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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Eindruck unendlicher Erleichterung. Fortman erkannte es mit Genugtuung. Er war erfahren genug, dass nun dringend ein Themenwechsel gefordert war. Er wies auf das Ruderhaus.
    „Sie lassen die Hunde da drin unbeaufsichtigt?“
    Schöller rang sich ein mattes Grinsen ab. „Keine Bange! Die sind artig!“
    In Fortmans Blick spiegelte sich Ungläubigkeit. Hatte Schöller den Verstand verloren? „Woher nehmen Sie diese Zuversicht?“
    „Kommen Sie auf die Nock! Dann sehen Sie’s.“
    Fortman sah Schöller ratlos an, dann nahm er die letzten Stufen. Der Hauptkommissar trat zur Seite. „Blicken Sie Richtung fünf Uhr!“
    Fortman starrte am Ruderhaus vorbei in die vorgegebene Richtung. Knapp eine halbe Seemeile entfernt erkannte er im Licht des frühen Morgens die graue Silhouette eines Kriegsschiffs. „P6122. Deutsche Marine. Ist das …“
    „Unsere Eskorte? Sie haben richtig geraten. Das ist die Puma, das Schnellboot, das Steiner der Baltic Vis auf die Fersen gesetzt hat.“ Schöller nickte Richtung Ruderhaus. „Ich hab‘ den Kameraden verdeutlicht, dass sie die Wahl haben, sich kooperativ zu zeigen oder von einem Boarding Team der Marine festgenommen zu werden …“
    „Ich dachte, ein Hubschrauber …“
    „Der Kaleu hat umdisponiert. Es gibt Schwierigkeiten, jemand hat uns in die Suppe gespuckt. Hellenkämper weiß mehr. Er steht mit Steiner in ständiger Verbindung.“
    Fortman nickte bedächtig, dann sah er Schöller fragend an. „Und jetzt?“
    „Jetzt schippern wir im Konvoi zurück nach Sassnitz. Die Kinder sind befreit, der Inder und der Kasache tot – die Mission ist beendet.“
    Fortman starrte ihn verständnislos an. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Wollen Sie die Drahtzieher entkommen lassen?“
    Schöller zuckte mit den Achseln. „Natürlich nicht, aber wir haben verdammt schlechte Karten. Ich sagte es doch: Der Inder ist tot, der Kasache ebenfalls, den Maschinisten nicht zu vergessen. Und die junge Frau. Und Samir Charif! Uns sind die Zeugen ausgegangen, Mister Fortman! Alle!“ Er wies auf das Smartphone in Fortmans Hand. „Wir haben allerdings das Handy und den Laptop von dem Inder.“ Er klopfte an die umgehängte Kartentasche. „Das ist aber auch alles. Wenn die nichts hergeben, sieht’s verdammt finster aus.“
    „Sie sagten doch selbst, dass die Spur nach Indien führt. Der Inder hier an Bord – das war doch kein Zufall!“
    „Ich geb‘ Ihnen ja Recht. Aber nie und nimmer bekomme ich eine Aktion in Indien bewilligt. Vergessen Sie nicht – mein Treiben hier ist durch nichts und niemanden gedeckt. Vielleicht habe ich meinen Job schon nicht mehr …“ Plötzlich starrte er auf Fortmans linken Schuh, unter dem sich eine Blutlache gebildet hatte. Er sah den Amerikaner erschrocken an, wies auf dessen Fuß. „War ich das?“
    Fortman schüttelte den Kopf. „Keine Sorge. Das war der da unten.“ Er wies hinunter aufs Deck.
    „Aber das muss abgebunden werden! Der Blutverlust …“
    „Das machen wir gleich. Sieht schlimmer aus, als es ist. Ich komm‘ noch ‘mal auf Indien zurück …“
    „Mister Fortman, können wir das Gespräch verschieben, bis wir in Sassnitz sind. Ich erwarte jeden Moment den Marschbefehl des Kaleu. Vor allem aber sehe ich mir erst einmal Ihr Bein an!“
    Fortman nickte. „In Ordnung. Aber wir müssen darüber reden!“ Sein Blick glitt hinüber zur Backbordseite. Er stutzte. „Wo ist die Henrietta?“
    „Sie wartet zwei Seemeilen südlich von uns. Die Dänen wollten wissen, was das alles zu bedeuten hätte.“
    „Und? Was haben Sie denen gesagt?“
    Schöller hob die Schultern. „Keine Ahnung. Das hat alles Steiner geregelt. Er meinte nur, wir sollten Abstand zwischen die Schiffe bringen und schnellstmöglich dänisches Hoheitsgebiet verlassen. Aber da kam mir der verfluchte Kasache in die Quere. Ich sah, wie er zwischen den Kesseln verschwand. Darum bin ich auf die Nock …“ Schöllers Handy klingelte. „Das wird Hellenkämper sein. Steiner ist bestimmt sauer.“ Er zog das lärmende Teil hervor, meldete sich knapp und lauschte dem Anrufer. Dann nickte er Fortman zu, steckte das Handy zurück. „Es geht los. Wir sollen uns vor die Puma setzen.“
     
    Der beeindruckende Auftrieb war unübersehbar, als der Schiffskonvoi seeseitig die Sassnitzer Hafenmole passierte. Hektisches Blaulichtgeflacker zahlreicher Einsatzfahrzeuge der Bundespolizei kennzeichnete die vorgesehenen Liegestellen der Henrietta und der Baltic Vis. Südlich des

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