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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Binz eine Villa an der Strandpromenade erstanden. Ein Zweikommafünf-Millionen-Objekt! Geld scheint keine Rolle zu spielen. Oben wohnt er, unten plant er. Und solange bleibt die Henrietta halt in Sassnitz. Als das Wetter besser war, schipperte er wenigstens dann und wann hoch zum Kap Arkona, auch rüber nach Dänemark und Schweden. Die letzte Zeit scheint er sich allerdings nur noch um das Prora-Projekt zu kümmern.“
    „Was will er daraus machen?“ Pohl konnte es offensichtlich immer noch nicht glauben.
    „Genaues weiß man nicht. Man spricht von einem verbundenen Projekt, multidisziplinär, interaktiv, generationsübergreifend, irgend so was. Schulen, Heilen, Pflegen, Wohnen, Kultur, Sport, Hobby – alles unter einem Dach.“
    „Schwer zu glauben, dass der in die Entführung der Kinder verwickelt ist. Oder sehe ich das falsch?“ Steiner schaute sich in der Runde fragend um.
    „Das ist genau der Punkt, der der Bundespolizei das Eingreifen außerordentlich erschwert, wenn nicht unmöglich macht.“ Heintges sah Schöller mit erkennbarem Bedauern an. „Solange die Kinder nicht an Bord der Henrietta tatsächlich aufgefunden werden, können wir überhaupt nichts machen, Herr Kollege. Das Prora-Projekt hat in Mecklenburg-Vorpommern einen enormen Stellenwert. Seitdem Dolittle damit in Schwerin vorstellig wurde, geben sich bei ihm die Landesminister die Klinke in die Hand. Hinzu kommt, dass er vor vier Wochen an Bord der Henrietta einen Empfang für die Landesregierung gab. Auch der Ministerpräsident gab sich die Ehre. Das Schiff ist vorher vom LKA vom Außensteuerstand bis zur Bilge auf den Kopf gestellt worden. Nirgends gab es einen Hinweis auf die Mädchen! Man wäre auf sie oder ihre Spuren gestoßen, hätten sie sich an Bord befunden! Und noch etwas: Dolittle hatte einer Leumunds- und Bonitätsprüfung ausdrücklich zugestimmt. Das ist bei einer solchen Projektgröße, vor allem bei finanziellem Engagement des Landes, üblich. Die Überprüfung schließt ein amtliches Führungszeugnis ein. Dolittle ist nie auffällig geworden! Im Gegenteil! Er ist sozial engagiert, hat in der Karibik gerade einen Bildungsfonds für Unterprivilegierte ins Leben gerufen. Wie sollen wir unter diesen Bedingungen eine Polizeiaktion begründen – dies auch noch unter Missachtung des üblichen Amtshilfeverfahrens! –, ohne in Schwerin einen Tsunami auszulösen? Meine Herren, die Aktion würde umgehend von höchster Ebene unterbunden. Nichts wäre erreicht!“
    Schöller war während der durchaus einleuchtenden Ausführungen zunehmend nervöser geworden. Sie waren unmittelbar vor dem Ziel! Scheiß‘ auf das Amtshilfeverfahren – die Aktion durfte nicht scheitern! War Heintges etwa auch so ein verdammter Sesselfurzer? So sah der doch gar nicht aus! Sie blickten sich in die Augen. „Heißt das, Kollege Heintges, dass wir nicht auf die Unterstützung der Bundespolizei rechnen können?“
    „Jedenfalls nicht in der Form, wie Sie das möglicherweise erwarten. Wenn Sie ohne Einwilligung des Skippers an Bord gehen, kann ich Ihnen keine offizielle Unterstützung gewähren. Aber das wissen Sie doch selber …“
    „Warum sind Sie dann hier?“ Schöller war ihm erregt ins Wort gefallen. Er sah seine Felle davonschwimmen.
    „Weil ich Ihnen helfen will.“ Heintges Blick ruhte gelassen auf Schöller. Ihn schien die Aufgebrachtheit des rheinischen Kollegen nicht zu irritieren.
    „Wenn ich hier mal kurz eingreifen darf, meine Herren.“ Kapitänleutnant Steiner hielt es offensichtlich für angebracht, den sich abzeichnenden Konflikt im Keime zu ersticken. Er musterte Schöller skeptisch. „Polizeihauptkommissar Heintges befindet sich hier, weil ich ihn darum gebeten habe. Ist Ihre Frage damit hinreichend beantwortet?“
    Steiner ließ keinerlei Zweifel aufkommen, wer hier das Sagen hatte. Schöller begriff auf Anhieb. Er hätte zwar liebend gern ‚dem Kollegen im Matrosenanzug‘ eins ‘reingewürgt, aber nun war Disziplin gefordert. „Ist angekommen, Herr Kapitänleutnant.“
    Steiner nickte, schien mit der Reaktion zufrieden. „Es handelt sich hier um eine Polizeiaktion, die Einsatzmöglichkeit der Streitkräfte ist im Grundgesetz geregelt. Und das sagt in diesem Fall: Es gibt keine. Das wissen Sie selbst am besten. Was wir hier tun, dient allein dem Schutz der beiden Mädchen. Dieser Sachverhalt dient der moralischen, nicht der gesetzmäßigen Rechtfertigung unseres Verhaltens. De facto bleibt es ein Rechtsbruch. Dass der

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