Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
der Effizienz des Prisenkommandos ab. Nehmen wir mal an, die Befreiung der Mädchen gelänge und die Henrietta bliebe im Hafen. Dann ist zwar der wichtigste Teil der Mission erfüllt, aber der übernehmende Dampfer der Entführer noch lange nicht in unseren Händen. Die maßgebliche Aufgabe Ihres Kollegen Schöller besteht nach der Befreiung der Mädchen doch darin, dem hinter der Entführung stehenden verbrecherischen Netzwerk das Handwerk zu legen. Er erhofft sich an Bord des übernehmenden Schiffes Hinweise, diese Aufgabe erfüllen zu können. Habe ich das so richtig wiedergegeben, Herr Schöller?“
    „Haben Sie.“
    „Gesetzt der Fall, die Mädchen befinden sich in Sicherheit, bleibt also die Aufgabe, das andere Schiff aufzubringen. Angenommen, wir können dieses identifizieren, zum Beispiel durch Befragen der Henrietta -Besatzung oder dort aufgefundene Dokumente, dann stellt sich die Frage, wie dies zu bewerkstelligen ist. Herr Heintges, Sie sagten eben, dass es hierzu einer ‚besonderen Konstellation‘ bedarf. An was haben Sie dabei gedacht?“
    Der Bundespolizist grinste schlitzohrig. „An eine Havarie.“
    Er blickte in die Runde, schien amüsiert, dass zumindest die Zivilisten, Hellenkämper – immerhin Reserveoffizier der Marine – eingeschlossen, ihn ratlos anstarrten. Einzig Kaleu Steiner nickte. „Verstehe. Sie meinen gewaltsame Übernahme des Schiffes, Absetzen des Notrufs, Verbringen des Schiffs in einen deutschen Hafen, zum Beispiel diesen hier? In dieser Reihenfolge?“ Er blickte Heintges zwar fragend an, aber sein Mienenspiel verriet, dass er die Antwort längst wusste.
    „Genau das meine ich. Hat das Prisenkommando das Schiff übernommen, kann von dort aus ein Notruf abgesetzt werden. Kein Außenstehender weiß, was zuerst war: der Notruf oder das Boarding. Die Arkona könnte trotz unterlegener Geschwindigkeit die Henrietta erreichen und nach Sassnitz oder Stralsund eskortieren.“
    „Und wie kommt das Prisenkommando auf das zu übernehmende Schiff? Das Absetzen aus der Luft verbietet sich aktuell!“
    „Mit der Henrietta!“
    Steiner blickte den Kollegen der Küstenwache verdutzt an, dann begann er spitzbübisch zu grinsen. „Na klar! Die rechnen ja mit ihr!“
    „Und ich gehe davon aus, dass sie die Leute an Bord der Henrietta nicht kennen. Das bedeutet, dass wir das Prisenkommando an Bord des übernehmenden Schiffs schleusen können, ohne uns verdächtig zu machen. Angenommen, die Brückenbesatzung verhält sich nicht kooperativ, müsste sie festgenommen, gegebenenfalls überwältigt werden. In diesem Fall wäre das Schiff führerlos, Begründung für den Notruf und die Legitimierung unseres Eingreifens.“
    Steiner grinste nun wie ein Lausbub. Der Kollege von der Küstenwache war ja ein richtiges Schlitzohr! Sollte das angedachte Szenario aufgehen, brächte er nicht nur das Schiff in seine Gewalt, sondern gleichzeitig lieferte ihm dessen Notruf die Rechtfertigung, in Übereinstimmung mit dem internationalen Seerecht an Bord zu gehen und dort die Kommandogewalt zu übernehmen. „Überzeugend, Herr Heintges! Dann stellt sich jetzt die Frage nach der Zusammensetzung des Prisenkommandos. Wer geht heute Nacht an Bord der Henrietta? Wie wir eben erfuhren, kann die Bundespolizei erst eingreifen, wenn die Mädchen an Bord gefunden wurden. Und die Marine ist offiziell überhaupt nicht involviert. Bleiben nur noch Sie, meine Herren!“
    Sein Blick glitt skeptisch zwischen Pohl, Schöller und Hellenkämper hin und her. Gut, Hellenkämper war Offizier der Marine, allerdings seit Jahren Reservist, und Schöller immerhin Kriminalbeamter, doch das änderte nichts daran, dass ausgerechnet drei Zivilisten die Henrietta im Handstreich übernehmen sollten. „Mal abgesehen von dir, Peter …“ – sein Blick löste sich zögerlich von Hellenkämper, huschte skeptisch zwischen Pohl und Schöller hin und her – „… sagen Sie, meine Herren – trauen Sie sich das wirklich zu?“
    „Haben wir eine Wahl?“ Schöllers Blick reflektierte Trotz. Er sah Pohl an. „Oder sehen Sie das anders, Professor?“
    „Auf gar keinen Fall! Wir ziehen das durch! Wir sind so nah‘ dran!“
    Schöller nickte zufrieden. „Dachte ich mir. Sie können ja aussteigen, wenn Ihre Töchter befreit sind …“
    „Kommt gar nicht in Frage. Meine Frau wurde ermordet! Natürlich helfe ich mit, die Ganoven ihrer Bestrafung zuzuführen. Ich schulde ihr das.“
    „Ihnen ist klar, dass das kein Spaziergang wird?“ Steiner

Weitere Kostenlose Bücher