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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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hinüber zum Schaltkasten der Alarmanlage, entnahm diesem die beiden Ersatzakkus, dem daneben angebrachten Wandschrank eine Kabelrolle. Er verstaute die Utensilien in der linken Beintasche seiner Montur. Dann klaubte er die Taschenlampe aus der Schublade des Werkstatttischs, nahm das Nachtsichtgerät vom Haken, betrachtete es einen Augenblick abwägend. Nein, er würde es nicht aufsetzen, es könnte ihn im Falle eines Kampfes behindern. Er hing es sich um den Hals, schlängelte sich an den in niedriger Drehzahl wummernden Motoren vorbei und durchquerte mit raschen Schritten die Schlauchbootgarage. Der Tanz mochte beginnen!
    Auf Deck spürte er die Wucht des Sturms. Metin fluchte wie ein Rohrspatz. Sie brauchten besseres Wetter! Nicht nur beim Rendezvous mit der Baltic Vis, auch jetzt! Gerade jetzt! Wie sollte er bei diesem Getöse unerkannt in den Salon gelangen? Bewachte im Schiffsinnern jemand die Auf- und Abgänge, er würde das Öffnen der Tür sofort bemerken! Es half nichts, er musste es riskieren. Es gab nur diesen einen Weg.
    Er näherte sich, aus dem Schiffsinnern nicht erkennbar, von der Steuerbordseite der Glastür. Er hatte einen Plan, und er vertraute darauf, dass ihm dieser gelänge. Er kauerte, schon bis auf die Haut durchnässt, neben der Tür, hielt mit Mühe das Gleichgewicht. Die Henrietta stampfte und schlingerte, doch das war es nicht, was er nun zur Unterstützung brauchte: Er wartete auf die nächste schwere See!
    Sie kam bald, traf die Henrietta mit Urgewalt, schüttelte die Yacht, die steil den unterschneidenden Bug in die Höhe hob, um sich sogleich weit überholend auf die Steuerbordseite zu legen. Wasserkaskaden ergossen sich von der Flybridge auf Metin, doch es kümmerte ihn nicht. Die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte! Bevor sich das Schiff aufrichtete, musste er im Salon sein! Er ging in die Hocke, kämpfte verbissen ums Gleichgewicht, endlich bekam er den Türknauf zu fassen. Ein rascher Stoß, schon befand er sich in der Finsternis des Salons. Obwohl er die Tür nur den Bruchteil einer Sekunde geöffnet hatte, verspürte er eine ungeheure Anspannung. Hatte man ihn bemerkt? Dann würde es jetzt höllisch gefährlich, ein Kampf auf Leben und Tod unvermeidlich! Die waren zu dritt!
    Hinter einem der Sessel an den Boden geschmiegt riss er die Nachtsichtbrille vor die Augen. Sein Blick rasterte in Windeseile das Umfeld ab, verharrte abrupt im Durchgang zum Vorschiff. Gänsehaut, Adrenalin pur! Hatte er es sich doch gedacht!
    Er hatte genug gesehen, setzte die Brille ab, wartete, dass seine Augen sich an die Finsternis gewöhnten. Dort vorn im Gang kämpfte ein dunkler Schatten einen verzweifelten Kampf mit der Willkür des Schiffs. Metin hatte befürchtet, dass der Aufgang zum Wheelhouse bewacht würde, doch das war es nicht, was ihn eben um die Fassung ringen ließ. Der Typ dort im Gang trug eine Nachtsichtbrille! Es war nicht die Erkenntnis des unerwarteten Vorteilsverlusts, die ihn so sehr beunruhigte, es war diese verdammte zweite Brille! Es durfte sie an Bord der Henrietta gar nicht geben! Was hatte er übersehen? Die Furcht vor einer verborgenen Gefahr ergriff ihn. Metin hasste das Gefühl der Furcht.
    Die Henrietta richtete sich auf, stabilisierte stampfend ihre angestammte Ausrichtung, als wollte sie dem Unwetter verdeutlichen: Nicht mit mir! Jetzt kam der kritische Moment! Metin hielt das Glas wieder auf den Wachposten gerichtet. Der hatte sich – an die Wand gelehnt – mühselig aufgerichtet, starrte unverwandt auf die Glastür des Salons. Hatte er etwas mitbekommen? Metin spürte den Herzschlag, der das Blut rauschend durch die Gehörgänge trieb. Sie starrten sich, eine bizarre Situation, durch die Nachtsichtgläser an. Nun bestand kein Zweifel mehr: Der Typ hatte ihn entdeckt! Die Situation, die er vermeiden wollte, sie war da, der Kampf nun unvermeidlich! Nur ein Sekundenbruchteil, dann erkannte Metin intuitiv die Chance, wie er den Typen außer Gefecht setzen könnte. Kein tobender Herzschlag mehr, keine Gefühlsregung, Eiseskälte ergriff ihn, wie stets vor dem entscheidenden Schlag. Er war sich sicher, er würde es schaffen. Er musste es schaffen! Die nächste Sekunde – eine einzige Sekunde! – würde über den Erfolg dieser millionenschweren Entführungsaktion entscheiden!
     
    Hellenkämper spürte das Vibrieren in der Brusttasche. Das iPhone! „Könnt ihr die Befragung einen Moment unterbrechen? Ein Anruf! Vermutlich Steiner. Ich kann die Hände nicht vom

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