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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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stimmt.“
    „Darf ich den Grund erfahren?“
    Wieder Metins fragender Blick. Fortman streckte dem Maschinisten fordernd die Hand entgegen. Der schien nicht unglücklich, das Handy übergeben zu können. Solange er selbst nicht Rede und Antwort stehen musste, konnte er keinen Fehler machen, und solange er keinen Fehler machte, wurde, so hoffte er, in seiner Hose kein irreparabler Schaden angerichtet.
    „Hallo? Sie sprechen mit einem der beiden Männer, die an Bord der Baltic Vis kommen wollen. Hinsichtlich des Transfers gibt es Klärungsbedarf. Wir handeln im Auftrage Samir Charifs. Rufen Sie ihn an, sollten Sie das bezweifeln. Sie haben sicherlich seine Handynummer. Sollten Sie unserem Wunsch nicht nachkommen, bleiben die Mädchen an Bord der Henrietta. Haben Sie das verstanden?“
    Jamal Khan schickte einen verzweifelten Blick hinüber zum Kapitän. Dessen Gesicht war nicht die geringste Regung zu entnehmen. Was sich hier an Konfliktstoff anzubahnen schien, ging ihn nichts an. Das war allein Sache dieses indischen Weicheis. Sein Interesse lag allein darin, das Rendezvous so kurz wie nur möglich zu gestalten. Er hob das Glas vor die Augen, beobachtete die Henrietta, der sie, stetig langsamer werdend, immer näher kamen. „Ich bin der
    Kapitän, habe in dem Geschäft keine Karten. Es ist allein Ihre Entscheidung, Mr. Khan! Die Mädels stehen übrigens auf der Flybridge. Hier! Wenn Sie mal sehen wollen?“
    Tomislav Korosec hielt dem Inder das Nachtglas hin. Der hatte in seiner Hektik Mühe, die Flybridge der Henrietta mit dem Glas einzufangen. Es kostete ihn sein gesamtes Konzentrationsvermögen, den Bildausschnitt auf den Außensteuerstand zu fokussieren. Tatsächlich, auf dem Sonnendeck hinter dem Außensteuerstand hielten sich die Mädchen am Geländer fest. Sie schienen interessiert das Manöver zu beobachten. Er war der erfolgreichen Abwicklung seines Auftrags so nah!
    Jamal Khan fühlte sich im Stich gelassen. Es ging ihm dreckig – und nun wurde eine solche Entscheidung von ihm gefordert! Ließe er die Typen nicht an Bord, bekäme er die Mädchen nicht. Das wäre der Supergau! Ließe er die Kerle an Bord, bekäme er Ärger in Indien. Natürlich wollten die ihn erpressen! Er konnte es drehen, wie er wollte, Ärger war ihm gewiss. Doch eines war sonnenklar: Käme er ohne die Mädchen zurück, hätte dies dramatische Folgen – auch für ihn! Dann lieber einen höheren Preis bezahlen! Er musste herausbekommen, wie weit die Typen auf der Henrietta zu gehen bereit waren! Das übliche Pokerspiel – er war es gewohnt, gerade im pädophilen Umfeld. Ungezügelte Begierde hatte ihren Preis!
    Er reichte dem Kapitän das Glas, hob das Handy zum Mund. „Das bedeutet, das Geschäft ist geplatzt, wenn ich Ihrem Verlangen nicht nachkomme?“
    „Genau das heißt es.“
    Jamal Khan brauchte einen Moment, die Tragweite der schroffen Antwort zu verkraften. Hatten die auf der Henrietta den Verstand verloren? In welche Höhe wollten die den Preis treiben? Er schluckte vor Aufregung, sein spitzer Adamsapfel vollführte einen wahrhaftigen Veitstanz, bis er sich endlich zu einer Antwort durchrang: „Sie wissen, welche Konsequenzen das nach sich zieht?“
    „Konsequenzen? Für Sie vermutlich. Uns interessiert das nicht. Hören Sie! Wir können uns nicht tagelang unterhalten. Und wir sollten – gerade bei diesem Seegang! – jedes unnütze Manöver vermeiden, das die Schiffe und uns alle in Gefahr bringt. Sollten wir nicht an Bord gehen dürfen, ist das Rendezvous-Manöver nicht erforderlich. Dann kehren wir mit den Mädels nach Sassnitz zurück und Sie können tun, wonach Ihnen der Sinn steht. Samir Charif wird nicht amüsiert sein, aber darüber wird mit Ihrem Boss in Indien zu sprechen sein. Ich gebe Ihnen zwei Minuten …“
    „Sie sagten eben, ich könne Samir Charif anrufen! Das dauert möglicherweise länger als zwei Minuten!“
    Fortmans Augenbrauen schossen den Bruchteil einer Sekunde in die Höhe. Dieses verdammte Schlitzohr! Doch so leicht legte man ihn nicht aufs Kreuz. Er ließ sich Zeit mit der Antwort, jedes Wort wollte wohl überlegt sein! „Schon möglich. In der Regel pflegt er um diese Uhrzeit zu schlafen. Aber versuchen Sie’s! Vielleicht hat er das Handy auf dem Nachtisch und geht Ihnen zum Gefallen dran. Sie haben noch eine Minute.“ Fortman nahm das Handy vom Ohr, kniff Pohl grinsend ein Auge zu. Dass es stockfinster war, der Professor dies gar nicht mitbekam, schien ihn nicht zu irritieren.
    Jamal

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