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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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wir lange schweigend da. Vielleicht bin ich auch etwas eingenickt. Ich hörte nichts als die Atemzüge des Professors, ein kleines pfeifendes Geräusch. Sie hatten ihm gestattet, die Schnupftabaksdose zu behalten, und zweimal hatte er sich eine Prise genommen. Hin und wieder trommelte er langsam und ruhig mit dem Zeigefinger auf der Dose herum. Das tat er immer ganz unbewusst,wenn er tief in Gedanken war, und in der Zelle hier gab es wahrhaftig genug, worüber er nachdenken musste. Ich ließ mir all das durch den Kopf gehen, was er mir erzählt hatte, und fand es haarsträubend. Ich bemitleidete ihn zutiefst, in dieser furchtbaren Situation gelandet zu sein, und vielleicht verstand ich ihn jetzt, wo ich den Grund für seine Qualen kannte, etwas besser. Auf ihm lastete ein schreckliches Geheimnis, und zwar schon seit vielen, vielen Jahren, und das war nicht ohne Folgen geblieben.
    »Aber der Codex Secundus ? Was war damit?«
    »Ich glaube fest daran, genau wie andere, dass es eine zweite Pergamenthandschrift mit den Eddaliedern gegeben hat, eine Art Parallelhandschrift aus dem dreizehnten Jahrhundert«, sagte der Professor. »Das Sigrdrífa-Lied , das in der Lücke steht, gibt es in einigen Papiernachschriften aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, wie du weißt. Man geht davon aus, dass es aus dem Codex Regius abgeschrieben wurde, bevor die Lücke entstand, aber es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass eine zweite Handschrift existiert hat und dass die Abschrift daher stammt. Ich habe nach jedem Strohhalm gegriffen, der sich mir bot. Die Anmerkung über einen Codex Secundus in dem Brief von Ole Worm muss nichts Besonderes bedeuten, er kann einfach eine andere Abschrift gemeint haben oder vielleicht sogar eine ganz andere Handschrift.«
    »Und du hast auch nach dieser Parallelhandschrift gesucht?«
    »Ich bin immer auf der Suche, Valdemar. Deswegen befinden wir uns jetzt in dieser erbärmlichen Lage. Wir dürfen die Suche nie aufgeben. Sie ist es, die mich am Leben gehalten hat. Vor allem nach Gittes Tod.«
    »Du hast aber nichts über diese Parallelhandschrift gefunden?«
    »Nein«, sagte der Professor. »Also ich …«
    Er zögerte.
    »Also was?«
    »Also ich habe selbst eine angefertigt.«
    »Eine Pergamenthandschrift?!«
    »Ja.«
    »Nach dem Codex Regius ?«
    »Der Kürschner, der diesen Mantel für mich angefertigt hat, den ich immer trage, hat einige Häute extra für mich bearbeitet. Die habe ich auf die Größe des Codex Regius zugeschnitten, sie mit Ruß und anderem Schmutz bearbeitet, genau wie im Original, und an den Rändern beschädigt, an einigen Stellen nach dem Vorbild Löcher hineingemacht, ich habe auf den Rand gezeichnet, wo im Original etwas stand, die Marginalien hineingeschrieben und …«
    »Und was?«
    »… die Handschrift, so wie wir sie kennen, nachgeschrieben. Ich beherrsche die Schrift, ich kenne jede einzelne Seite wie die Linien meiner Hand …«
    »Hast du einen zweiten Codex Regius angefertigt?!«
    »Ich habe mich zunächst halbwegs im Spaß an ein paar Seiten versucht. Das ging problemlos. Und dann wurde immer mehr daraus.«
    »Und … Was …?«
    »Die Fälschung ist ziemlich gut«, sagte der Professor. »Ich habe sie an Leuten getestet, sogar an Experten, einem aus Dänemark und einem aus Schweden, die nichts gemerkt haben. Zuletzt habe ich das Buch dem Rektor der Kopenhagener Universität gezeigt, der es mit Ehrfurcht in die Hand nahm. Du hast gefragt, wie ich die Leute habe täuschen können. Ich habe dieses mein Werk manchmal genau dazu benutzt.«
    »Die Handschrift hält also einer genaueren Betrachtung stand?«
    »Bislang hat sie das getan.«
    »Und was hast du damit vor?«
    »Das wird sich herausstellen müssen.«
    »Kann sie wirklich den Codex Regius ersetzen?«
    »Möglich, falls nicht jemand sie einer ganz genauen Prüfung unterzieht. Ich bin recht zufrieden damit.«
    »Ich meine, sie kann doch nicht anstelle des Originals ausgestellt werden oder etwa doch?«
    »Selbstverständlich könnte sie das.«
    »Wo befindet sie sich jetzt?«
    »Bislang habe ich noch nicht gewagt, sie aus den Händen zu geben«, sagte der Professor. »Ich bewahre sie im Handschrifteninstitut auf. Ich habe auch schon manchmal mit dem Gedanken gespielt, sie in die Königliche Bibliothek zu bringen und so zu tun, als wäre nichts geschehen. Einfach so tun, als sei es der tatsächliche Codex Regius . Ich glaube, es könnte durchaus klappen. Ich will mich zwar nicht selbst loben,

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