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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sein, dass Läppchens Einfluss bis hierher reicht?«, knurrte er vor sich hin.
    Zwei Männer begleiteten uns zur Busstation, und der eine von ihnen setzte sich mit uns in den Bus nach Wismar und begleitete uns ebenfalls im Zug nach Rostock. Die ganze Strecke sagte er kein einziges Wort und kümmerte sich überhaupt nicht um uns. Der Professor und ich unterhielten uns auf Isländisch, was er aber nicht beanstandete. Von Rostock aus nahmen wir die Fähre nach Dänemark und fuhren mit dem Zug zurück nach Kopenhagen. Ich begleitete den Professor zu seinem Büro, wo wir uns voneinander verabschiedeten.
    »Es hätte schlimmer ausgehen können«, sagte er und gab mir die Hand.
    »Es war schon in Ordnung«, sagte ich, »sie haben uns ja schließlich freigelassen.«
    »Du hast dich wacker gehalten, Valdemar«, sagte er.
    »Um die Wahrheit zu sagen, da in der Gefängniszelle hätte ich am liebsten Rotz und Wasser geheult.«
    »Ich weiß«, sagte der Professor. »Ich begreife trotzdem nicht, wieso sie uns einfach haben laufen lassen.«
    »Letzten Endes war es ja kein so schwerwiegendes Vergehen, und sie konnten uns wohl kaum als Staatsfeinde ansehen, oder? Zwei Grabräuber.«
    »Und einer davon senil.«
    »Es hätte sich nicht gelohnt, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Und vielleicht stimmt es ja, was du sagst, vielleicht hat Joachim von Orlepp da seine Finger im Spiel.«
    »Das Bürschchen ist mir keinen Gefallen schuldig«, knurrte der Professor. »Wenn er sich eingemischt hätte, dannhöchstens, damit wir verurteilt werden, aber nicht freigelassen.«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Willst du mir einen Gefallen tun, Valdemar?«, fragte der Professor müde.
    »Was für einen Gefallen?«
    »Sprich mit niemandem darüber«, sagte er.
    »Das hatte ich nicht vor«, entgegnete ich.
    »Gut«, sagte er. »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Das bleibt unser Geheimnis, deines und meines.«
    »Selbstverständlich.«
    »Vor allem das mit dem Codex Regius «, sagte er.
    Ich fasste mir ein Herz. »Glaubst du nicht, dass es an der Zeit ist, mit irgendjemandem über das, was geschehen ist, zu sprechen?«
    »Eines Tages werde ich das selbstverständlich tun müssen«, antwortete er. »Ich hoffe aber immer noch, dass ich die Handschrift wiederbekomme. Solange …«
    Seine Stimme erlosch.
    »Dir ginge es viel besser, wenn du reinen Tisch machen würdest«, erklärte ich. »Die Leute hätten auch bestimmt Verständnis dafür, wenn sie erfahren würden, unter welchem Druck du damals gestanden hast. Jeder würde sich in deine Lage hineinversetzen können.«
    »Nein«, erklärte der Professor. »Das schaffe ich nicht, Valdemar. Noch nicht.«
    »Wie willst du die verschollenen Seiten der Lücke wieder zurückbekommen?«, fragte ich.
    »Indem ich das tue, was ich bereits vor langer Zeit hätte tun sollen, nämlich den Codex Regius wiederfinden«, sagte der Professor. »Auf diese Weise bringen wir sie dazu, aus ihren Löchern zu kriechen.«
    Es war Abend geworden. Ich machte mich auf den Heimwegzu meinem kleinen Mansardenzimmer in der Skt. Pedersstræde. Der Professor war beim Abschied niedergeschlagener gewesen als je zuvor. Ich hatte es ihm sogar von hinten angesehen, als er zu seinem Büro zurückgegangen war. Der Kopf war fast bis auf die Brust gesunken, die Schultern waren krumm und die Schritte kurz und schwer. Sein Stock, der bislang kaum Schritt mit ihm hatte halten können, stützte ihn jetzt stumm und geräuschlos.
    Ich warf mich völlig erschöpft ins Bett und war im nächsten Moment eingeschlafen. Ich schlief wie ein Stein bis zum späten Nachmittag des nächsten Tages. Ich brauchte lange, um mich wieder in der Realität zurechtzufinden, was nicht verwundern kann, wenn der Alltag so aus den Fugen gerät. Zunächst wusste ich überhaupt nicht, wo ich war oder an welchem Tag ich erwachte. Es dunkelte bereits wieder, und mir kam es so vor, als sei all das, was in Schwerin passiert war, ein langer unangenehmer Traum gewesen. Einen Augenblick verspürte ich unsägliche Erleichterung, aber im nächsten Moment brach alles wieder über mich herein, und ich wusste, dass unser Abenteuer weit davon entfernt war, ein Traum zu sein. Die Geschichte des Professors aus dem Shell-Gebäude, das dänische Mädchen Emma, der Raub des Codex Regius , das alles zog im Dämmerlicht eines unbekannten Tags an meinem inneren Auge vorüber, und ich empfand wieder dieses tiefe Mitleid mit dem Professor, das ich auf der ganzen Rückreise gespürt

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