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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Tomislav Korosec starrte in die Nacht, suchte den kaum erkennbaren Horizont ab. Ohne das Glas von den Augen zu nehmen, wandte er sich an den Rudergänger. „Was macht unser Verfolger? Ich kann ihn nirgends sehen.“
    „Befindet sich vier Seemeilen querab, Kurs Nord.“
    Der Kapitän grinste. „Na prima. Wenn er uns bisher verfolgt haben sollte, dann hat er‘s jetzt wohl aufgegeben.“ Er schwenkte mit dem Glas hinüber zur Henrietta, schüttelte nach einer Weile den Kopf.
    „Warum ist die Henrietta unbeleuchtet?“
    „Sie wollen vermutlich nicht gesehen werden. Von Land aus, meine ich.“
    „Das ist doch Schwachsinn! Wenn ich von Land aus nicht gesehen werde, sieht mich auch von See keiner. Auffälliger geht’s nicht! Wären wir von der Küstenwache verfolgt worden, wäre die jetzt hier! Schick denen ‘ne SMS! Die sollen ihre Positionsleuchten anmachen. Ich verlass‘ mich gerade bei einem solchen Manöver auf meine Augen. Das ist wie bei ‘ner Frau: Ich will schon aus der Entfernung wissen, wo bei denen vorn und hinten ist.“
    Tomislav Korosec lächelte selbstzufrieden über seinen vermeintlichen Scherz. Er beugte sich vor, drückte die Mikrofontaste der Bordsprechanlage: „Brücke an Deck! Ladegeschirr klarmachen!“
    „Ladegeschirr ist klar, Captain.“ plärrte es aus dem Lautsprecher.
    Der Erste Offizier hob, um Aufmerksamkeit bemüht, sein Handy in die Höhe. „SMS ist eingegangen. Die haben ein Problem an Bord der Henrietta, Captain. Die Stromversorgung des Bordnetzes ist im Sturm ausgefallen. Sie brauchen den Saft der Batterien und des Notstromaggregats für das bevorstehende Manöver.“
    „Na klar, die Herren manövrieren mit dem Bugstrahlruder. Dann muss es halt so gehen.“ Er konzentrierte sich wieder auf Anzeigen und Bildschirme.
    „Captain, die Henrietta bittet um Erlaubnis, zwei Beauftragte des deutschen Vertragspartners an Bord kommen zu lassen. Es gehe um die Übergabemodalitäten.“
    Tomislav Korosec sah den Ersten verdutzt an. „Die wollen zu uns? Freiwillig – bei dem Wetter?“ Er zuckte die Schultern. „Ich kann das nicht entscheiden. Wo ist dieser Jamal Khan? Wenn man den Kerl braucht, ist er nicht da. Der treibt sich doch sonst immer auf der Brücke rum!“
    „Vermutlich liegt er in seiner Koje. Er ist seekrank.“
    „Noch immer? Schick einen Leichtmatrosen nach ihm! Er soll auf die Brücke kommen, sein Handy mitbringen. Kann sein, dass er seinen Boss konsultieren muss.“ Sein Blick huschte über die Bildschirme, blieb einen Moment am Echolot hängen. „Wie weit noch, Vlado?“
    „‘Ne halbe Seemeile.“
    „Maschine halt!“ Der Kapitän warf sich ins Kreuz, räkelte sich die Müdigkeit aus dem Leib. Das Sauwetter war vorüber, die letzte Etappe – in unmittelbarer Küstennähe auf der Leeseite der Insel – würde komfortabler verlaufen. Sobald das Übergabemanöver abgeschlossen war, könnte er sich ein, zwei Stunden aufs Ohr hauen.
    „Sie wollen mich sprechen, Captain?“
    Tomislav Korosec fuhr herum. Der Inder stand hinter ihm, sah ihn aus rotgeränderten Augen an. „Mann, wie sehen Sie denn aus! Lassen Sie sich nachher aus der Bordapotheke Stugeron- Tabletten geben. Hören Sie! Die Henrietta will uns zwei Mann ‘rüberschicken, um die Übergabemodalitäten zu besprechen. Ist das okay?“
    Der Inder blickte überrascht. „Das wurde nicht vereinbart. Ich soll zur Auslösung der ersten Rate ein Foto der beiden Mädchen an Bord Ihres Schiffes machen und nach Indien übermitteln. Von einer Verhandlung der Übergabemodalitäten war nicht die Rede.“
    „Dann rufen Sie die Henrietta an! Klären Sie das! Je kürzer das Manöver, desto geringer die Gefahr für Mensch und Schiff! Ich hab‘ was gegen Wichtigtuer, vor allem aber überflüssige Besucher! Stellen Sie den Lautsprecher an, damit ich mithören kann!“
    Jamal Khan nickte ergeben. Er fühlte sich zu schwach, sich mit dem Kapitän anzulegen. Er rief die abgespeicherte Nummer ab, drückte nervös die Ruftaste. Es dauerte eine Weile, bis die Verbindung hergestellt war, für den Inder eine arge Geduldsprobe.
    „Henrietta hier. Ich höre.“
    Metin hatte beim ersten Klingeln eilfertig das Handy hoch zum Ohr gerissen, den furchtsamen Blick unverwandt auf die 45er in Pohls Hand gerichtet.
    „Metin, sind Sie’s?“
    „Na klar, wer sonst? Was gibt’s?“
    „Ich hörte, zwei Ihrer Leute wollen an Bord der Baltic Vis kommen. Stimmt das?“
    Metin blickte Fortman fragend an. Der nickte mit dem Kopf. „Ja, das

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