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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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aber die Fälschung ist mir ziemlich gut gelungen. Ich habe zwei Jahre dafür gebraucht. Ich habe mir Gänsefedern besorgt, sie gesäubert und zugespitzt und eine Tinte hergestellt, die aus einer Mischung aus Eisensulfat und Gerbsäure besteht.«
    »Gerbsäure?«
    »So haben sie in früheren Jahrhunderten Tinte hergestellt. Die Gerbsäure gewann man aus Knötchen, die Insekten um ihre Eier unter der Baumrinde ablegen. Ich habe endlose Versuche mit der Eisensulfatbeimischung in der Tinte gemacht, bis ich der Meinung war, den richtigen Farbton getroffen zu haben.«
    Wir schwiegen eine ganze Weile, während ich über die Worte des Professors nachdachte.
    »Die verschollenen Seiten bei Jörgensen waren keine Fälschung«, sagte ich schließlich. »Das war eine Meisterleistung von dir, sie aufzuspüren, auch wenn wir dazu in seine Gruft eindringen mussten und jetzt im Gefängnis sitzen.«»Manchmal hat man Glück«, sagte der Professor. »Falls man es denn Glück nennen kann, hier hocken zu müssen.«
    Wieder senkte sich Schweigen über die Zelle.
    »Wie habt ihr noch diesen von Orlepp genannt?«, fragte ich.
    »Es war ein ganz unschuldiger Spitzname«, antwortete der Professor. »Aber er war sehr empfindlich. Wir haben ihn Läppchen genannt, Erich Läppchen.«
    »Das Läppchen«, flüsterte ich in der Finsternis vor mich hin.
    Wieder breitete sich Stille in der Gefängniszelle aus. Ich musste eingeschlafen sein, denn als Nächstes erinnere ich mich, dass ich von einem lauten Krach hochgeschreckt wurde. Die Tür wurde aufgestoßen, und das Licht ging an. Nach der langen Dunkelheit war ich dadurch so geblendet, dass ich kaum erkennen konnte, was da eigentlich geschah, glaubte aber zu sehen, dass zwei Volkspolizisten zur Tür hereinkamen. Der Professor war aufgestanden. Ich blinzelte heftig und kniff die Augen zusammen, und so langsam gewöhnte ich mich wieder an die Helligkeit. Wir wurden aus der Zelle geführt und in das Büro gebracht, in dem uns der gleiche Mann erwartete, der schon vorher mit uns gesprochen hatte. Er hielt einen Bleistift in der Hand, den er bedächtig zwischen den Fingern drehte.
    »Ich verlange, telefonieren zu dürfen«, sagte der Professor. »Dazu müssen wir doch ein Recht haben.«
    »Immer mit der Ruhe«, erklärte der Mann mit dem Bleistift. »Ihr seid frei. Jemand wird euch nach Rostock begleiten, und hoffentlich werdet ihr vernünftig genug sein, euch nicht so bald wieder hier in dieser Gegend blicken zu lassen.«
    »Frei?«, sagte der Professor, der seinen eigenen Ohren nicht zu trauen schien.
    »Seht zu, dass ihr verschwindet, oder ich ändere meine Meinung und verklage euch wegen staatsfeindlicher Umtriebe«, erklärte der Mann.
    »Und die Grabschändung?«, fragte der Professor.
    Ich versuchte, ihn am Ärmel zu zupfen. Er war im Begriff, einen Streit mit dem Mann vom Zaun zu brechen, der uns freilassen wollte.
    »Was für eine Grabschändung?«, fragte der Mann.
    »Na, auf dem Friedhof! Ronald D. Jörgensen! Wir sind in sein Grab eingedrungen, das weißt du ganz genau!«
    »Eine kleine geistige Verwirrung«, antwortete der Mann achselzuckend.
    »Komm jetzt!«, sagte ich zum Professor und lächelte den Mann verlegen an.
    »Nein, ich will das jetzt wissen«, sagte der Professor. »Sie können uns doch nicht einfach freilassen! Dafür muss es doch einen Grund geben.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um nach Gründen zu fragen«, zischte ich ihm auf Isländisch zu.
    Der Mann mit dem Bleistift zwischen den Fingern wurde aufmerksam, als er mich Isländisch reden hörte. »Sprecht gefälligst Deutsch!«, schnauzte er.
    »Haben Sie vielen Dank«, beeilte ich mich zu sagen. Es gelang mir, den Professor auf den Korridor zu zerren.
    »Sie wollen nichts von uns wissen«, sagte er. »Wir sind nie hier gewesen. Wir waren nie in Schwerin. Wir haben die Pergamentseiten nie gefunden! Das ist nie passiert. Nichts von alldem ist vorgefallen!«
    Ich hörte nicht auf das, was er sagte. Uns wurden Pässe, Gürtel, Schnürsenkel und Jacken ausgehändigt, und der Professor erhielt seinen Stock und den Ledermantel zurück. Ich war so glücklich darüber, wieder frei zu sein, dass ich den Mann mit dem Bleistift hätte umarmen können. Wir wurden durch einen Gang in die Aufnahme geführt, unddann standen wir auf einmal wieder unter freiem Himmel. Ich holte tief Luft und pries mich selig. Der Professor schien immer noch ungehalten zu sein, dass man uns so sang- und klanglos freigelassen hatte.
    »Kann es

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