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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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zu kommentieren begann: „Sie nehmen beide Treppen gleichzeitig … sind im Zwischendeck verschwunden. Alle drei! Alles  dunkel, kein Licht!“
    Nun war es Heintges, der sich kurz vergewisserte, ob der Kapitänleutnant das Schiff ebenfalls  beobachtete. Doch der hatte das Funkgerät ans Ohr gehoben. „Kommando ist an Bord. Erwarte Bericht! Kommen!“
    Heintges behielt das Schiff im Auge, versuchte gleichzeitig zu hören, was der Obermaat auf der Mole zu berichten hatte. So sehr er sich auch konzentrierte, der Sturm übertönte das Gequäke aus Steiners Funkgerät. Auch der Kapitänleutnant schien Probleme zu haben. „Wiederhole, Kevin! Bist kaum verständlich. Stell dich anders in den Wind!“
    „Keine Vorkommnisse, Kaleu! Vollkommene Ruhe an Bord!“
    „Was ist mit den Wachen?“
    „Liegen miteinander verschnürt und geknebelt auf der Mole, fertig zur Übernahme durch die Bundespolizei.“
    „Die erfolgt, sobald die Aktion an Bord abgeschlossen ist. Rückt näher ans Schiff! Jetzt kommt die kritische Phase! Kann sein, dass ihr eingreifen müsst!“
     
    Pohl stand am Fuß des Treppenaufgangs zum Oberdeck. Er starrte in die Höhe, wo in diesem Augenblick Hellenkämper, in der Finsternis nur schemenhaft erkennbar, aus seinem Blickfeld verschwand. Nun war er allein, fühlte sich alles andere als komfortabel. Schöller hatte sich auf der Backbordseite tiefer ins Hauptdeck geschlichen, um den Abgang zu den Mannschaftskojen zu sichern. Sie hatten weder Blickkontakt noch konnten sie im Falle aufkommender Gefahr miteinander kommunizieren. Mit Hellenkämper verhielt sich das nicht anders. Instinktiv griff Pohl sich unter die Achsel, dorthin, wo er die Walther P99 wusste. Wenn er gehofft hatte, sich sicherer zu fühlen, sobald er ihre Konturen spürte, war das offensichtlich ein Trugschluss. Sie hatten sich in eine vollkommen unübersichtliche Situation gebracht, alle Risiken ausgeblendet, besessen, diesen entscheidenden Schlag zu führen. Nun mussten sie damit zurechtkommen, auf alles Glück dieser Welt hoffen. Erst jetzt wurde ihm das so richtig bewusst.
    Pohl drückte sich an die Wand, suchte vor den heftiger werdenden Böen Schutz. Er zwang sich zur Ruhe, doch das Herz schlug ihm bis zum Halse. Nicht allein die Dunkelheit und die Fremdheit der Umgebung bereiteten ihm Sorge, auch das Tosen des Sturms übertönte jedes Geräusch. Sollte sich jemand aus dem Schiffsinnern nähern, er hätte keine Chance, dies zu bemerken, geschweige, einen Angriff abzuwehren. Schöller war ein verdammter Hasardeur, den Angriff zu Dritt zu wagen! Doch dann wurde ihm schlagartig bewusst, warum der Hauptkommissar dieses Risiko auf sich nahm: Es ging in diesem Moment allein um Alenas und Alexas Befreiung! Alles deutete auf ein Leck im Polizeipräsidium, vielleicht auch im Innenministerium hin. Er musste konspirativ vorgehen, wollte er das Leben der Mädchen nicht gefährden! Nein – Schöller war schon okay. Und erst recht Hellenkämper! Sie kannten sich kaum, dennoch war er spontan bereit, sich in dieses gefährliche Abenteuer zu stürzen. Mit einem Mal kam Pohl sich schäbig vor. Die Männer setzten sich dieser Gefahr aus, um ihm in ärgster Not zu helfen! Auch der Kaleu und Heintges bewegten sich weit außerhalb der Normalität und Dienstvorschriften. Ging die Sache schief, hätte das sicherlich unangenehme Konsequenzen. Und schließlich die beiden Obermaate! Zweimal hatten sie einen riskanten Lauschangriff gewagt, vor wenigen Minuten zudem die beiden Wachen auf der Mole ausgeschaltet. Nein, er hatte kein Recht, zu lamentieren! Sturm und Finsternis waren ihm plötzlich einerlei. Sie mussten es tun, und sie würden es schaffen, ganz einfach, weil sie es schaffen mussten!
    „Oberdeck ist sauber.“ Erst jetzt sah Pohl Hellenkämpers Kopf, dessen Umrisse sich undeutlich gegen den wolkenverhangenen Nachthimmel abhoben. „Ich komm‘ ‘runter.“ Hellenkämpers Stimme hörte sich fremdartig, irgendwie gläsern an. Augenscheinlich war er darin geübt, sich an Bord eines Schiffes bei solchem Wetter verständlich zu machen. Pohl trat zur Seite, gab Hellenkämper die Möglichkeit, das Zwischendeck zu betreten.
    „Wir haben jetzt ein Problem. Sie müssen gleichzeitig die Aufstiege zum Oberdeck und zum Wheelhouse, dem innenliegenden Ruderstand, im Auge behalten. Bleiben Sie hier, bis ich das Vorschiff gecheckt habe. Wenn das sauber ist, beziehen sie Posten an dem Aufgang zum Wheelhouse . Von dort aus können Sie diesen Bereich hier im Blick

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