Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
aufbrechen. Es würde leichter werden, wenn sie erst einmal unterwegs waren. Seine Angst verging langsam, und er spürte, wie der Schlaf näher rückte. Aber als er endlich einschlief, wurde er immer wieder von Träumen von einer dunklen Gestalt mit einem leuchtend blauen Ceryll heimgesucht.
Als Baden, Trahn und Jaryd am nächsten Morgen in die Versammlungshalle kamen, hatten die Vorbereitungen für die Abreise der Delegation und die Zusammenstellung der Patrouillen bereits begonnen. Jessamyn und Peredur saßen am Kopf des ansonsten leeren Ratstisches und wiesen den Magiern und Dienern der Großen Halle Aufgaben zu und koordinierten das Beschaffen und Packen von Vorräten. Als Jaryd auf dem Weg zur Eulenweisen nach links schaute, bemerkte er, dass man das Fenster notdürftig mit einem dünnen hellen Brett vernagelt und die Scherben entfernt hatte.
Die Weise und ihr Erster blickten auf, als die drei Magier näher kamen. »Ah, Trahn!«, rief Jessamyn erleichtert. »Wir haben schon auf dich gewartet. Würdest du bitte die Pferde für die acht Mitglieder der Delegation aussuchen? Niemand im Orden kennt sich mit Pferden besser aus als du.«
»Selbstverständlich, Weise Jessamyn«, antwortete Trahn mit seinem vertrauten breiten Grinsen. »Ich habe schon ein eigenes Pferd, und ich kenne einen Händler, der immer gute Tiere hat und, was noch wichtiger ist, mir einen Gefallen schuldet.«
»Gut«, sagte die Eulenweise. »Sag deinem Freund, man wird ihm die Tiere gut bezahlen. Baden und Jaryd«, fuhr sie fort und wandte sich den beiden zu, »Sartol und Alayna haben sich schon aufgemacht, um Vorräte für die Reise zu besorgen. Ich möchte, dass ihr beiden ein paar Kochutensilien und andere Ausrüstungsgegenstände packt, von denen ihr glaubt, dass wir sie brauchen werden. Ich glaube, auf dem Speicher des Hinterzimmers gibt es noch jede Menge alter Ausrüstungsgegenstände, und alles, was ihr dort nicht finden könnt, könnt ihr auf dem Markt kaufen. Wenn Sartol und Alayna mit dem Essen zurückkehren, können sie euch helfen, alles zu packen.«
»Gern, Eulenweise«, sagte Baden mit einem Nicken, und nachdem sich Trahn, seinen kastanienbraunen Falken auf der Schulter, zum Pferdehändler aufgemacht hatte, gingen Baden und Jaryd zum Ende der Großen Halle. »Kochutensilien?«, flüsterte Jaryd.
Baden grinste. »Jessamyn und Peredur haben viele Jahre in der Halle gewohnt«, erklärte er leise. »Sie haben sich an die Bequemlichkeiten des Lebens hier gewöhnt. Ich denke, sie haben ein Recht darauf - du nicht?«
Jaryd nickte.
»Aber lass dich davon nicht täuschen«, warnte Baden. »Die beiden sind zäher, als sie aussehen.«
»Da bin ich sicher«, sagte Jaryd lächelnd. Etwas anderes, das Jessamyn gesagt hatte, weckte allerdings seine Neugier. »Wenn Magier kaum Geld haben, wie du mir neulich erzählt hast«, meinte er, »wie kann sich Jessamyn es dann leisten, für die Pferde und die Ausrüstung zu zahlen?«
»Einzelne haben kein Geld«, erklärte Baden, »aber der Orden verfügt über gewisse Reserven an Gold und Silber.«
Sie blieben am Fuß einer schmalen, steinernen Wendeltreppe stehen, die zu einem kleinen Lagerbereich führte. »In den frühen Tagen des Ordens haben Städte und Dörfer oft Tribute als Dank für die Dienste der Magier geschickt«, fuhr der Eulenmeister fort. »Später, nach den ersten Abboriji- Invasionen vor mehreren hundert Jahren, trug der Orden kurze Zeit die Verantwortung für die Ausrüstung einer Armee, und er sammelte Geld in einigen der größeren Städte. Die Tempel erhoben Einspruch, und die Armee wurde schnell wieder aufgelöst, aber als der Orden versuchte, das Geld zurückzugeben, weigerten sich viele Städte, das Geld wieder zu nehmen. Stattdessen haben sie sogar noch mehr geschickt, vielleicht, weil sie das Gefühl hatten, dass es ihnen irgendwie mehr Sicherheit verschaffen könnte. Wie auch immer«, fuhr Baden fort, »im Lauf der Jahre ist der Orden zu großem Wohlstand gekommen, dessen er sich bis heute immer wieder bedient.«
»Sollten wir nicht zurückgeben, was wir nicht brauchen?«, fragte Jaryd.
Baden lächelte. »Das tun wir«, versicherte er seinem Neffen, »auf unsere Weise.« Der Eulenmeister bedeutete Jaryd voranzugehen, und dann folgte er ihm die Wendeltreppe hinauf.
Jaryd war nicht sicher, was er vom Speicher der Großen Halle erwartet hatte, aber ganz bestimmt keine so große Ähnlichkeit mit dem Speicher seines Elternhauses. Trotz des schönen Marmorbodens und der
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