Coins - Die Spur des Zorns
geschlagen.
„Bedaure, die sind uns hier an Bord abhanden gekommen. Und noch einige Dinge mehr. Es fehlt übrigens noch eine Pistole. Und zwei Handys …“
„Vergessen Sie meine Nachtsichtbrille nicht!“ Schöller schien an dem Teil zu hängen.
„Richtig, die Nachtsichtbrille. Ich hätte sie fast vergessen. Nun, Captain, ich gehe davon aus, dass Sie die Umstände des Verlusts dieser Dinge noch erklären werden. Aber genug des Geplänkels! Ich erwarte unverzügliche und wahrheitsgemäße Beantwortung meiner Fragen. Ich will Ihnen nicht wehtun müssen. Sie verstehen? Also – wer ist Ihr Auftraggeber?“
„Die H³ Corporation in Freetown, Bermudas. Sie ist Besitzer und Vercharterer des Schiffs.“
„Was ist Ihr Auftrag?“
„Der Betrieb der Henrietta unter dem Kommando des Charterers, eines Mister Dolittle. Es handelt sich um eine Jahrescharter mit wechselnden Zielhäfen. Wir kennen die nur selten im Voraus. Das richtet sich nach Mister Dolittles Projekten. Er ist weltweit anerkannter Architekt und Projektentwickler.“
„Was hat Sie nach Sassnitz geführt?“
„Ein Großprojekt auf Rügen. Die Einzelheiten kenne ich nicht. Es geht um die Nutzung eines unvollendeten Projekts der Nazis.“
Fortman und Schöller tauschten Blicke. Bisher sprach der Kapitän die Wahrheit. „Herr Schöller, übernehmen Sie! Jetzt kommt Ihr Teil.“
Schöller räusperte sich; der Wechsel kam überraschend. Fortmans Choreographie war professionell, das musste er anerkennen. Er wandte sich dem Captain zu. „Warum sind die beiden Mädchen an Bord?“
„Die beiden Mädchen?“ Selbst im diffusen Blau der Nachtbeleuchtung war der überraschte Gesichtsausdruck des Kapitäns erkennbar. „Woher wissen Sie das?“
„Ich stelle die Fragen. Also, warum sind sie an Bord?“
„Ich habe striktes Verbot, darüber zu reden. Die ganze Crew wurde vergattert. Ich verliere meinen Job …“
„Sie verlieren gleich Ihr Leben, wenn Sie nicht antworten! Mann, begreifen Sie das! Das hier ist kein Kaffeekränzchen! Sie kämpfen im Moment um Ihr beschissenes Leben! Zum letzten Mal: Warum sind die Mädchen an Bord?“
„Sie sollen Ihrem Vater zugeführt werden. Ein Trennungsstreit, die Hintergründe kenne ich nicht. Wir erhielten die Anweisung vor zwei Wochen, einen Tag später kamen sie an Bord.“
„Wer gab Ihnen die Anweisung?“
„Ich erhielt sie telefonisch aus Freetown.“
„Von wem dort?“
„Von Jack Hancock. Er ist Geschäftsführer der H³ Corporation.“
„Sie reagieren auf mündliche Aufträge?“
„Das ist Usus bei dem Vercharterer. Wir müssen spontan reagieren können. Die Kundschaft ist – wie soll ich sagen – zuweilen sehr kapriziös, wenn Sie verstehen. Ich bekomme fernmündlich den Auftrag nebst Auftragscode, muss den Code per SMS bestätigen und erhalte – ebenfalls per SMS – die diesbezügliche Empfangsbestätigung. Mit Erhalt der Bestätigung tritt der Auftrag in Kraft. So war das auch mit den Mädchen. Das hatte alles seine Richtigkeit. Einen Tag später waren sie ja da!“
„Wo und an wen sollen die Mädchen übergeben werden?“
„Die Übergabe an den Beauftragten des Vaters war in Riga geplant …“ Er brach ab. Offen-sichtlich nahm das Verhör an dieser Stelle einen Verlauf, der ihm nicht behagte.
„Heißt das, sie findet dort nicht mehr statt? Warum wurde die ursprüngliche Planung aufgegeben?“
„Mann, ich rede mich um Kopf und Kragen!“ Er sah Schöller verunsichert an.
„Bingo! Es geht um Kopf und Kragen! Ihren Kopf, Ihren Kragen, Captain! Gut, dass Sie das begriffen haben! Nun? Warum sollen die Mädchen nicht mehr in Riga übergeben werden?“
„Die Mutter hat die Interpol eingeschaltet. Vater und Mutter liegen im Streit, ich sagte es doch! Scheiße! Wenn Hancock erfährt, dass ich gequatscht habe, komm‘ ich in Teufels Küche …“
„Hancocks Teufelsküche ist das Paradies im Vergleich zu dem, was Sie erwartet, sollten Sie uns hinters Licht führen. Wo soll die Übergabe stattfinden?“
„Auf offener See. Kompletter Wahnsinn bei diesem Wetter!“
„Ist es zufälligerweise die Baltic Vis, an die Sie die Mädchen übergeben sollen?“
Valdis Kremer sah Schöller aus weit geöffneten Augen an. „Woher wissen Sie das?“
„Ich sagte Ihnen doch, dass wir die Fragen stellen! Ist es die Baltic Vis?“
„Ja.“
„Wo genau soll die Übergabe stattfinden?“
„Östlich von Bornholm. Eine Seemeile nordöstlich der Hafeneinfahrt von Neksø, sollte sich das Wetter
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