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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nicht grundlegend bessern.“

„Hält sich der Beauftragte des Vaters an Bord der Baltic Vis auf?“
    „Na klar! Das ist doch der Idiot, der auf der Übergabe auf See besteht!“
    „Hat der Typ einen Namen?“
    „Er nennt sich Sammy. Ich weiß nicht, ob das sein richtiger Name ist.“
    „Weiß Mr. Dolittle von den Mädchen?“
    Der Captain zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Das machen die untereinander aus. Wenn sich langfristige Aufenthalte an ein und demselben Ort abzeichnen, besteht die Möglichkeit der Untervercharterung. Ist schon häufiger vorgekommen.“
    Schöller dachte einen Moment nach. Das war alles verdammt raffiniert eingefädelt. Selbst der Kapitän schien die Mär der Zusammenführung von Vater und Töchtern zu glauben. ‚Verdammt clever strukturiert, hier gilt tatsächlich ‚Die Rechte weiß nicht, was die Linke tut‘, üblicherweise Synonym der Unorganisiertheit, in diesem Fall jedoch gewolltes Ergebnis einer perfekten Planung.‘ In diesem komplexen Puzzle verfügten die ausführenden Parteien jeweils nur über wenige nichtssagende Teile. Dort, wo es grenzwertig wurde, führten glaubwürdige Legenden die Mitspieler in die Irre. Zynisches Paradebeispiel war die Zusammenführungsstory der entführten Zwillinge. Der angebliche Vater war in Wirklichkeit der Auftraggeber der Kindesentführung! Nur dieser kannte das vollständige Bild, nur er wusste, dass sich am Ende die jeweiligen Dienste der beauftragten Zuträger zu einem extrem kriminellen Ganzen vereinten. Was würde Pohl wohl dazu sagen, dass sich ausgerechnet dieses Dreckschwein als Vater der Zwillinge ausgibt? Sie mussten an den Auftraggeber! Er wusste es schon immer, doch nun war es sonnenklar! ‚Sammy‘ war zwar nicht gerade die Information, die er sich in dieser Hinsicht erhofft hatte, aber viel wichtiger war es doch zu wissen, dass sich der Bevollmächtigte des ‚Vaters‘ an Bord der Baltic Vis aufhielt! Er war ganz nah an dem wohl wichtigsten Etappenziel, dem Schlüssel zum erfolgreichen Abschluss seiner Jagd. Er genoss einen Moment die aufwallende Genugtuung, dann nickte er Fortman aufmunternd zu. „Ihr Part, Kollege.“
    Fortman konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das Verhör des Kapitäns erwies sich als ergiebiger, als er erhofft hatte. Noch stand der schwierigste Teil der Aktion bevor, aber das sich allmählich Bahn brechende Gefühl der Entspannung ließ sich nicht länger verdrängen. Nur kein Leichtsinn! Ungewollt legte er mehr Schärfe in seine Frage, als dies seine Absicht war: „Welche Rolle spielt die Frau an Bord?“
    Der Kapitän sah ihn überrascht an. „Die Frau? Sagen Sie, was soll das alles? Natürlich haben wir bemerkt, dass das Schiff im Hafen unter Beobachtung der Bundespolizei lag. Eine Begründung haben wir übrigens nie erfahren. Und nun diese Frage! Das geht Sie doch überhaupt nichts an!“
    „Ich will mit Ihnen nicht diskutieren, ich will eine Antwort!“
    „Sie ist die Tante der Mädchen. Die Schwester des Vaters vermutlich. Wieso ist das wichtig?“
    „Begreifen Sie endlich, dass wir und nicht Sie die Fragen stellen. Wer ist sonst noch an Bord?“
    „Außer der Frau? Nur der Maschinist. Sonst niemand.“
    „Fehlen Ihnen nicht zwei Leute?“
    „Sie meinen die Wachposten auf der Mole?“
    „Genau die meine ich. Wieso verlassen Sie überstürzt den Hafen, ohne Ihre Leute mitzunehmen?“
    „Ich hatte den Befehl bekommen. Die Wachposten reagierten nicht. Es hätte eine Falle sein können.“
    „Eine Falle? Sie rechneten mit einer Falle?“
    „Ein solches Schiff weckt Begehrlichkeiten. Darum wird es ja nachts bewacht. Außerdem haben wir einen delikaten Auftrag zu erfüllen. Die Mutter der Zwillinge wird nichts unversucht lassen, die Überführung ihrer Kinder zu unterbinden. Da können Sie selbst kriminelle Aktionen nicht ausschließen. Es ist auf beiden Seiten offensichtlich genügend Geld vorhanden, ganze Armeen in Bewegung zu setzen. Die Charter der Henrietta kostet mehr als 50.000 € pro Woche. Dies nur als Beispiel …“
    „Ist Ihnen wirklich nicht aufgefallen, dass Sie sich hier zum Handlanger einer Kindesentführung machen? Wer soll Ihnen das glauben?“
    „Hören Sie! Wenn Sie über Jahre hinweg mit dieser ultrareichen Klientel zu tun haben, wundern Sie sich über nichts mehr. Mein Auftrag ist es, das Schiff sicher zu führen. Alles andere hat mich nichts anzugehen. Diskretion ist das A und O in diesem Geschäft. Ein Fehler, eine Nachlässigkeit, und Sie gehen stempeln

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