Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
des Tisches.
»Ein vernichtendes Feuer in der kleinen Stadt Taima auf der Nordebene«, erwiderte Peredur. »Dies liegt allerdings schon wieder beinahe vier Wochen zurück; es ist also gut möglich, dass seitdem noch mehr geschehen ist, wovon wir nur noch nichts wissen.«
Baden und Jaryd wechselten einen Blick. Der Eulenmeister erhob sich. »Wir waren zu diesem Zeitpunkt dort«, verkündete er.
Unbehagliches Schweigen senkte sich herab. »Was sagst du da?«, wollte Orris wissen und beugte sich vor.
»Jaryd und ich trafen am Morgen nach dem Feuer in Taima ein«, erklärte Baden. »Wir waren auf dem Weg hierher, wir kamen aus Jaryds Heimatdorf in Leoras Wald. Ich habe Freunde in Taima, und das war gut so. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann wären wir vielleicht angegriffen worden. Die Bewohner von Taima misstrauten uns. Man könnte auch von Feindseligkeit sprechen.«
Jaryd bemerkte, dass einige Magier ihren Nachbarn wissende Blicke zuwarfen oder fragend die Brauen hochzogen, und er erkannte voller Zorn, dass sie tatsächlich Baden verdächtigten.
»Hatten sie Grund für diese Feindseligkeit?«, fragte Orris spitz.
»Ihre Stadt und ihre gesamten Getreidevorräte waren gerade von einem schrecklichen Feuer zerstört worden«, erwiderte Baden ruhig, »und der Zugang zu dem Wasser, das sie benötigt hätten, um die Flammen rechtzeitig zu löschen, war von den Tätern abgeschnitten worden. Ich verstehe ihren Zorn.«
»Das war es nicht, was ich meinte«, erwiderte Orris mit bedeutungsschwerer Stimme.
»Wie kannst du es wagen, Baden zu bezichtigen?«, schrie Jaryd den untersetzten Falkenmagier an und sprang so schnell auf, dass er dabei den Hocker umstieß.
»Jaryd!«, zischte Baden.
»Schüler Jaryd, setz dich bitte wieder hin«, bemerkte Jessamyn kühl. »Da du neu bei der Versammlung bist, möchte ich dich noch einmal daran erinnern, dass bei unseren Sitzungen nur Mitglieder des Ordens sprechen dürfen.« Abermals errötend nickte Jaryd und setzte sich schweigend wieder hin. Baden warf ihm einen tadelnden Blick zu, aber dann drückte er ihm kurz die Schulter. »Danke«, flüsterte er, »aber ich komme mit Orris schon zurecht.«
Bevor der Eulenmeister allerdings das Wort ergreifen konnte, traf Orris schon der Zorn des Ordensoberhaupts. »Obwohl es unangemessen von Jaryd war, einfach das Wort zu ergreifen, muss ich zugeben, dass ich seine Empörung teile! Diese verschleierten Anschuldigungen sind ausgesprochen unangemessen, Orris!«
»Bei allem Respekt, Weise Jessamyn«, begann Orris barsch und erhob sich bei diesen Worten, »es ist durchaus möglich, dass etwas, das in der Vergangenheit angemessen war, sich in unserer derzeitigen Situation als naiv und schwach erweisen kann.« Die Eulenmeister, die in Jessamyns Nähe saßen, setzten zum Widerspruch an, aber Orris brachte sie mit einem zornigen Blick zum Schweigen und fuhr fort. »Alle Beweise, die wir haben, lassen darauf schließen, dass sich innerhalb des Ordens ein Verräter und Mörder Unschuldiger befindet. Es ist einfach nicht der Zeitpunkt für Anstandsregeln.«
»Das mag sein, Orris«, gab Trahn zu. »Aber Baden hat nichts getan, um sich dieses Misstrauen zu verdienen. Warum hätte er nach dem Angriff noch am Schauplatz bleiben sollen, wenn er selbst es war, der Taima zerstörte?« Orris rieb sich über den Kinnbart. »Eine gute Frage«, gab er widerstrebend zu. »Ich habe meine Schlussfolgerungen vielleicht zu schnell gezogen.« Er warf Baden einen Blick zu und setzte sich dann abrupt wieder hin. Der Eulenmeister nickte, als nähme er eine Entschuldigung entgegen, aber Jaryd bezweifelte, dass Orris seine Worte wirklich so gemeint hatte.
»Baden, hast du in Taima noch irgendetwas über den Vorfall in Erfahrung bringen können?«, fragte einer der älteren Meister.
»Nein, nicht von den Einwohnern«, erwiderte Baden kopfschüttelnd. »Ich habe viele von ihnen geheilt, und dabei habe ich sie natürlich nach dem Angriff befragt. Aber niemand hat etwas gesehen oder gehört. Zumindest niemand aus Taima.« Er warf Jaryd einen raschen Blick zu, als wollte er ihn vorwarnen. »Aber in der Nacht zuvor hatte Jaryd eine Vision des Angreifers.« Nach einem Augenblick schockierten Schweigens brachen beinahe alle Versammelten in verblüffte Rufe und Fragen aus. Es dauerte einige Zeit, bis es Jessamyn gelang, die Ruhe wiederherzustellen. »Ich verbürge mich dafür, dass er niemanden mehr anschreit«, meinte Baden mit einem dünnen Lächeln, »und ich bitte darum,
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