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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Sitzgruppe. Ist der Aufenthaltsraum der Crew. Gegenüber drei Türen. Zwei stehen offen, die rechts von mir ist angelehnt.“
    „Das Geschnarche kommt von gegenüber. Was befindet sich hinter der rechten Tür?“
    „Kann ich von hier aus nicht sehen. Moment!“ Schöller passierte die Tür, lugte durch den Spalt. „Das ist der Lokus.“
    „Gut! Schauen wir in die Kajüten!“
    „Bleiben Sie hier! Ich nehme mir die rechte vor.“ Der Eingang befand sich direkt neben der WC-Tür. Schöller trat an ihn heran, wandte sich nach einem kurzen Blick zu Hellenkämper um, flüsterte: „Nur ein Mann! Warten Sie!“ Er wechselte zur linken Tür. „Auch nur einer! Fangen wir mit dem hier an! Kopfende ist rechts, knapp einen Meter von der Tür entfernt.“
    „In Ordnung. Warten Sie drinnen, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt habe. Ich tippe Sie dann an. Ich halt ihn nieder und ihm den Mund zu. Sie fesseln?“
    „Klar. Ich hab‘ die Kabelbinder. Auf geht’s!“
    Lautlos drangen sie, Schöller voran, in die Kajüte ein. Schöller berührte Hellenkämper an der Schulter, trat nah an ihn heran, wisperte: „Können Sie ihn schon erkennen?“
    „Seinen Kopf. Das reicht. Haben Sie die Kabelbinder greif …“ Ein lauter Grunzer verschlug ihm die Sprache. Der Schlafende schmatzte, schien etwas zu grummeln, dann drehte er sich auf die andere Seite. „Scheiße! Das hätte schief gehen können! Liegt er mit dem Gesicht zur Wand?“
    „Ja. Das kommt Ihnen entgegen.“
    „Sie haben das Panzertape?“
    „Hab‘ ich.“
    „Gut. Bringen wir’s hinter uns! Er darf keinen Mucks tun! Wehe, die Sau beißt …“
    „Das Kopfkissen liegt frei. Wollen Sie’s haben?“
    „Na klar!“
    Schöller reichte Hellenkämper das Kopfkissen. „Einen Moment!“ Er trat ans Fußende, nickte Hellenkämper zu. Er war bereit, doch der reagierte nicht. Scheiße, Hellenkämper sah in der Finsternis nichts! „Auf drei geht’s los! Okay?“
    „Ja.“
    „Eins … zwei … drei!“
    Hellenkämper fühlte durch das Kopfkissen den Kopf des Schlafenden, korrigierte den Griff, presste ihm den Pistolenlauf ins Genick und beugte sich tief zu ihm hinunter. „Kein Mucks! Das ist kein Spaß! Halt’s Maul, dann passiert dir nichts!“
    Hellenkämper spürte nur kurz den Versuch des Aufbäumens, dann gab sich der Überwältigte geschlagen. Vermutlich begriff der noch gar nicht, wie ihm geschah. Schöller trat neben ihn. „Beine sind verschnürt. Sag‘ ihm, er soll’s Maul halten.“
    „Ist schon geschehen.“
    Schöller riss einen gehörigen Streifen vom Panzertape, Hellenkämper verstärkte den Druck der Waffe, dann riss er das Kissen dem Gefesselten vom Kopf. Im Handumdrehen hatte Schöller ihm das Klebeband über den Mund gespannt, mit raschen Handbewegungen angedrückt. Schon riss er den nächsten Streifen von der Rolle. Und dann noch einen. Er richtete sich auf, raunte zu Hellenkämper hinüber: „Der sagt vorläufig nichts mehr. Drehen Sie ihn auf den Bauch! Ich fessle ihm die Hände auf dem Rücken.“
    Nach wenigen Sekunden war auch diese Aktion erledigt. Ihr Opfer lag bäuchlings auf der Liege, gedämpftes Schnaufen verriet dessen Probleme, Luft zu holen. „Psst!“ Hellenkämper hatte Schöllers Arm umfasst. Im Aufenthaltsraum war ein Schlurfen zu hören. Der zweite Mann! Sie hielten den Atem an, bereit zuzuschlagen, doch kein menschlicher Umriss zeigte sich in der Tür. Mit einem Male war es mucksmäuschenstill. Schöller sah, wie Hellenkämper die Pistole auf den Kajüteneingang richtete. Hoffentlich musste er keinen Gebrauch davon machen. Ein Schuss – ihre Aktion wäre verraten, die beiden Mädchen, auch Pohl in höchster Gefahr! Da waren noch ein Kapitän, vermutlich ein Unbekannter und diese Frau an Bord – drei Personen, drei Risiken! Zwar gab es im Unterdeck keine Verbindung zwischen Vor- und Mittelschiff, doch ein Schuss, noch dazu aus einer 9mm-Pistole, wäre dort sicherlich hörbar! 
    Sie lauschten angestrengt. Nur das hektische Anschlagen des aufgewühlten Wassers war durch die Bordwand gedämpft vernehmbar. Was passierte im Dunkel des Aufenthaltsraums? Hatte der zweite Mann sie bemerkt? Was hatte er im Sinn? Plötzlich verriet ein unverkennbares Geräusch, was dort außerhalb ihres Sichtfeldes vor sich ging – der Mann pinkelte! Er kannte offensichtlich die Örtlichkeit, fand sich in der Finsternis bestens zurecht, hatte es nicht einmal für nötig gehalten, die Tür zu schließen. Schöller trat nah an Hellenkämper

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