selbstverständlich nicht.«
    »Ich habe Sie immer nach Gitte fragen wollen«, sagte von Orlepp auf einmal und wechselte plötzlich zu einem anderen Thema über. »Sie hat ein furchtbares Schicksal gehabt. Tuberkulose, nicht wahr?«
    Der Professor starrte von Orlepp lange an, ohne etwas zu sagen.
    »Es muss entsetzlich gewesen sein, sie dahinsiechen und sterben zu sehen.«
    »Sie hat es sehr tapfer ertragen.«
    »Haben Sie nicht manchmal Ihre Ohnmacht verspürt? Sie mussten all dieses Leiden mit ansehen und konnten nichts machen.«
    Der Professor gab ihm keine Antwort darauf. Er wusste nicht, was von Orlepp mit diesen Fragen im Schilde führte.»Ich zweifle nicht daran, dass sie tapfer war«, erklärte von Orlepp. »Aber nach einer derartigen Erfahrung schätzen Sie doch wahrscheinlich ein Menschenleben ganz anders ein.« Immer noch verweigerte der Professor eine Antwort.
    »Wie viel Wert hat ein Menschenleben in Ihren Augen, Herr Professor? Hier im Hause weiß man relativ genau, dass Sie keine wichtige Funktion innerhalb der Widerstandsbewegung hatten. Von Ihnen könnte man höchstens eine Bestätigung für das eine oder andere bekommen, was ohnehin bereits bekannt ist. Das haben sie aus einer jungen Studentin von der Nordischen Fakultät herausgeholt. Ich glaube, Sie kennen sie, sie heißt Emma. Soweit ich weiß, sind Sie ihr vorhin hier begegnet. Was wäre, wenn Sie über ihr Schicksal entscheiden dürften?«
    »Ich kann über niemandes Schicksal entscheiden«, sagte der Professor.
    »Dummes Zeug!«
    »Es wäre eine Anmaßung.«
    »Ganz im Gegenteil, ich habe das bereits so beschlossen. Hiermit lege ich ihr Leben in Ihre Hände. Das Einzige, was Sie tun müssen, ist, mir die Edda auszuhändigen. Es ist ganz und gar Ihre Entscheidung. Geben Sie mir den Codex Regius , und sie wird leben. Tun Sie das nicht, dürfen Sie dabei zusehen, wie sie stirbt.«
    Der Professor starrte von Orlepp an, der seinen Blick mit einem rätselhaften Lächeln auf den Lippen erwiderte. Er wandte sich wieder den beiden Männern zu und

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