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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Wirklichkeit aufzuzwingen, und dann spürte er, wie sich ein Muster ergab, eines, dem er folgen konnte. Zunächst geschah das langsam, aber mit jedem Augenblick wurde es leichter, etwas zu verstehen, und Jaryd spürte, wie das Chaos nachließ, als sein eigenes Bewusstsein sich in seinem Geist wieder festigte. Er stellte fest, dass er wieder mit seinen eigenen Augen sehen konnte. Der Falke - Ishalla! Irgendwie war dieser Name plötzlich da. Ishalla blieb in seinem Geist, aber er fühlte sich von ihrer Präsenz nicht mehr so überwältigt. Ihrer Präsenz! Er wusste irgendwie, dass Ishalla ein Weibchen war. Bilder und Gedanken flössen weiter durch seinen Kopf, aber sie wurden jeden Augenblick vertrauter. Er sah die Parnesheim-Berge und Tobyns Wald, die Nordebene und Taima, und schließlich und vollkommen unerwartet sah er sein Zuhause im weit entfernten Accalia. Seine Mutter war dort, ebenso wie Berael und Royden. Das Bild war so lebhaft, dass Jaryd das Gefühl hatte, die Hände ausstrecken und sie berühren zu können. Er musste das Bedürfnis, ihnen etwas zuzurufen, unterdrücken. Ihr Anblick erfüllte sie mit Freude, und das Herz tat ihm weh, weil sie ihm so fehlten. Er strengte sich so an, seine Gefühle zu beherrschen, dass er einige Zeit brauchte, um zu begreifen, dass dieses Bild ebenso wie die anderen von Ishalla kam. So, wie ihre Gedanken und Erinnerungen Teil seines Geistes geworden waren, waren seine Gedanken und Erinnerungen nun Teil von ihrem. Sie hatten sich aneinander gebunden. Nun war er wirklich ein Magier.
    Langsam und mit steifen Bewegungen kam er auf die Beine. Der Vogel regte sich nicht, saß so still da wie die Kristallstatuen oben auf der Großen Halle. Die Sonne war höher über die Lichtung gestiegen und hatte den Nebel weggebrannt. Jaryd hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber aus dem Sonnenstand schloss er, dass der Morgen beinahe vorüber sein musste. Die Magier hatten sich in Amarid zweifellos schon längst wieder versammelt. Jaryd bewegte sich vorsichtig, um den Falken nicht zu erschrecken, und ging auf ihn zu. Als er näher kam, war er bestürzt von Ishallas unglaublicher, wilder Schönheit, genau wie in dem Augenblick, als er zum ersten Mal das Bild von Amarids Falken an der Decke der Großen Halle gesehen hatte. Sie war so groß wie der größte Falke, den er am Vortag bei der Versammlung gesehen hatte. Ihr Rücken hatte einen bläulichen Grauton, und ihr langer grauer Schwanz hatte schwarze Streifen. Brust und Bauch waren hell und fein gezeichnet. Und ihr Kopf, mit seiner schwarzen Kappe und einem weißen Streifen über jedem roten Auge, ließ sie intelligenter und willensstärker wirken als jeden anderen Vogel, den Jaryd je gesehen hatte. Immer noch mit langsamen Bewegungen, näherte sich Jaryd zitternd dem Vogel. Er blieb direkt vor Ishalla stehen und streckte den Arm aus. Ohne zu zögern, sprang sie darauf. Jaryd zuckte zusammen, als sie ihre kräftigen Krallen in seinen Arm bohrte, durch Hemd und Haut hindurch. Dennoch, trotz des Schmerzes und seines unaufhörlichen Zitterns, gelang es ihm, den Arm einigermaßen ruhig zu halten. Für ihre Größe fühlte sich Ishalla überraschend leicht an. Unfähig, den Blick von dem Vogel abzuwenden, grinste Jaryd nun vor Entzücken. Wenn nur seine Familie ihn jetzt sehen könnte! Selbst Bernel hätte sicher gelächelt beim Anblick seines Sohnes mit einem so wunderbaren Vogel auf dem Arm. Jaryd konnte es kaum erwarten, Badens Miene zu sehen.
    »Ich bin ein Magier«, sagte er laut, genau wie am Abend zuvor. Und dann, als wollte er es noch einmal bestätigen, sprach er ihren Namen aus. »Ishalla. Ich weiß, dass du Ishalla heißt.« Zur Antwort sprang der Falke auf seine Schulter und begann sich zu putzen, schien sich offenbar so wohl zu fühlen, dass Jaryd laut lachen musste. Wieder bohrten sich Ishallas Krallen in seine Schulter, und Jaryd spürte, wie ihm ein kleines Blutrinnsal über den Rücken lief, aber das war irgendwie unwichtig.
    »Wir sollten gehen«, sagte er zu ihr. »Bei all dem Hin und Her des letzten Abends habe ich das Gefühl, dass wir ziemlich weit von Amarid entfernt sind.«
    Ein Bild erschien in seinem Geist: Er flog rasch zwischen den Bäumen hindurch, schlug einen kleineren Vogel, kehrte um und fand die Beute am Boden, zerriss sie. Ja, sandte Jaryd zurück, und die Verbindung fühlte sich sowohl seltsam als auch aufregend an, ich verstehe. Können wir uns unterwegs treffen? Dann mache ich mich schon mal auf den

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