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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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sie ohne einen Hauch von Selbstmitleid. »Ich fürchte, uns stehen finstere Zeiten bevor, und ich verfluche mich dafür, so alt und schwach zu sein.« Sie zeigte auf die Sessel an der Feuerstelle. »Bitte setzt euch«, sagte sie. Sie griff nach einer kleinen Kristallglocke, die auf dem Tisch stand, und läutete einmal. Einen Augenblick später betrat eine junges Mädchen, nicht älter als fünfzehn oder sechzehn, das Zimmer. »Bitte noch mehr Tee, Basya.« Das Mädchen verbeugte sich und ging wieder.
    »Wir halten dich nicht für alt«, sagte Baden lächelnd, »wir schätzen deine Erfahrung und deine Weisheit.« Jessamyn zog die Brauen hoch. »Wer klingt hier jetzt kriecherisch?«, meinte sie trocken und entlockte dem Eulenmeister damit ein Lachen. Sie drehte sich um und sah Jaryd an. »Wenn er heute nichts anderes im Sinn hat als diese Art von Komplimenten, dann spreche ich lieber mit dir, Jaryd. Wo kommst du her?«
    »Aus dem Nordwesten von Tobyn-Ser, Weise Jessamyn. Ein Dorf namens Accalia in Leoras Wald.«
    »Ja, davon habe ich gehört. Ist das nicht«, fuhr sie fort und warf dabei Baden einen Blick zu, »wo dein -« Sie hielt inne, ein Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, und dann wandte sie sich mit blitzenden Augen wieder Jaryd zu. »Aber selbstverständlich! Es besteht sogar eine gewisse Familienähnlichkeit. Weniger mit dir, Baden, als mit Lynwen. Besonders um die Augen. Deine Familie hat bereits einige wichtige Ordensmitglieder gestellt, Jaryd. Darauf kannst du sehr stolz sein.«
    »Ich danke dir, Weise Jessamyn«, erwiderte Jaryd und dachte nicht ohne Ironie, dass sie vermutlich mehr über diesen Teil der Familiengeschichte wusste als er. Die junge Dienerin kehrte mit einem Kristalltablett zurück, auf dem drei Teetassen und eine kleine Kanne standen, und während sie den süßen Kräutertee tranken, tauschten Baden und Jessamyn die neuesten Nachrichten über sich selbst und diverse Ordensmitglieder aus. Schließlich hörten sie auf zu sprechen und wechselten einen Blick, der ausgesprochen viel sagend war.
    »Es schien alles so viel einfacher zu sein, als wir noch jung waren«, sagte Jessamyn schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen, aber sorgenvollem Blick. »Oder bilde ich mir das nur ein?«
    »Es kam uns leichter vor«, stimmte Baden ihr mit einem müden Lächeln zu, »aber nicht, weil wir jünger waren. Der Orden hat seit tausend Jahren keinem solchen Problem mehr gegenübergestanden. Du und ich, wir haben nur das Glück, es zu erkennen«, fuhr er mit vor Sarkasmus triefender Stimme fort. Er warf Jaryd einen Blick zu. »Aber wir sollten uns nicht entmutigen lassen, Jessamyn. Wir stehen dieser Herausforderung nicht allein gegenüber. Es gibt junge Magier, die an unserer Seite kämpfen werden, und andere, wie Jaryd hier, die den Kampf weiterführen werden, falls wir versagen sollten.«
    Baden erhob sich, als wollte er aufbrechen, und Jaryd tat es ihm gleich.
    Jessamyn sah den jungen Mann freundlich an. »Es tut mir Leid, dass ich so trübsinnig bin, Jaryd. Ich hoffe, wir werden noch oft Gelegenheit haben, zu anderen, glücklicheren Zeiten miteinander zu sprechen.«
    »Das würde mir sehr gefallen, Weise Jessamyn. Es hat mich sehr gefreut, dich kennen zu lernen.« Jaryd hielt inne. Und dann fügte er hinzu, obwohl er nicht hätte sagen können, warum er das tat: »Ich möchte noch einmal wiederholen, was Meister Baden zuvor gesagt hat: Obwohl ich dem Orden noch nicht angehöre, weiß ich den Wert deiner Weisheit zu schätzen. Du kommst mir nicht alt vor, und ich werde dir gerne folgen - in welche Schlacht auch immer.« Sobald er seine Sätze beendet hatte, errötete er bei dem Gedanken daran, was er gerade gesagt hatte, und er konnte der Eulenweisen nicht mehr in die freundlichen Augen sehen. Aber Jessamyn stand auf und umarmte ihn. »Das war mutig gesprochen«, sagte sie. »Ich sehe nun, warum Baden dich als Schüler angenommen hat und dass es dabei nicht nur um Verwandtschaft ging. Dann ließ sie ihn los und wandte sich Baden zu. »Ich bin froh, dass du hier bist, Baden. Ich kann mir keine Versammlung ohne dich vorstellen.«
    »Hattest du wirklich bezweifelt, dass ich kommen würde?«, fragte Baden leise.
    »Eigentlich nicht. Aber ich weiß, dass mitunter Dinge dazwischenkommen.« Sie drückte Badens Hand. »Ich bin froh, dass du hier bist«, wiederholte sie.
    Baden und Jessamyn standen noch einen weiteren Augenblick beisammen, und dann ließ die Weise - es schien beinahe widerstrebend -

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