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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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…“
    „Lassen wir das! Wo hält sich der Maschinist auf?“
    „Na, wo wohl? Im Maschinenraum natürlich!“
    Schöller und Fortman sahen sich einen Moment an. Schöller übernahm unaufgefordert: „Rufen Sie ihn ins Wheelhouse!“
    „Ins Wheelhouse? Hören Sie! Bei diesem Sturm …“
    „Machen Sie schon!“
    „Ich brauch‘ das Telefon!“ Der Kapitän wies auf das Steuerpult. „Es ist in der Lademulde. Links vom Ruder.“
    Hellenkämper hatte das mitbekommen. Ohne den Blick von der aufgewühlten See zu nehmen reichte er Mobilteil nach hinten. Fortman ergriff es, gab es dem Kapitän. Der drückte eine Taste, wartete auf die Verbindung.
    „Metin? … Kommen Sie hoch zum Wheelhouse! Sofort!“
    Er hielt Fortman das Telefon hin, grinste. „Er wird gleich kommen.“
    Fortman ergriff das Telefon, stutzte. Was gab es da zu grinsen? Der Captain sollte um sein Leben fürchten! Gab es da einen Grund, zu grinsen? Er sollte es bald erfahren.
     
    Metin starrte verdutzt auf den Hörer des Bordtelefons. Was ging dort oben vor? Valdis duzte ihn gewöhnlich. Auch Befehle gab er ihm grundsätzlich nicht. Valdis mochte der Kapitän der Henrietta sein, doch er konnte ihm keine Befehle erteilen, schließlich vertrat er Samir Charif, der im Subcharter über die Verwendung der Henrietta bestimmte! Dieses ‚sofort‘ bedeutete, dass eine gefährliche Lage eingetreten war. Auffälliges Abweichen vom üblichen Sprachgebrauch war der vereinbarte Code! Sie waren auf offener See, noch meilenweit vom Ort der Übergabe entfernt! Einzig das Rendezvous mit der Baltic Vis würde eine kritische Phase darstellen, kannten sie doch deren Crew nicht. Wer weiß, was sie da erwartete! Vielleicht wollte man sie als Mitwisser loswerden. Darum die Uzi! Doch von wem sonst sollte auf offener See Gefahr drohen? Zumal bei diesem Wetter? Es gab nur eine einzige Erklärung: Die ‚Gefahr‘ war bereits an Bord! Die im Unterdeck Gefesselten mussten sich befreit haben!
    Er legte den Hörer auf, dachte nach. Er hatte zwar die Uzi, dennoch wäre es nicht ratsam, der Aufforderung des Kapitäns zu folgen. Sollten sich die Typen tatsächlich befreit haben, befanden sie sich jetzt vermutlich im Wheelhouse, der Kapitän somit in ihrer Gewalt. Dann waren sie auch im Besitz der Waffen, die er den Gefesselten abgenommen, später Maris und Uldris übergeben hatte. Die beiden haben sich überrumpeln lassen! Sonst hätte Valdis ihn jetzt nicht warnen müssen! Diese Penner!
    Er trat an den Sicherungskasten, unterbrach den Anschluss der Schiffsbeleuchtung. Nur das Wheelhouse und der Maschinenraum verfügten noch über die Notstromversorgung. Ein Griff in die Schublade, zufriedenes Nicken. Das Satellitentelefon war an seinem Ort. Er zog es heraus, prüfte den Ladezustand, drückte die Stummtaste. Dann huschte er mit geschmeidigen, die Bewegungen des Schiffs routiniert ausgleichenden Schritten zum Kopfende des Maschinenraums, nahm dort die Uzi aus dem Schrank, steckte das Magazin in den Schacht und lud sie durch. Sollte die Sache aus dem Ruder laufen, wäre er zum Äußersten bereit. Immerhin stand ein Geldbetrag auf dem Spiel, wie er ihn selbst in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hatte! Die Übergabe der Mädchen musste gelingen! Niemand durfte ihn davon abhalten, den letzten Teil seines Auftrags zu erfüllen! Nur wenige Stunden noch trennten ihn von unverhofftem Reichtum.
    Er zog die unterste Schublage hervor, kramte in dem Durcheinander, bis er gefunden hatte, wonach er suchte – Panzertape und sein Springermesser, Utensil für den geräuschlosen Teil der bevorstehenden Aktion: Er musste mittschiffs ins Unterdeck, die Kabine der Zwillinge war das Ziel! Sobald er die Mädchen in seine Gewalt gebracht hätte, würden die Karten neu gemischt. Die Zwillinge als Geisel und eine aufmunitionierte Uzi waren verdammt starke Argumente! Doch bis dahin galt es etliche Hürden zu überwinden. So lag der Treppenabgang zur Kabine der Mädchen unmittelbar neben dem Aufgang zum Wheelhouse. Das war der gefährlichste Ort, den es – ohne den Männern im Ruderhaus aufzufallen! – zu passieren galt. Vermutlich war er bewacht. Da konnte das Messer gute Dienste leisten. Zum Glück war es stockfinster. Er hatte den Bewusstlosen das Nachtsichtgerät abgenommen, das einzige an Bord. Insofern war er im Vorteil, und er war entschlossen, diesen Vorteil zu nutzen. Jetzt gleich!
    Einen Moment dachte er nach. Ein dürres Grinsen zupfte an seinen Gesichtszügen. Er machte kehrt, ging

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