Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
weiteres Wort verließ er die Lichtung.
Calbyr sah zu, wie das Schimmern des Cerylls im Wald verschwand, und dabei spürte er, wie sich in seinem Bauch etwas entspannte. Wenn das hier vorbei ist, sagte er sich abermals, dann bringe ich ihn um.
Er ging schnell. Zu schnell. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, und bei diesem Tempo würde er zu bald wieder in Amarid sein. Er blieb stehen und versuchte sich zu beruhigen. So reagierte er immer auf Calbyr: Er wurde gereizt und sagte Dinge, die er nicht meinte. Er wusste nicht, was ihn an diesem seltsamen Mann aus Lon-Ser so störte. Tatsächlich waren sie einander recht ähnlich, dachte der Magier bedauernd. Vielleicht war das das Problem. Sie waren einander zu ähnlich. Und wenn man die Bösartigkeit bedachte, die der Magier stets in Calbyrs dunklen Augen entdeckte und die sich am Rande des Wahnsinns bewegte, dann war das ziemlich furchteinflößend.
Es war nicht zu leugnen, dass ihm Calbyr und seine Leute in dem Jahr, seit er ihnen im Westen Tobyn-Sers zum ersten Mal begegnet war, ausgesprochen nützlich gewesen waren. Und er war ihnen zweifellos ein wertvoller Verbündeter. Sie brauchten jemanden, der den Orden wirklich verstand. Und er brauchte jemanden außerhalb, der ihm helfen konnte, seine Rivalen im Orden zu vernichten. Aber Verbündeter oder nicht, er traute dem Ausländer nicht, und ganz sicher mochte er ihn nicht. Er wusste, dass die verbalen Scharmützel, denen sie sich bei jeder Begegnung hingaben, unproduktiv waren, vielleicht sogar gefährlich. Aber er konnte einfach nicht anders. All seine Selbstbeherrschung, mit der er seinen Verrat während der Versammlungen oder bei Gesprächen mit anderen Magiern verbarg, schien sich in Luft aufzulösen, wenn er Calbyr gegenüberstand.
Dennoch, es schien alles nach Plan zu laufen. Die Angriffe, die Calbyr und die anderen durchführten, hatten die gewünschte Wirkung. Die Menschen überall im Land hatten das Vertrauen zum Orden verloren, und der Orden zeigte erste Anzeichen des Zerfalls. Und dann war da noch Baden ...
Der Magier lächelte, als er etwas ruhigeren Schrittes weiterging.
»Baden, du hast mich über meine wildesten Träume hinaus beschenkt«, sagte er in die Nacht hinaus.
Seit Monaten hatte er sich überlegt, wie er Baden und Jessamyn loswerden könnte. Die anderen waren dumm und schwach. Wegen denen machte er sich keine Sorgen. Aber diese beiden ... Er wusste, dass Jessamyn von den anderen Magiern geliebt wurde, dass sie treu zu ihr standen, und diese Emotionen konnten den Orden unter der Führung eines weisen Oberhaupts einigen und stärken - er musste zugeben, dass die alte Hexe tatsächlich über eine gewisse Weisheit verfügte. Baden stellte eine andere Art von Gefahr dar. Zu anderen Zeiten, an einem anderen Ort, dachte der Magier mit einem ironischen Lächeln, hätte er Baden vielleicht gemocht. Der Eulenmeister war zwar ziemlich aufgeblasen, aber er hatte Sinn für Humor, war intelligent und überzeugend, und er war mächtiger, als die meisten anderen begriffen. Der Magier lachte - wieder sah es so aus, als hätte er viel zu viel mit einem Feind gemeinsam. Aber nun zählte nur, dass Baden ihm ein Mittel an die Hand gegeben hatte, um seine gefährlichsten Feinde im Orden zu vernichten: Therons Hain. Wenn er ehrlich war, fand er den Gedanken an diese Reise unangenehm. Er mochte mächtig sein, aber ihm war klar, dass er niemals gegen Therons Geist ankommen könnte. Seine Freude über die Möglichkeit, die sich ihm eröffnet hatte, war jedoch viel größer als seine Angst. Und als er daran dachte, fiel ihm noch etwas ein, was Baden heute bei der Sitzung in der Großen Halle gesagt hatte. Der junge Jaryd, so hatte Baden vorhergesagt, würde eines Tages viel mächtiger sein als jeder andere Magier in der Halle. Typisch Baden, mit dem Potenzial seines Schülers zu prahlen, dachte der Magier verächtlich.
Vielleicht war es wirklich nur Prahlerei gewesen, vielleicht hatte er übertrieben. Aber dieses Risiko konnte der Magier nicht eingehen, und als Baden gebeten hatte, den Jungen mit zu Therons Hain nehmen zu dürfen, hatte er ihm auch eine Lösung für dieses Problem geliefert. Wenn nötig, würde er sich Baden bei seinen Bemühungen, den Jungen in die Delegation aufzunehmen, anschließen, selbst wenn dieser Jaryd noch nicht flügge war, und dann würde der Schüler zusammen mit den anderen sterben.
Noch bevor er vollkommen wach war, als die Geräusche des Flusses und des Morgens im Wald gerade erst
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