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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Oberschenkel – eine angsteinflößende Stichwunde, knapp eine Handbreit unter der Leiste. Unmöglich, durch die Nachtsichtbrille die Bedrohlichkeit der Verwundung zu beurteilen, doch die Lache auf dem Boden sprach eine beredte Sprache. Hier ging es, wenn überhaupt noch, um Minuten! Erneutes ‚Sorry!‘. Er tastete nach ihrer Leiste, legte drei Finger auf, konzentrierte sich. Da war Puls! Schwach nur, doch die Frau lebte! Er schlang die Pyjamahose um ihren Oberschenkel, begann das verletzte Bein abzubinden, eher ein Akt der Verzweiflung. Er selbst zweifelte an der Sinnhaftigkeit seines Tuns. Bekäme sie nicht bald ärztliche Hilfe, die Frau wäre dem Tod geweiht ...
     
    Alena und Alexa hatten im Wheelhouse Mühe, sich mit gefesselten Händen auf den Beinen zu halten. Metin hatte dies mitbekommen. Würde eine der Gören zu Boden stürzen, könnte sie sich verletzen. Sollte die bevorstehende Übergabeaktion gelingen, mussten die Kinder fit sein! Er warf achtlos die Nachtsichtbrille auf die Eckbank, klopfte suchend seine Taschen ab. Plötzlich besann er sich eines anderen, wies auf die Bank. „In die Ecke mit euch!“ Er setzte mit zunehmender Ungeduld die Suche in seinen Taschen fort, als er plötzlich den starren Blick des Mannes am Ruder bemerkte. Hellenkämper war herumgefahren, die fremde Stimme hatte ihn überrascht. Er begriff nicht, was er sah. Die Zwillinge! Endlich! Doch warum waren sie gefesselt? Wer war dieser Fremde? Wo waren die anderen? Was, verdammt noch mal, ging hier vor?
    Metin erging es in diesem Moment nicht besser als Hellenkämper. Wer war dieser Typ am Ruder? Wieso stand dort nicht Valdis Kremer, der Kapitän der Henrietta? Und wieso waren Maris und Uldris noch immer gefesselt? Verdammt, was lief hier schief? Doch dann besann er sich seiner besseren Karten: Er hatte die Uzi. Und er hatte die Mädchen in seiner Gewalt. Metin schwenkte die Maschinenpistole zwischen den Zwillingen hin und her, blickte dabei Hellenkämper drohend an. „Mir ist scheißegal, wer du bist! Du wirst tun, was ich dir sage! Ein Fehler, und eine der beiden Gören hat ein Loch im Kopf! Ein zweiter Fehler, und die andere ist dran. Du bestimmst also über Leben und Tod. Aber das ist nicht alles! Siehst du die TNT-Päckchen?“ Er zog die Taschenlampe hervor, ließ den Lichtstrahl zwischen den olivfarbenen Päckchen hin und her tanzen. „Du bestimmst auch über dein eigenes Leben! Beim dritten Fehler gehen die Päckchen in die Luft! Und wir mit ihnen! 400 Gramm TNT – ein Riesenbums! Mir ist das scheißegal – ich hab‘ nichts zu verlieren. Alles oder nichts, lautet die Devise. Verstehst du? Und jetzt dreh‘ dich um und sag‘ mir, welcher Kurs anliegt!“
    Hellenkämper hatte während der deutlichen Ansprache in Windeseile die Lage beurteilt. Das Ergebnis war niederschmetternd – er war chancenlos. Ihm blieb nichts anderes übrig, als der Anweisung des Ganoven zu folgen, im Stillen auf die anderen zu hoffen.
    „Ich hab‘ dich was gefragt! Wohin geht die Reise, Arschloch?“
    Hellenkämper zuckte unmerklich zusammen. Diese widerlich schrille Stimme! Es half nichts, er musste antworten, auf diese Weise versuchen, Zeit zu gewinnen. Möglicherweise ergäbe sich unterwegs die Möglichkeit, den Mistkerl zu überwältigen. Gingen sie längsseits, böte sich hierzu die Chance: Ein hektisches Manöver, vielleicht schleuderte es den Widerling von Bord! Alles hing davon ab, ob in diesem Moment die Mädchen ungefährdet wären.
    „Den Kurs, Arschloch!“
    „Wir haben die Südspitze Bornholms passiert. Kurs dreißig liegt an.“
    „Warum nicht gleich? Wo ist der Kapitän? Ich geb‘ dir eine Sekunde.“
    Hellenkämper hob die Schultern. „Ich dachte, der wär‘ im Unterdeck. Da wollte er jedenfalls hin …“
    „Da wollte er hin?“ Metin begriff nun gar nichts mehr. „Willst du mich verarschen?“
    „Nö, will ich nicht. Was soll das bringen? Du hast die Uzi, nicht ich.“
    „Gut, dass du das begriffen hast. Du kannst mit dem Schiff umgehen?“
    „Solange du mich nicht daran hinderst, sicherlich.“
    „Bei diesem Wetter?“
    „Der Sturm hat nachgelassen. Vor ‘ner Stunde war’s weitaus heftiger.“
    „Da warst du schon am Ruder?“
    „Scheint so.“
    Metins Hirn drohte, heiß zu laufen, doch er fand keine Erklärung, wie es zu dieser merk-würdigen Situation kommen konnte. Spielte das überhaupt eine Rolle? Er hatte das Kommando! Die Übergabe der Mädchen, sein Reichtum, beides war gesichert! Solange Valdis

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