Coins - Die Spur des Zorns
war offenkundig. Die Todesankündigung per Fanal – das war nicht alltäglich, eher sensationell!
„Das ist eine längere Geschichte, Herr Kapitänleutnant. Ich erzähl‘ Ihnen das, wenn die Aktion hinter uns liegt. Es gibt nämlich noch etwas, das uns interessieren dürfte. Meine Mitarbeiter haben über die britischen Kollegen Auskünfte über den Vercharterer der Henrietta eingeholt. Das Ergebnis ist verdammt aufschlussreich! Ganz allmählich komplettiert sich das Puzzle.“ Schöller blickte in die Runde, genoss sichtlich den Moment seines Wissensvorsprungs. „Schiffseigner ist eine sogenannte H³ Corporation mit Sitz in Hamilton. Na, meine Herren? Wo liegt Hamilton? … Richtig – auf den Bermudas! Wer hätte das gedacht?“
Die Ironie in Schöllers Stimme verriet die sich lösende Anspannung. Endlich begann der Gegner Konturen zu zeigen! In seinen Augen blitzte der Schalk, bevor er engagiert fortfuhr: „Der CEO – ich hab mir sagen lassen, das sei der Geschäftsführer – der CEO der H³ Corporation ist ein ahnungsloser Einheimischer, ein Schwarzer ohne Schulabschluss. Ein Strohmann; der bringt uns nicht weiter. Aber der Aufsichtsrat ist hochinteressant! Sitz und Stimme haben darin ein Mister William Dolittle mit Hauptwohnsitz auf den Kaimaninseln, angeblich einer der reichsten international tätigen Baulöwen der Karibik, und eine – Professor, jetzt werden bei Ihnen die Glocken Sturm läuten! – Hanna Henrietta Heisterkamp! H hoch drei Corporation, Professor! H anna H enrietta H eisterkamp! Heisterkamps Frau! Und wie heißt der Dampfer hier im Hafen? Henrietta! Wir haben den Mistkerl an den Hörnern …“
„Sagenhaft! Das ist es!“ Pohls Überraschung war echt! Und seine Freude – oder war es Genugtuung? – geradezu überwältigend. Der Kampf hatte sich gelohnt! Sie würden die Drahtzieher entlarven und ihrer gerechten Strafe zuführen! Und in der kommenden Nacht würde er seine Kinder in die Arme schließen. Er zweifelte nicht einen Augenblick mehr daran.
„Es kommt noch besser, Professor!“ Schöller blickte entschuldigend in die Runde. „Sorry, dass ich immer den Professor anspreche. Es ist … wir haben seit dem Verbrechen gemeinsam …“
„Ist doch klar, Herr Schöller. Machen Sie weiter! Wir sind verdammt gespannt!“
„Danke, Herr Steiner. Sorry, wollte sagen, Kapitänleutnant. Ich komm‘ zurück auf die H³ Corporation, und zwar auf ihre Geschäftsfelder: Neben dem Schiffscharter ist die Gesellschaft weltweit in den Bereichen Unternehmensbeteiligungen, Finanzierung und Projektentwicklung engagiert. Die Projektentwicklung fokussiert sich auf höchstwertige Immobilien, unter anderem in den USA, Kanada, Großbritannien, Spanien, Kroatien, Lettland, Indien, und jetzt kommt’s, Leute …“ Er blickte in die Runde, genoss die erwartungsvollen Blicke. „Na? Da kommt ihr nie drauf! Auf Rügen!“
„Das ist nicht Ihr Ernst!“
„Doch, Herr Kapitänleutnant. Laut Aussage der britischen Polizei gibt es ein konkretes Projekt auf Rügen!“
„Wenn ich mich hier mal in das Gespräch einklinken darf?“
Ihre Köpfe fuhren zu Polizeihauptkommissar Heintges herum. Steiner nickte ihm zu. „Bitte, Herr Heintges!“
„Ich kann die Aussage der britischen Kollegen bestätigen. Die Henrietta gehört zwar dem Unternehmen auf den Bermudas, aber sie liegt üblicherweise in Portsmouth. Sie wurde , das ergab die Überprüfung der britischen Kollegen, in Hamilton von einem Mister William Dolittle gechartert. Mister Dolittle ist mit Hauptwohnsitz in George Town, Grand Cayman, gemeldet. Insofern stimmen die Auskünfte überein. Es handelt sich um eine verlängerbare Jahrescharter. Das macht Mister Dolittle offensichtlich häufiger. Er ist ein passionierter Skipper, wechselt gerne die Schiffe. Er entwickelt übrigens Immobilienprojekte ausschließlich in Küstenlage und verbindet ausgedehnte Turns mit der Projektakquisition beziehungsweise Projektinspizierung. Hat er ein konkretes Projekt am Haken, bleibt er mit seinem Schiff einige Zeit vor Ort, um die einleitenden Schritte zu koordinieren. Scheint ‘ne Macke von ihm zu sein. Und genau das macht er momentan auf Rügen! Er ist im Begriff, Prora zu kaufen.“
„Prora? Diesen Riesenkomplex, den die Nazis gebaut haben?“ Pohl sah den Bundespolizisten ungläubig an.
„Genau darum geht es.“
„Und wo ist Mister Dolittle jetzt? Etwa an Bord der Henrietta?“
Heintges lächelte nachsichtig. „Das sicherlich nicht. Er hat kurzerhand in
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