Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
übliche Amtshilfeweg nicht in Anspruch genommen wird, liegt ausschließlich darin begründet, dass Sie, Herr Schöller, Hinweise auf undichte Stellen haben, über die die Entführer gewarnt und zu Taten veranlasst werden könnten, die eine Gefährdung des Lebens der beiden Mädchen darstellen können. Ist das richtig, Herr Schöller?“
    „Ja, sicher. Aber wir wollen auch an die Drahtzieher, an dieses pädophile Netzwerk …“
    „Herr Schöller, ich zöge es vor, uns bei der unmittelbar bevorstehenden Aktion gedanklich ausschließlich auf die Befreiung der beiden Mädchen zu fokussieren. Das würde meine Entscheidungsfindung ungemein erleichtern. Sie verstehen?“
    Schöller nickte. Steiner hatte ja recht! Der Kaleu tastete in der Tiefe des Grundgesetzes nach Grund. Für den Einsatz militärischer Mittel fehlte die rechtliche Grundlage. Das Boarding eines Schiffes auf offener See bedingte den Einsatz militärischer Mittel. Es war zum Kotzen: Man hatte die Mittel, aber man durfte sie nicht nutzen. Selbst, wenn ein gekaperter 200.000 BRT-Tanker voller Öl von Terroristen die Elbe hinauf in den Hamburger Hafen gesteuert würde, um die Stadt in Schutt und Asche zu legen – die Marine dürfte nicht eingreifen. Die Abwehr dieser schwimmenden Apokalypse wäre Angelegenheit der Bundespolizei! Ja, womit denn? Mit einem Zollboot? Der Bundestag müsste zunächst den Einsatz der Streitkräfte zur Abwehr dieses Terrorakts beschließen! Bis dahin würde Hamburg längst brennen! Scheißpolitik! Sie mussten die Mädchen dort herausholen! Und verdammt noch mal dem verbrecherischen Netzwerk das Handwerk legen!
    „Sie haben ein Problem damit, Herr Schöller?“ Steiner beäugte ihn argwöhnisch.
    „Ich? Nein, keineswegs. Ich war in Gedanken bei der Politik, die uns vor solche Probleme stellt. Wie sollen wir Ihrer Ansicht nach vorgehen?“
    „Meine Ansicht ist in dieser Phase nicht relevant. Vielleicht später, aber das vermag ich noch nicht zu sagen. Es geht jetzt ausschließlich um die Befreiung der Mädchen. Fragen wir Herrn Heintges!“ Steiner, vornüber auf den Kartentisch gestützt, sah den Bundespolizisten erwartungsvoll an. „Herr Heintges, wie stellen sich aus Ihrer Sicht die Möglichkeiten eines unterstützenden Eingreifens dar? Sie haben sich sicherlich Gedanken gemacht.“
    „Das habe ich. Zunächst die schlechte Nachricht. Wie Sie wissen, verfügt die Küstenwache nur über wenige schwimmende Einheiten. Das gilt besonders für dieses Seegebiet, nachdem die in Sassnitz stationierte Fairplay-25 abgezogen wurde. Mein Schiff, die Hiddensee, steht nicht zur Verfügung. Es liegt in Rostock zwecks Neumotorisierung. Die Baltic wird aufgrund der aktuellen Sturmwarnung vor Warnemünde Position beziehen. Sie könnte bei schwerer See frühestens in fünf Stunden vor Sassnitz in das Geschehen eingreifen. Bliebe die Arkona. Sie liegt nahebei in Stralsund vor Anker, ist mit gerademal 13 Knoten allerdings das mit Abstand langsamste Schiff, damit das denkbar ungeeignetste, sollte es der Henrietta gelingen, den Hafen zu verlassen.“ Heintges unterbrach seinen Vortrag, blickte skeptisch in die Runde. „Meine Herren, um Missverständnissen vorzubeugen: Wenn ich hier Schiffe der Küstenwache aufliste, bedeutet das nicht, dass wir im Rahmen dieser Aktion grundsätzlich darauf zurückgreifen können. Dazu bedürfte es schon einer besonderen Konstellation. Der aktuelle Informationsstand, soweit überhaupt belastbar, reicht hierzu keinesfalls aus. Ist das jedem klar?“
    „Verstanden. Was haben Sie im Sinn? Ich meine die ‚besondere Konstellation‘.“
    „Der Reihe nach, Herr Kaleu. Darauf komme ich gleich zu sprechen. Grundsätzlich: Die Voraussetzung für ein Eingreifen der Küstenwache ist erst dann gegeben, wenn die beiden Mädchen tatsächlich an Bord der Henrietta angetroffen werden und sichergestellt ist, dass sie sich dort nicht freiwillig aufhalten. Natürlich glaube ich Ihnen, Kollege Schöller. Aber ich muss im Zweifelsfall die Bürokraten in Rostock, schlimmstenfalls auch die in Potsdam von der Rechtschaffenheit meines Handelns überzeugen. Mit einem Wort: Stoßen Sie in der Henrietta nicht auf die Mädchen, sind mir die Hände gebunden. Können Sie das nachvollziehen?“
    „Gehen Sie davon aus, dass die Mädchen an Bord sind!“ Steiner schien erbost, dass man die Professionalität seiner Leute in Zweifel ziehen konnte. Schöller nickte ihm aufmunternd zu, durchaus angetan von dem harschen Einwurf des

Weitere Kostenlose Bücher