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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Körperregionen vergeblich nach Halt zu suchen. Erneutes Würgen, brennender Schlund, bitterer Geschmack des Speichelflusses – Galle! Der Tod war nah, und Jamal Khan war bereit, zu sterben. Doch plötzlich wies er mit der Tüte hinaus auf die kochende See. „Land!“ Ein verzweifelter Schrei. Er schluckte vor Aufregung, brauchte einen Moment, bevor er die nächsten Worte fand: „Da ist …“ Die Abwärtsbewegung raubte ihm den Rest des Satzes, doch Marko wusste auch so, was der Inder wollte: an Land gehen und sich bei besserem Wetter – aber dann bitte auf dem Luftweg! – umgehend in die Heimat absetzen.
    „Das ist eine Insel, zu klein, um dort an Land zu gehen. Sie müssen schon noch durchhalten!“
    Der Inder rollte mit den Augen. „Wie viel Stunden noch?“
    „Sie meinen bis zum Übergabepunkt?“
    Der Inder nickte.
    „Bei diesem Wetter mindestens zwölf Stunden.“
    Nun sah Jamal Khan richtig schlecht aus. „Zwölf Stunden?“
    Marko grinste diebisch. Er mochte den arroganten Inder nicht, weidete sich an dessen Ängsten. „Mindestens, sagte ich. Und dann geht der Tanz erst richtig los, Mister Khan! Haben Sie das schon mal mitgemacht, bei solchem Seegang auf offener See längsseits gehen? Schiff an Schiff? Ich würd‘ mir schon mal die Schwimmweste anlegen!“
    Die Köpfe fuhren herum, als Schöller die Tür öffnete, mit bemerkenswertem Elan den Kofferaufbau des Unimog erklomm. Ihm war anzusehen, dass er Wichtiges erfahren hatte. Erwartungsvolle Stille. Schöller schien seinen Auftritt zu genießen, vielleicht sah er in ihm eine gewisse Kompensation für die rüde Beurlaubung. Steiner bewies die Sensibilität Klaus Störtebekers, als er Schöllers Dramaturgie ein abruptes Ende setzte: „Schießen Sie los, Hauptkommissar! Da ist doch was in der Pipeline!“
    Schöller nickte erfreut, die Neugier des Kapitänleutnants erregt zu haben. Sein Blick strich durch die Runde, verharrte bei Pohl. „Wir haben ein neues Fünfmarkstück, Professor!“
    Pohl schien überrascht. „Tatsächlich? Wen hat es diesmal …“
    „Moment! Wenn ich mal unterbrechen darf?“ Steiner fiel Pohl ungeduldig ins Wort. „Dieses Fünfmarkstück, von dem Sie da sprechen – handelt es sich da um eines dieser Fanale, von denen Peter sprach?“
    „So ist es, Herr Kapitänleutnant.“ Schöllers Blick glitt wieder zu Pohl. „Es ist Samir Charif. Der Name sagt Ihnen etwas?“
    Pohl schüttelte den Kopf.
    „Ist angeblich Libanese, vermutlich aber Kurde. Er ist – stopp, ich muss nun sagen, er war Geschäftsführer des Babylon …“ Schöllers Blick strich durch die Runde. Er erkannte, dass eine Erklärung vonnöten war. „Das Babylon ist ein unter Beobachtung stehender Vergnügungsbetrieb, in dem nach unseren Erkenntnissen die Fäden eines international aufgestellten Pädophilennetzwerks zusammenlaufen. Nun hat’s den Geschäftsführer erwischt. Die Kinderficker werden nervös! Meine Herren, wir sind ganz nah dran!“ In seinen Augen schillerte Triumph.
    „Wie ist er zu Tode gekommen?“
    „Selbstmord, Herr Kapitänleutnant. Hat sich in seinem Benz mit einer Neunmillimeter das Hirn aus dem Schädel geblasen. Kein Grund, ihm nachzutrauern, war unter Garantie einer der Drahtzieher, mit verantwortlich, dass wir uns heute hier versammelt haben, um Professor Pohls Töchter aus der Gewalt dieser Schweine zu befreien.“ Sein Blick musterte Pohl. „Eigentlich müsste mich der Freitod dieses Fieslings nicht weiter kümmern, wäre da nicht wieder eines dieser bescheuerten Fünfmarkstücke! Ich hatte erwartet, der Spuk sei mit Kustows Tod beendet. Sie doch auch, Professor?“
    „Der Meinung waren wir ja wohl beide. Wie es scheint, ist der Feldzug des Münzenmörders noch nicht beendet.“ Pohl fühlte sich plötzlich unbehaglich. Warum sah Schöller ihn so merkwürdig an? Manchmal hatte er das unangenehme Gefühl, der Hauptkommissar habe sein Tun längst durchschaut. Vermutlich bildete er sich das ein. Dennoch war er erleichtert, als Schöller erneut das Wort ergriff.
    „Er ist kein Mörder, Professor! Zumindest nicht physisch. Er muss über spezielle Kenntnisse, vielleicht auch nur Argumente verfügen, mit denen er seine Opfer in den Tod treibt. Wenn das seine Absicht ist, könnte man ihn zumindest wegen unterlassener Hilfeleistung belangen. Ich bin allerdings kein Jurist. Außerdem ist mir das scheißegal. Ein Arsch weniger, um den ich mich zu kümmern habe …“
    „Aber was sollen diese Fünfmarkstücke?“ Steiners Neugier

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