Coins - Die Spur des Zorns
übergeben! Ich trau‘ denen mittlerweile alles zu! Die werfen unsere Leute in der kommenden Nacht über Bord und bringen die Mädchen per Helikopter an Land! Was dann? Die sind über alle Berge, bevor Interpol den ersten Hebel in Bewegung setzt!“
„Wir werden ihnen das Leben schwer machen, Herr Heintges. Wir durchkreuzen ihre Planung, sie werden Fehler machen und wir werden diese Fehler nutzen.“
„Ihr Wort in Gottes Ohr, Kaleu! Die sind in zwei Stunden im Zielgebiet. Nördlich von Neskø dürfte der Seegang wesentlich kommoder sein. Da ist die Übergabe eine Sache von zehn, fünfzehn Minuten …“
„Nicht mit Leuten, die das nicht ständig üben, Herr Heintges! Außerdem wird es küstennah zu keinem Rendezvous kommen! Die Puma schließt in Kürze zur Baltic Vis auf, schiebt sich sodann zwischen Schiff und Küste. Die werden ganz schnell begreifen, dass eine Übergabe in dänischem Hoheitsgebiet das Eingreifen dortiger Sicherheitskräfte auslösen wird. Die werden, das ist meine Erwartung, in internationales Gewässer ausweichen. Dort ist der Seegang für eine Übergabe noch etliche Stunden zu rau. Außerdem weicht die Puma nicht mehr von deren Seite. Der Sturm hat nachgelassen, Hohe Düne meldet nur noch drei Beaufort, Böen vier bis fünf, nachlassend. Heli-Boarding wird also möglich sein. Die Zeit arbeitet für uns! Herr Heintges, ich versprech’s Ihnen: Die entkommen uns nicht! Genau diese Botschaft müssen wir den Ärschen vermitteln! Denen muss die Düse gehen! Egal, was passiert, wir werden trotz aller Konspiration einen juristisch belastbaren Weg finden, an Bord gehen zu können, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Glauben Sie’s mir!“
Heintges starrte den Kaleu überrascht an. So hatte er ihn bisher noch nicht erlebt.
Schöller und Pohl hatten sich ächzend erhoben, streckten Arme und Beine. Fortman warf die Schere in die Kabine der Mädchen. Er brauchte sie nicht mehr. „Macht weiter! Bewegt euch! Eure Durchblutung dürfte gelitten haben.“
„Es geht schon. Bei Ihnen auch, Professor?“
„Kein Problem. So lange haben wir ja nicht gelegen. Wir müssen nach oben! Die Kinder! Dieses Schwein ist zu allem fähig!“
„Ist doch klar, Professor! Nur – was machen wir mit dem Captain?“
Schöllers Frage richtete sich eher an Fortman als an Pohl. Einen Moment schwiegen sie, dann ergriff Fortman das Wort. „Den lassen wir liegen. Seiner Verschnürung kann er aus eigener Kraft nicht entkommen. Professor, bei allem Verständnis: Wir müssen erst die Frau versorgen, sie kämpft um ihr Leben. Anschließend holen wir die Mädchen und Hellenkämper aus der Bredouille. Kennt sich einer aus in Erster Hilfe? Ich mein‘ mehr, als ‚Stabile Seitenlage‘ und ‚Warmes Zudecken‘. Bei mir sieht’s da ziemlich düster aus. Meines Erachtens muss als erstes ihr Kreislauf stabilisiert werden. Sie hat kaum noch Puls! Außerdem muss sie neu abgebunden und vernünftig versorgt werden. Im Gang zur Pantry hab‘ ich einen Medizinschrank gesehen. Sicherlich ist da Verbandszeug drin, vielleicht auch brauchbare Medizin. Irgendetwas Kreislaufstabilisierendes. Ich kenn’ mich da nicht aus.“
Fortmans Blick glitt zwischen Pohl und Schöller hin und her, doch die konnten das in der Finsternis nicht wahrnehmen. Schließlich meldete sich Schöller zu Wort. „Ich mach‘ das. Eine Koryphäe bin ich zwar nicht, aber es sollte reichen.“
„Gut. In diesem Fall teilen wir uns auf. Ich geh‘ vor, ihr folgt mir. Im Zwischendeck trennen sich unsere Wege. Mister Schöller, der Medizinschrank ist gleich hinter der Tür auf der rechten Seite.“
„Die Tür zur Pantry, sagten Sie?“
„Genau die meine ich. Ich übergab‘ Ihnen oben die Nachtsichtbrille. Professor, Sie folgen mir ins Wheelhouse . Ich werde dort diesen Mistkerl in Schach halten. Es ist nicht auszuschließen, dass er inzwischen die beiden Leichtmatrosen befreit hat. In diesem Fall verfügen die vermutlich über Ihre Waffen. Dann wird’s brenzlig, aber wir haben erneut die Überraschung auf unserer Seite. Sie kümmern sich im Wheelhouse um gar nichts, egal, was dort passiert! Sie schnappen sich Ihre Töchter, hauen sofort ab …“
„Die Sprengladungen! Das Schwein löst sie aus, wenn wir angreifen!“ Pohl war hörbar erregt.
„Keine Sorge, Professor. Das sind vermutlich Attrappen.“
„Vermutlich! Sollen wir das etwa ausprobieren?“
„Natürlich nicht. Er hat den Funkauslöser in der Tasche. Es war ein Märchen, dass die Ladungen
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