Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
gelegt.
Sie brachten so viel sie konnten über die schmale Treppe in die Versammlungshalle hinunter. Als Jessamyn sie erblickte, schickte sie rasch zwei Diener, um den Rest zu holen. »Sartol und Alayna sind vor kurzem mit den Vorräten zurückgekehrt«, berichtete die Eulenweise zufrieden. »Sie sind in der Küche und sortieren alles, und sie werden sicher beim Packen Hilfe brauchen.«
Jaryd setzte dazu an, in Richtung Küche zu gehen, aber Baden hielt ihn auf. »Eulenweise«, sagte der Eulenmeister, »ich ... ich muss mich noch um eine andere Angelegenheit kümmern, aber Jaryd wird Sartol und Alayna gerne helfen.«
Baden und die Eulenweise wechselten einen Blick, bevor Jessamyn wissend nickte und ein kleines Lächeln um ihre Mundwinkel spielte. »Selbstverständlich, Baden. Das hätte ich beinahe vergessen. Geh und kümmere dich um deine Angelegenheiten. Die drei werden schon mit dem Packen fertig.«
»Warte!«, rief Jaryd, als Baden sich zum Gehen wandte. »Du kannst mich doch nicht alleine mit...«
»Gibt es ein Problem, Jaryd?«, fragte Jessamyn, während Baden ihn nur geduldig ansah.
»Äh, nein«, erwiderte Jaryd zögernd. Er hielt inne und holte tief Luft. »Nein, Eulenweise«, sagte er resigniert, »es ist alles in Ordnung.«
»Gut. Sie warten in der Küche schon auf dich.« Baden grinste breit. »Grüße Sartol und Alayna von mir«, sagte der Eulenmeister.
Jaryd bedachte seinen Onkel mit einem säuerlichen Blick, dann wandte er sich ab und ging in die Küche. Er fand Alayna und Sartol vor einer langen weißen Marmortheke, auf der sie die Unmengen von Lebensmitteln ausgebreitet hatten, die sie erworben hatten. Trockenfrüchte, Käse, Fladenbrot, Räucherfleisch und Weinschläuche lagen auf der Steinoberfläche. Die Satteltaschen und die anderen Ausrüstungsgegenstände, die Jaryd und Baden vom Speicher geholt hatten, waren bereits in die Küche getragen und auf dem Boden neben der Theke gestapelt worden. Die beiden Magier blickten von ihrer Arbeit auf und sahen Jaryd an, als dieser die Küche betrat. Alayna wandte dann ihre Aufmerksamkeit rasch wieder dem Packen zu, aber Sartol begrüßte Jaryd aufs Freundlichste und erzählte ihm alles über den Markt, den sie besucht hatten, und machte ihm und Baden Komplimente für ihre ausführliche Suche auf dem Speicher. Der Gedanke daran, wie unbeholfen seine bisherigen Gespräche mit Alayna verlaufen waren, ließ Jaryd einen langen Nachmittag befürchten. Aber es gab viel zu tun, und die jungen Leute fanden kaum Zeit, miteinander zu reden. Unter Sartols kritischem Blick füllten sie die Satteltaschen, und während Alayna still und sachlich blieb, beantwortete Jaryd Sartols zahllose Fragen über Accalia, seine Kindheit und seine Reise mit Baden. Auf diese Weise verging der Nachmittag recht schnell. Schließlich hatte Jaryd auch den letzten Rest der Ausrüstung eingepackt.
Er folgte Sartol und Alayna zurück in die Versammlungshalle, wo sich Baden und Trahn mit Jessamyn, Peredur und mehreren anderen Magiern unterhielten. Mit einem höflichen Dank an Sartol, der begonnen hatte, sich mit einem Eulenmeister zu unterhalten, den Jaryd nicht kannte, und einem raschen Blick zu Alayna, die ihm weiterhin auswich, ging Jaryd zu Baden und Trahn. Seine Freunde machte ihm in ihrem Kreis Platz, aber sie fuhren mit ihrem Gespräch fort, das sich, wie Jaryd bald begriff, um eine hitzige Auseinandersetzung drehte, die zwei Magier vor ein paar Jahren bei einer Versammlung gehabt hatten und bei der es um einen recht obskuren Protokollpunkt gegangen war; aus dem Streit war schließlich eine bittere persönliche Fehde geworden. Jaryd kannte nur wenige der Namen, die er hörte, und verlor rasch das Interesse.
Er sah sich in der Halle um. Das Licht war bereits schwächer geworden, und während es draußen dunkel wurde, betraten mehr und mehr Magier den Versammlungssaal. Bald schon kamen die Diener aus dem Hinterzimmer und begannen, Dutzende von Kerzen zu entzünden, die sie in Halter steckten und an den Wänden in gleichmäßigen Abständen verteilten. Während Jaryd dabei zusah, bemerkte er Orris, der allein in einer abgelegenen Ecke der Kammer stand und den Kreis von Magiern anstarrte, zu dem Jaryd gehörte. Der untersetzte Magier wandte den Blick ab, als er begriff, dass Jaryd ihn ansah. Aber seine Miene bewirkte, dass Jaryd sich unbehaglich fühlte und überrascht feststellte, dass der barsche Falkenmagier ihm Leid tat.
Einen Augenblick später stand Jessamyn auf und stieß
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