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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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doch!“
    „Das versteh ich ja, Herr Staatsanwalt. Ich will was ganz anderes sagen: Unsere britischen Kollegen haben Interessantes ermittelt. Heisterkamps H³ Corporation ist an der indischen Shining Fortune und dem Babylon beteiligt …“
    „Das mag ja sein, Schrage. Aber es hilft uns nicht weiter, solange wir den Nachweis der Verstrickung dieser obskuren Institutionen in den Kinderhandel schuldig bleiben. Der Schottky hat doch den Schwanz eingezogen, als Wagner ihn fertigmachte. Wir sind im Babylon nicht einen Schritt vorangekommen. Und in Indien haben wir nichts als eine Telefonnummer!“
    „Sie war auf Heisterkamps USB-Stick verborgen …“
    „Der angeblich seinem Sohn gehörte. Das ist nicht zu widerlegen, zumal der Sohnemann sich umgebracht hat. Das führt uns nicht weiter. Auch dann nicht, wenn Heisterkamp an dieser Shining Fortune beteiligt ist. Was macht der Laden überhaupt?“
    „Das ist ein Partnerservice für die Oberen Zehntausend …“
    „Da haben Sie’s doch! Dagegen können wir nichts vortragen! Das kann ein ganz legales Geschäft sein. Wird es vermutlich auch …“
    „Dann bräuchte man die Telefonnummer nicht zu verstecken!“
    „Schrage, nennen Sie mir einen Grund, warum Heisterkamp überhaupt diese Nummer verstecken sollte. Das kann alles Zufall sein.“
    „Weil die Nummer häufig wechselt, aber nirgends aufgeschrieben oder abgespeichert werden soll …“
    „Schon möglich. Aber beweisen Sie das mal! Ein versierter Anwalt nimmt Sie vor Gericht auseinander.“ Clausnitzer schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das reicht alles nicht …“
    „Vielleicht rundet es das Bild ab, dass dieser ominöse Dampfer, den Schöller in der Ostsee angeblich geentert hat, ebenfalls dem Heisterkamp-Imperium gehört. Die H³ ist an der kroatischen Reederei beteiligt. Vis ist eine kroatische Insel in der Adria. Daher der Schiffsname. Ich dachte die ganze Zeit, das sei Schwedisch und heiße ‚Fisch‘ …“
    „Die Baltic Vis gehört auch Heisterkamp?“ Clausnitzer schien mit einem Male nachdenklich.
    Schrage nickte heftig. „Er hat Anteile an der Reederei. Wie viel, weiß ich nicht. Das kann ich aber hinterfragen.“
    „Nee, lassen Sie mal! Das können wir später immer noch. Sehen Sie zu, dass Sie mit Schöller Kontakt aufnehmen. Er soll mich zu Hause anrufen. Er kennt die Nummer. Und nun hauen Sie ab! Vergessen Sie nicht, Ihren Urlaubsantrag zu stellen!“
    Schrage grinste. Er hatte verstanden. „Wird gemacht, Herr Staatsanwalt. Schönen Tag noch.“
    Clausnitzer sah ihm mit nachdenklich gekrauster Stirn nach. ‚Sollte Heisterkamp tatsächlich …‘ Er schüttelte den Kopf. ‚Undenkbar! Oder ist da doch was dran …‘
     
    Der Schuss ließ Fortman zusammenzucken. War’s das? Ein Scheiß-Ende, hier auf den Planken dieses Seelenverkäufers! Bevor er den Gedanken zu Ende spinnen konnte, fiel noch ein Schuss, dann noch einer. Wieso fühlte er keinen Schmerz? War er schon tot? Trat man bei einem tödlichen Treffer einfach so ins Jenseits? Gänzlich ohne Wahrnehmung, ohne jegliches Schmerzempfinden? Er spürte auf der Haut das Blut, das unaufhörlich aus der Wunde drängte. Wenn er keinen Schmerz empfand, wieso spürte er dann dieses stete Rinnsal?
    „Fortman! Sind Sie okay?“
    Schöllers Stimme! Was hatte der im Jenseits zu suchen? Der war doch auf der Brücke dieses verdammten Dampfers! Es gab nur eine Antwort: ‚Ich lebe!‘ Wieso hatten ihn die Schüsse aus nächster Nähe verfehlt? Er fand spontan keine Antwort. Erst jetzt bemerkte er, dass er die Augen noch immer geschlossen hielt. Er öffnete sie widerwillig, fürchtete er doch, erneut in die boshafte Fratze dieses Kasachen blicken zu müssen. Seine Furcht erwies sich als überflüssig. Dort über ihm, wo dieser eben noch lähmenden Schrecken auslöste, stand kein Kasache mehr. Das Scheusal lag zusammengekrümmt in unmittelbarer Nähe, das Gesicht auf den Schiffsplanken, die Linke ausgestreckt, als wollte sie nach ihm greifen, in der im Todeskampf halbgeöffneten Rechten das Schnellfeuergewehr, eine kleinkalibrige russische AK-101, wie Fortman nüchtern registrierte. Er erschrak, begriff selbst nicht die plötzliche Abgeklärtheit, krasser Widerspruch zur eben durchlittenen Todesangst. War er im Begriff, den Verstand zu verlieren? Er hob den Kopf, starrte den Kasachen an. Unter dessen Körper quoll dunkles Blut hervor. Träge suchte es Richtung Reling rinnend den Weg in die unruhige See. Der Kasache war tot! Was war geschehen?

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