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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Khan stand kalter Schweiß auf der Stirn. Sonnenklar, was die wollten – mehr Geld natürlich! Für eine reibungslose Abwicklung zu sorgen, Derartiges zu vermeiden, das war sein Job! Beinahe flehend blickte er den Kapitän an, doch der hob teilnahmslos die Schultern. Teilnahmslosigkeit war das Letzte, das Jamal Khan sich erhoffte – er brauchte Beistand! Was sollte er nur tun? Fragte er in Indien die Firma um Rat, wäre er angesichts dieser Entwicklung den Nimbus des knallharten Machers und damit sicherlich auch den Job los! Vermutlich auch sein Leben, der Kontrolle entgleitende Zeugen duldete man in diesem Metier nicht. „Was soll ich tun, Captain? Was raten Sie mir?“
    Der Kapitän sah ihn mit gespielter Überraschung an. Man sah, sie mochten sich nicht sonderlich. „Ich? Ich sagte es doch eben: Das ist allein Ihre Entscheidung! Ich bin Kapitän dieses Schiffes. Ich hab‘ Sie unbeschadet von A nach B zu bringen. Das ist mein Job; das Geschäftliche interessiert mich einen feuchten Kehricht. Mich können Sie allenfalls fragen, ob ich einem solchen Manöver zustimme, ob ich es bei dieser rauen See überhaupt verantworten kann …“
    „Die Zeit ist um. Wir drehen ab. Machen Sie’s gut!“
    „Nein! Warten Sie noch …“ Der Inder schien in heller Panik. Fortman wedelte mit dem Handy, als wollte er sich von der Baltic Vis verabschieden. Pohl grinste anerkennend; Fortman machte seine Sache gut. Da Schöller unverwandt die Baltic Vis im Auge hatte, bekam er den stummen Dialog nicht mit. Es war eh noch immer zu dunkel. Nicht anders erging es dem Maschinisten, der fortgesetzt auf den Lauf der 45er starrte, deren metallischer Widerschein – kaum erkennbar – die Finsternis durchdrang.
    „Jetzt haben Sie ein Problem. Haben Sie die Mädels auf der Flybridge gesehen? Die standen dort bereit zur Übergabe! Davon können Sie sich ja wohl verabschieden. Und dafür sind wir um den halben Globus geschippert …“ Der Kapitän schlug sich bei den letzten Worten ungläubig vor die Stirn.
    Jamal Khan sah ihn aus fiebrigen Augen an. „Können Sie’s denn verantworten? Das Manöver meine ich.“
    Der Kapitän ließ sich Zeit, als sei die Fragestellung von eher geringer Bedeutung. Endlich nickte er bedächtig. „Die zusätzliche Übernahme der Männer, meinen Sie? Klar kann ich das, kostet aber ‘ne Kleinigkeit. Vergessen Sie nicht: Die wollen wieder auf die Henrietta zurück! Das bedeutet dreifachen Personentransfer, bei dem aktuellen Seegang dreifaches Risiko!“
    Von Jamal Khans Schultern schien eine Zentnerlast zu fallen. Lass‘ es was kosten, Haupt-sache, er bekäme die Mädchen! In Windeseile hob er das Handy ans Ohr. „Hören Sie! Sie können an Bord der Baltic Vis kommen!“
    Fortman antwortete nicht, streckte stattdessen triumphierend den Daumen in die Höhe. Nun ahnte auch Schöller, dass sich Wichtiges ereignet haben musste. Fortman hielt die Rechte über das Handy, flüsterte: „Er hat angebissen! Wir können an Bord!“
    „Hallo! Sind Sie noch dran?“ Jamals Khans quäkende Stimme! Die Stimme des Anrufers verriet dessen Gemütsverfassung – diese war unüberhörbar miserabel.
    Fortman grinste. Er ließ sich Zeit, genoss es, den anderen zappeln zu lassen. „Ich? War ich noch dran? Sorry, muss den verkehrten Knopf gedrückt haben. Das Teil hier kenn‘ ich nicht. Aber das haben wir gleich …“
    „Stopp! Bleiben Sie dran! Ich sagte eben, Sie könnten an Bord kommen. Haben Sie das mitbekommen?“
    „Nein, hab ich nicht. Dann legen Sie mal los!“ Er kappte die Verbindung. Schöller bemühte sich, trotz der Finsternis auf der Baltic Vis etwas zu erkennen. Plötzlich leuchtete hoch oben am hinteren Ladegeschirr ein Scheinwerfer auf. „Leute, es geht los!“
     
    Bettina war eine temperamentvolle Frau. Nie machte sie aus ihrem Herzen eine Mördergrube; war sie ärgerlich, wurde sie unversehens zum Vulkan. „Geh‘ schon dran!“
    Er sah ihr an, das würde eine heftige Eruption werden, sollte er nicht bald das lärmende Handy finden. Irgendwo in oder unter seinen Klamotten musste es stecken. Diese lagen drei Meter entfernt in einem Korbstuhl und er im Bett, genauer gesagt, auf Bettina. Ausgerechnet jetzt, unmittelbar vor ihrem Orgasmus, klingelte das verdammte Teil! Wer Bettina den Orgasmus klaute, stand unweigerlich auf ihrer Abschussliste. Er wusste, er hätte den Rest des Tages verdammt schlechte Karten.
    „Sind mal wieder deine Kollegen. Das kennen wir ja schon. Und dieser bescheuerte Klingelton!

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