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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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seine Hand los. »Nun«, seufzte der Eulenmeister, »wir sollten uns lieber auf den Weg machen. Bis morgen, Jessamyn.«
    »Bis morgen. Leb wohl, Jaryd.«
    Baden und sein Neffe verließen das Zimmer der Eulenweisen und stießen dabei beinahe mit einem untersetzten, muskulösen Magier zusammen, der einen kurz geschnittenen Bart und langes blondes Haar hatte, das er im Nacken zusammengebunden trug. Auf seiner Schulter saß ein beeindruckender heller Falke mit einem rostbraunen Rücken und intelligenten Augen. Der Magier runzelte die Stirn und hätte beinahe geflucht. Aber als er Baden erkannte, nahm er sich mit sichtbarer Anstrengung zusammen.
    »Baden«, sagte er barsch, »entschuldige meine Eile. Ich muss unbedingt mit der Eulenweisen sprechen.« Dann warf er Jaryd einen kurzen Blick zu und schien ihn als unwichtig abzutun.
    »Schon gut, Orris«, antwortete Baden höflich. »Ich freue mich, dich wiederzusehen.«
    »Ich ebenfalls«, erwiderte Orris mit einem Nicken. Wieder bedachte er Jaryd mit einem Blick, der abermals bestenfalls geringschätzig war, dann drehte er sich um und klopfte an Jessamyns Tür.
    Jaryd sah Baden fragend an, und der Eulenmeister reagierte mit einem leichten Achselzucken und schlug dann vor, dass sie gehen sollten. Sobald sie draußen waren, führte Baden sie tiefer in den Hauptteil der Stadt. »Um was ging es denn da?«, fragte Jaryd, als sie miteinander durch die Straßen schlenderten, auf denen so viele Menschen unterwegs waren.
    »Meinst du Orris?«, erwiderte Baden. Wieder zuckte er die Achseln. »Ich bin selbst nicht sicher. Orris ist einer der Anführer einer kleinen Gruppe von Magiern, überwiegend junge Leute, die glauben, dass der Orden zu selbstzufrieden geworden ist und es ihm an einem wahren Zweck fehlt. Ich glaube, er sieht mich und die anderen älteren Ordensmitglieder als Hindernisse, die einer Veränderung entgegenstehen.«
    »Und, bist du das?«
    Baden warf seinem Schüler einen scharfen Blick zu, und einen Augenblick lang befürchtete Jaryd schon, den Eulenmeister verärgert zu haben. Aber als Baden schließlich antwortete, geschah das auf eher nachdenkliche Weise. »Ich kann verstehen, dass einige mich in diesem Licht betrachten. Eigentlich ist das komisch: Als junger Mann zählte ich zu den radikaleren Magiern. Ich sah jede Art von Ungerechtigkeit in Tobyn-Ser als Affront gegen den Orden und setzte mich für eine viel einflussreichere Rolle seiner Mitglieder bei der Regierung des Landes ein. Aber als ich älter wurde, begann ich zu erkennen, wie weise der Weg war, den Amarid für uns gewählt hatte. Wir dienen dem Land, weil unsere Kräfte mächtige Werkzeuge in Zeiten der Not sind. Aber ich glaube nicht, dass wir qualifiziert sind, Tobyn-Ser zu regieren, nur weil wir die Kunst der Magie gemeistert haben.«
    »Also«, meinte Jaryd, »ist Orris' Position ähnlich der von Theron.«
    Baden blieb stehen und sah seinen Neffen an. »Du musst sehr vorsichtig sein, wie du Therons Namen verwendest,
    Jaryd«, erklärte er ernst, wenn auch ohne Zorn. »Die Worte eines Magiers mit denen von Theron zu vergleichen bedeutet, dass du diesen Magier bezichtigst, gegen Amarids Gesetze zu verstoßen.«
    »So habe ich es nicht gemeint.«
    »Das weiß ich, aber du musst vorsichtig sein, besonders hier.«
    Jaryd nickte, und sie gingen weiter.
    »Dennoch«, sagte Baden nun leiser, »es liegt eine gewisse Wahrheit in dem, was du sagst. Die Angelegenheiten, die Theron und Amarid trennten, bilden auch den Kern unserer heutigen Streitigkeiten. Die Debatte wird nicht mehr so erbittert geführt und droht nicht, den Orden zu zerstören, wie es damals der Fall war. Und ich glaube ganz bestimmt nicht, dass Orris und seine Verbündeten Therons Arroganz haben oder planen, sich die Menschen des Landes zu Dienern zu machen. Aber der Orden versucht immer noch, seine Rolle und Stellung in Tobyn-Ser zu definieren. Als Schlichter von Streitigkeiten und Beschützer des Landes befinden wir uns auf einer Gratwanderung zwischen dem Dienst am Land und seiner Beherrschung. Wie so viele ältere Magier ziehe ich es vor, mich auf der dienenden Seite dieses Grats zu befinden; Orris hat sich für die andere entschieden.« Baden blieb wieder stehen, um in eine kleine Gasse zu spähen, die links von der Hauptstraße abbog. »Ich glaube, hier ist es«, sagte er und folgte dem Weg zwischen zwei Gebäuden hindurch.
    Da die Spätnachmittagssonne nun schon sehr schräg auf Amarids Dächer fiel, lag die Gasse im Schatten und war

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