Coffee, Love & Sugar - Roman
unser Schicksal vorherbestimmt ist und wir keinerlei Wahl dabei haben. Und ich sage auch, wenn du für dich beschließt, dass die Tarotkarten sagen, dass ich nicht dein Seelenfreund oder dein ewiger Irgendwas bin, dann machst du daraus vielleicht eine selbst erfüllende Prophezeiung.«
»Mister Klugquatscher!«, bezichtigte ich ihn und wünschte mir sofort, ich hätte einen automatischen Ohrfeigenausteiler, den ich an mir selbst einsetzen könnte. Ich klang gerade genauso doof wie Nancy, die Sid und mir immer bescheuerte Namen gibt, wenn wir etwas total Kluges gesagt haben und ihr auf die Schnelle keine ebenso kluge Antwort einfällt. Deshalb heißt Sid oft »Mister Direktor Superwichtig« und ich werde zu »Miss Teenie-Alptraum«.
»Mister Klugquatscher«, wiederholte Shrimp und lachte, als hätte ich gerade eine völlig neue, noch unbekannte uncoole Ebene erreicht. »Cyd Charisse, du bist einfach zuckersüß.«
Er beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen, und ich musste auch kichern. Streit vergessen. Ich streckte ihm die Arme entgegen und er kuschelte sich hinein. Wir haben Es nicht getan. Haben nur den Mond und die Sterne durch das Schiebedach angeschaut, während Shrimp einen Rap in mein Ohr flüsterte: Mister Klugquatscher. Herrscher über interdimensionalen, planetarischen, zündenden Wortreichtum, Ei-Ei-Einfallsreichtum. Cyd Charisse und Shrimp im Land der großen Worte, fliegen durch vielsilbige, jambische Pentameter-Orte – und Haikus. Warum nur Jugendgericht, Verwahrung, Bewahrung. Klugquatschen.
Als er fertig war, flüsterte ich ihm ins Ohr: »Ich liebe dich.«
»Ja«, murmelte er mit dieser tiefen, sexy Stimme: »Dito.«
Für einen kleinen Typen konnte er ein Mädchen ziemlich gut warm halten.
Kapitel 9
Nachdem Shrimp mich zu Hause abgesetzt hatte, ging ich durch die Hintertür ins Haus. Sid und Nancy waren im Arbeitszimmer, unterhielten sich und tranken Martini. Sie mussten einen richtig schweren Tag gehabt haben, denn normalerweise trinkt Sid nur die Martinis, die ich für ihn mache.
Als ich noch kleiner war, hat Sid mir immer einen Dollar dafür gegeben, dass ich ihm einen Martini gemacht und die Spitze der Zigarre abgeschnitten habe, die er am Abend rauchte. Sid sagt, ich bin seine perfekte Schöpfung, nur ich mache den perfekten Martini.
Nancy sagte zu Sid: »Na ja, wenigstens geht sie nicht mit einem Drogendealer aus oder taucht hier schwanger auf. Dafür sollten wir immerhin dankbar sein.«
Ich war kurz davor, ein gewaltiges »HAH!« auf der anderen Seite der Mahagoni-Schiebetür loszulassen.
»Nancy«, sagte Sid. Ein wohliges Gefühl von Behaglichkeit und Geborgenheit überkam mich, das offensichtlich von dem Zigarrengeruch ausgelöst wurde. »Entspann dich! Ich glaube, die wilden Zeiten des kleinen genesenden Teufelsbratens sind vorbei. Offen gesagt verstehe ich nicht, warum du dir wegen dieses Jungen solche Sorgen machst. Seit sie zusammen sind, ist es ihr immerhin gelungen, nicht wegen Ladendiebstahls verhaftet zu werden und nicht von der Schule zu fliegen. Er ist doch ein ganz netter Kerl. Wusstest du, dass er halbtags im Java-Hutt-Café am Ocean Beach arbeiten will? Es tut einem jungen Menschen gut, wenn er einen Job hat.«
»Sie verbringt ihre ganze Zeit mit ihm!«, kreischte Nancy. »Wir wissen gar nichts über seine Familie. Bei diesem Justin kannten wir wenigstens die Familie.«
»Meiner Meinung nach war Justin Cyd Charisses Problem, nicht dieser Shrimp.« Das schmutzige kleine Geheimnis unserer Familie ist, dass Sid zwar all seine Kinder liebt, aber ich bin sein Liebling. Nancy gegenüber verteidigt er mich immer. Das macht sie wahnsinnig.
»Woher weißt du denn so viel über diesen Jungen , Mister Empathie-Blitz?«
»Wenn du dich tatsächlich mal ein bisschen mit ihm unterhalten würdest, statt nur finster seine Haare, seine Klamotten oder sein Nuscheln zu kritisieren, würdest du ihn vielleicht auch besser kennen. Kinder sind wie Hunde, Nancy. Sie wissen, wer ihre Freunde sind.«
»Aber ...«, stöhnte Nancy.
»Das reicht!«, sagte Sid.
Und somit dankte Cyd ihm im Stillen und ging nach oben in ihr Zimmer. Wahnsinn, er hatte sich wirklich für Shrimp stark gemacht. Ich weiß hundertprozentig, dass Sid jedes Mal vor Entsetzen schaudert, wenn er Shrimps platinblonde Stachelfrisur und seine Haifischzahnkette sieht. Wahrscheinlich wollte Sid Nancy nur widersprechen. Auf diese Weise kommen sie miteinander aus.
Als ich in mein Zimmer kam, ließ ich mich auf mein
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