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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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der Nähe sind, verändert
sich alles. Wunder geschehen.«
    Took bemerkte
den aggressiven Tonfall des Brasilianers. Aber er würde nichts über den Traum
erzählen, in dem er mit seinem Engel gesprochen hatte, denn er war Paulo keine
Erklärung schuldig.
    »Und schließlich«, ergriff Took wieder das Wort, »gibt es die Engel.«
    Vielleicht wusste der Brasilianer
über dieses Thema nichts, obwohl er über die anderen einiges zu wissen schien. Took machte eine lange Pause. Schwieg, betete leise, dachte
an seinen Engel und hoffte, dass dieser jedes Wort mitbekam. Und er bat seinen
Engel auch, ihm zu helfen, alles ganz klar und deutlich sagen zu können, denn
es war so schwierig, das zu erklären.
    »Engel sind tätige Liebe. Die nie
stillsteht, die kämpft, um zu wachsen, die jenseits von Gut und Böse ist. Die
alles verschlingende, alles zerstörende, alles verzeihende Liebe. Die Engel
sind aus dieser Liebe gemacht, und sie sind zugleich deren Boten.
    Die Liebe des Todesengels, der eines
Tages unsere Seele mitnehmen wird, und die des Schutzengels, der sie wieder
zurückbringt. Tätige Liebe.«
    »Liebe im Kriegszustand«, sagte
sie.
    »Es gibt keine Liebe in Frieden.
Wer in der Liebe Frieden sucht, ist verloren.«
    >Was versteht so ein junger Kerl
schon von der Liebe?<, dachte Chris. >Er lebt allein in der Wüste und ist
möglicherweise noch nie verliebt gewesen.< Dennoch konnte sie sich, sosehr
sie sich auch bemühte, an keinen einzigen Augenblick erinnern, in dem Liebe
ihr Frieden gebracht hatte. Sie war immer mit Schmerzen, Ekstasen, intensiver
Freude und tiefer Trauer verbunden gewesen.
    Took wandte
sich an beide:
    »Lasst uns eine Weile schweigen,
damit unsere Engel die Liebe hinter unserem Schweigen hören.«
    Chris dachte weiter über die Liebe
nach. Ja, der junge Mann schien recht zu haben, obwohl sie hätte schwören mögen,
dass er das alles nur theoretisch wusste.
    >Die Liebe gibt nur Ruhe, kurz
bevor sie stirbt. Wie eigenartig.< Wie eigenartig war das alles, was sie da
gerade erlebte, vor allem dieses Gefühl, dass »ihre Seele gewachsen« war.
    Sie hatte Paulo nie gebeten, ihr
etwas beizubringen - sie glaubte an Gott, und das reichte. Sie respektierte die
Suche ihres Mannes, aber möglicherweise - weil er ihr so nahe stand oder weil
sie wusste, dass er Fehler hatte wie alle anderen Menschen auch - hatte sie
sich nie dafür interessiert.
    Bei Took aber war das anders. Er hatte gesagt: »Versuche, zum Horizont zu blicken! Achte
auf dein >zweites BewusstseinSeele gewachsen war, hatte sie herausgefunden, wie gut diese Suche war und wie
viel Zeit sie vergeudet hatte.
    »Warum müssen wir mit unseren
Engeln sprechen?«, fragte Chris in die Stille hinein.
    »Damit wir mit ihnen die Welt
entdecken.«
    Took störte
ihre Frage nicht. Wenn sie sie jedoch Paulo gestellt hätte, wäre er verärgert
gewesen.
    Sie beteten ein Vaterunser und ein
Ave-Maria. Dann sagte der Amerikaner, sie könnten wieder hinuntersteigen.
    »War's das schon?« Paulo war
enttäuscht.
    »Ich wollte euch hierher bringen,
damit mein Engel sieht, dass ich getan habe, was er mir befohlen hat«,
antwortete Took . »Mehr kann ich euch nicht
beibringen. Wenn ihr noch mehr wissen wollt, dann fragt die Walküren.«
     
    D ie
Rückfahrt verlief unter bedrücktem Schweigen - das nur von den Anweisungen Tooks - »links, rechts« - unterbrochen wurde. Keiner wollte
reden - Paulo, weil er fand, dass Took ihn
hereingelegt habe; Chris, weil sie fürchtete, Paulo könnte wegen ihrer
Bemerkungen verärgert sein und finden, sie würde alles kaputtmachen; und Took , weil er wusste, dass der Brasilianer enttäuscht war
und deshalb nicht über J. und dessen Techniken sprechen würde.
    »Du weißt, dass du dich in einem
Punkt geirrt hast«, sagte Paulo, als sie beim Wohnwagen angelangt waren. »Wir
haben gestern keinen Engel getroffen. Es war ein Typ mit einem Lastwagen.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde
glaubte Chris, dass es auf diesen Satz keine Antwort geben würde - die Feindseligkeit
zwischen den beiden wurde immer spürbarer. Der Amerikaner ging auf sein »Haus«
zu, wandte sich dann aber plötzlich um.
    »Ich werde dir eine Geschichte
erzählen, die mein Vater mir erzählt hat«, sagte er. »Ein Meister und sein
Schüler wanderten durch die Wüste, und der Meister lehrte ihn, dass sie immer
auf Gott vertrauen könnten, denn Er werde sich um alles kümmern.
    Als die Nacht hereinbrach,
schlugen sie ein Lager

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