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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Ruder nehmen!“
    Fortman hatte sofort begriffen. Mit zwei kühnen Schritten durchquerte er das schrägliegende Ruderhaus, klammerte sich an die Rücklehne. „Welche Tasche?“
    „Die linke.“
    Im Nu hob Fortman das iPhone ans Ohr, doch dann überlegte er es sich anders. Er nickte Schöller zu. „Besser, Sie machen das! Wenn die mich hören, führt das zu Irritationen. Wir haben keine Zeit für Erklärungen!“
    Er löste sich von der Sessellehne, durchkreuzte mit rudernden Armen das Wheelhouse, um auf raschestem Wege Halt an der Rückenpolsterung der Eckbank zu suchen. Er reichte Schöller das Telefon.
    „Schöller am Apparat.“
    „Schöller? Ist was mit Hellenkämper?“ Steiner!
    „Nein, keine Sorge. Der hat alle Hände voll zu tun, die Henrietta auf Kurs zu halten.“
    „Auf Kurs?“ Steiners Erstaunen teilte sich selbst über die Funkstrecke mit. „Wissen Sie denn, wo Sie hinmüssen?“
    „Der Kapitän der Henrietta hat’s uns vor wenigen Minuten verraten.“
    „Und wieso erfahren wir das nicht?“
    „Das Verhör ist noch nicht beendet …“
    „Dennoch! Sie hätten uns das sofort mitteilen müssen! Haben Sie die Koordinaten?“
    „Nicht die exakten. Vermutlich wissen die Kameraden die selber noch nicht. Aber das Seegebiet haben wir: Östlich von Bornholm, eine Seemeile nordöstlich der Hafeneinfahrt von Neksø. Die suchen dort Schutz vor dem Sturm. Sollte sich das Wetter bessern, könnte es sein, dass sie sich auf offener See treffen.“
    „Der Sturm ist bald vorüber, aber der Seegang bleibt noch etliche Stunden. Eine Seemeile nordöstlich der Hafeneinfahrt von Neksø, sagen Sie?“
    „Das sagte jedenfalls der Kapitän.“
    „Das scheint durchaus glaubhaft. Deckt sich mit unseren Erkenntnissen. Haben Sie die Mädchen inzwischen befreien können?“
    „Noch nicht. Das kommt als nächstes.“
    „Warum lassen Sie sich so viel Zeit damit?“
    „So viel Zeit?“ Auf Schöllers Schläfen zeichneten Zornesadern scharfe Schatten im bläulichen Licht der Nachtbeleuchtung. Bevor er reagieren konnte, hatte Steiner begriffen, dass dies möglicherweise eine unbedachte, vor allem aber unangemessene Bemerkung war. „Sorry, ich nehm‘ das zurück. Sie werden Ihre Gründe haben. Sie haben das Schiff unter Ihrer Kontrolle?“
    „Wenn uns im Unterdeck keine unüberwindliche Überraschung erwartet, haben wir dies. Jedenfalls bestimmen wir momentan den Kurs der Henrietta. Gestatten Sie mir eine Frage?“
    „Nur zu!“
    „Dient Ihr Anruf nur der Befragung oder haben Sie uns ebenfalls etwas mitzuteilen? Wir haben hier nämlich eine Menge zu tun!“
    Zum Glück sah Schöller Steiners Gesicht nicht. Aber der Tonfall der Antwort verdeutlichte ihm hinreichend, dass der Kapitänleutnant nicht amüsiert war. „Haben Sie vergessen, wer hier wem hilft?“
    „Sorry, Kaleu! Wir sind alle etwas angespannt.“
    „Schon klar. Wir wollten Ihnen mitteilen, dass die Baltic Vis Kurs auf die Südspitze von Bornholm genommen hat. Aber da wissen Sie ja mehr, als wir. Mast und Schotbruch, Herr Schöller. Ende.“
    Die Leitung war tot. „Gibt’s Ärger?“ Hellenkämper hatte Schöller zugehört, angesichts des Unwetters nur Bruchstücke mitbekommen..
    „Nicht der Rede wert. Männer! Es wird Ernst! Die Baltic Vis hat offensichtlich Kurs auf den Treffpunkt genommen. Wir sollten schleunigst die Mädchen befreien.“
     
    Der Typ am Fuß der Treppe starrte ihn noch immer unverwandt an. Metin hatte längst erkannt, dass der Posten eine Waffe in der Hand hielt. Seltsamerweise hatte er diese nicht auf ihn gerichtet. War sich der Posten unsicher? Hatte er ihn möglicherweise doch nicht erkannt? Metin misstraute dem Eindruck; an den Boden geschmiegt schob er unmerklich die Uzi zur Seite, nur so weit, dass er sie in Sekundenschnelle ergreifen konnte. Jede hastige Bewegung vermeidend tastete er seinen rechten Oberschenkel ab, bis er die Stablampe spürte. Ohne den Blick von dem Posten zu nehmen zog er sie Zentimeter für Zentimeter hervor. Das Griffstück fest umschlossen wartete er das Ende des wilden Tanzes der Henrietta ab. Für sein Vorhaben musste das Schiff eine verhältnismäßig stabile Lage eingenommen haben, nur dann würde es funktionieren. Er wusste, dass die Yacht ihm allenfalls ein, zwei Sekunden gewährte, den Angriff einzuleiten, ihn mit Entschlossenheit zu vollenden. Ein, zwei Sekunden, die über die Qualität seines zukünftigen Lebens entschieden! Reichtum oder Knast, das war die Devise! Er verdrängte den

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