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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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erfolgreich täte. Und erfolgreich musste er nun sein. Verdammt erfolgreich! So kurz vor dem Ziel durfte nichts mehr schiefgehen! Seit Stunden schon hatte er Maschinenwache, jederzeit bereit, auszulaufen. Die Übergabe der Mädchen stand unmittelbar bevor! Das bedeutete Reichtum, genug für den Rest des Lebens! Und nun dies! ‚Du musst die Ruhe bewahren! Du hast eine Chance. Es gibt immer eine Chance! Du musst sie nur erkennen. Erkenne sie, verdammt noch mal!‘
    Das waren keine Polizisten, das war ihm klar. Die hätten mit zwanzig Mann das Schiff gestürmt, lärmend jeden Winkel durchsucht. Doch hier ging alles geräuschlos vonstatten. Was ihn jedoch am meisten irritierte, war die geringe Stärke der Truppe. Drei Mann! Vielleicht vier, der Bewegungsmelder im Salon hatte noch einmal angesprochen, aber so genau ließ sich das nicht feststellen. Keinesfalls waren es mehr! Mit einer solch kleinen Truppe bringt man doch nicht in tiefster Dunkelheit ein bewachtes Schiff dieser Größe in seine Gewalt!
    Gebannt starrte er auf die Schalttafel. Der Typ in der Pantry rührte sich noch immer nicht. Dafür war in Maris‘ Kajüte umso hektischeres Treiben. Sollte er den Captain anrufen? Oder Helena? Sie mussten die Mädchen als Geiseln nehmen! Er verwarf den Gedanken sofort wieder. Der Anruf könnte ihn verraten. Bisher hatten sie nicht mitbekommen, dass er im Maschinenraum steckte. Das sollte auch so bleiben, bis er einen Weg gefunden hätte, mit dieser Situation fertig zu werden. Er dachte an die Uzi im Geräteschrank. Zur Not würde er sich den Fluchtweg freischießen! Doch wohin sollte er fliehen? Die Bullen beobachteten seit Tagen das Schiff! Bis er das Ende der Mole erreicht hätte, wären sie längst dort. Bis dorthin waren es tausend Meter! Wann war er das letzte Mal tausend Meter gerannt? Das Schlauchboot zu Wasser lassen? Undenkbar! Sie würden es sehen, wenn er den Kran in Position brächte. Bestimmt hatten sie Nachtsichtgeräte! Er verwarf den Fluchtgedanken. Er musste das Problem an Bord lösen, ohne die Aufmerksamkeit der Beobachtungsposten im alten Fährhafen zu erregen.
    Eine rote LED leuchtete auf. Der Bewegungsmelder in der Pantry! Der Typ dort bewegte sich! Sollte gleich der Bewegungsmelder im Aufenthaltsraum der Crew reagieren, dann wusste er, dass sie sich alle im vorderen Unterdeck befanden. Dann hatte er eine Chance! Trotz der Anspannung huschte ein Grinsen über sein Gesicht. Es war ein hinterhältiges Grinsen. Er trat an die Zentrale der Sprenkleranlage, schaute kurz auf das Leitungsschema, dann drückte er den Schalter des Magnetventils Nummer sieben. Er hörte, wie die Entwässerungspumpe anlief. Wieder dieses Grinsen, bösartig, Furcht einflößend. Jetzt musste alles ganz schnell gehen! Er huschte zwischen den Schiffsmotoren hindurch zum hinteren Geräteschrank, zog eine gelbe Gasflasche hervor. Sie war kleinvolumig, allenfalls zwei Liter mochten hineinpassen. Die kyrillische Beschriftung verriet das Herkunftsland: ‚Russija‘. Zur Sprenklerzentrale zurückgekehrt schloss er die Flasche an das hierfür vorgesehene T-Stück des Strangs Nummer sieben an, öffnete schon einmal den Absperrhahn. Nun starrte er wieder auf die Schalttafel der Alarmanlage. Nur eine Diode leuchtete permanent – die des Bewegungsmelders in Maris‘ Kajüte. Was mochte dort nur vorgehen? Er bleckte die Zähne. Bald würde er es wissen.
    Da! Eine zweite Diode leuchtete auf, dann eine dritte. Der Typ hatte die Pantry verlassen, war tatsächlich in den Aufenthaltsraum der Crew hinabgestiegen! Die Chance, auf die er gewartet hatte! Er öffnete das Ventil der Gasflasche, hörte das Zischen des einströmenden Gases. Er schaute auf die Uhr. Zwei Minuten noch, dann konnte er sich auf den Weg machen. Er grinste. Er zog eine Schublade hervor, ergriff darin Masken-brille und Gasmaske, legte beides an, prüfte akribisch den Sitz. Erneuter Blick auf die Uhr. Noch eine Minute.
     
    Pohl verharrte auf der letzten Stufe des Abgangs. Während ihm auf der Treppe die phosphoreszierenden Stufenkanten den Weg wiesen, stand er nun am Rande eines schwarzen Nichts. Er brauchte eine Weile, bis er erste vage Konturen erkennen konnte. Bis dahin hätte ihm ausschließlich sein Gehör Eindrücke des Geschehens in dieser Finsternis vermitteln können, doch außer dem Gegluckse hinter der Bordwand war keinerlei Geräusch zu vernehmen! Sollte hier tatsächlich ein Kampf stattgefunden haben, so war dieser während seines Abstiegs beendet worden. Ein Kampf

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