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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Erst jetzt bemerkte Fortman die Verwundung im stiernackigen Genick des Kasachen, dann auch die zwischen den Schulterblättern, beides Einschusslöcher einer großkalibrigen Waffe.
    „Mensch, Fortman! Sagen Sie doch was!“
    Er hatte nicht phantasiert! Das war eindeutig Schöller! In dessen Ruf schwang hörbare Sorge. Warum sah er ihn nicht? Er richtete sich, den argwöhnischen Blick unablässig auf den Kasachen gerichtet, mühselig auf, schien noch immer nicht so recht glauben zu wollen, dass dies nicht das Jenseits war. Endlich löste er den Blick von dem leblosen Körper, der auf ihn noch immer bedrohlich wirkte. Nur allmählich drängte sich eine überraschende Erkenntnis in sein Bewusstsein: Er befand sich im Diesseits! Der Hauptkommissar hatte ihm das Leben gerettet! Er wandte sich um, schaute hoch zur steuerbordseitigen Brückennock. Dort stand in der Tür Schöller, die Walther noch immer auf den Kasachen gerichtet. Sein Blick schoss hektisch zwischen Brücke und Fortman hin und her. „Sind Sie okay, Fortman?“ Schöller rief es lauter, als die Entfernung dies erforderte. Er war sichtlich beunruhigt. Fortman begriff intuitiv den Grund. Drei Schüsse hatte er gehört, doch nur zwei Einschüsse waren in dem Leichnam erkennbar. Ein Projektil hatte den Kasachen verfehlt, zum Glück auch ihn!
    „Ja, das bin ich. Kein Problem.“
    „Und der Kasache? Was ist mit dem?“
    Fortman blickte angewidert auf den leblosen Körper herab. Er bückte sich, ergriff die Pistole, die um ein Haar sein Schicksal besiegelt hätte. Mit zwei, drei raschen Schritten umrundete er den Toten, stieß ihm mit dem Fuß die Waffe aus der kraftlosen Hand. Das Gewehr rutschte unter der Reling hindurch, schon verschwand es in der Tiefe, den Kolben voran tauchte es in die gierige See. Die würde ihre Beute so rasch nicht hergeben.
    Fortman packte den Kasachen bei der Schulter, drehte ihn respektlos auf den Rücken. Er hatte die Fratze des Kasachen, dieses widerliche sadistische Grinsen, den sich langsam krümmenden Zeigefinger in noch immer Schaudern auslösender Erinnerung, keine angemessene Basis, dem Toten Reverenz zu erweisen. Nie und nimmer hätte Fortman geglaubt, dass eine Leiche Hass in ihm auslösen könnte. Nun wusste er es.
    „Der Kasache ist tot! Zwei Treffer, der im Genick war wohl tödlich.“
    „Nur zwei Treffer?“
    Nochmals strich Fortmans prüfender Blick über den Leichnam. Es war nur das grässlich zerfledderte Ausschussloch im Kehlkopfbereich sichtbar, das andere Projektil steckte offensichtlich im Oberkörper des Kasachen. Dann sah er das Smartphone aus der Brusttasche des Toten hervorlugen. Er zog es heraus, hielt es in die Höhe, um Schöller den Fund zu zeigen. Wer weiß – vielleicht enthielt es verwertbare Informationen. Ein letzter angewiderter Blick auf den Kasachen. Es war tatsächlich nur die Schusswunde zwischen den Schlüsselbeinen erkennbar. Fortman verspürte keinerlei Lust, den Kasachen erneut auf den Bauch zu drehen. Er wandte sich um, blickte hoch zu Schöller. „Nur zwei Treffer!“
    Schöller schwieg. Ein Schuss hatte den Kasachen verfehlt. Wie leicht hätte es Fortman erwischen können! Er verdrängte den Gedanken, die Situation erlaubte keine Emotionen. Doch es brauchte eine Weile, bis er sich äußerlich gefasst hatte. „Kommen Sie auf die Brücke! Es gibt Neuigkeiten!“
    Kurz darauf stand Fortman auf den obersten Stufen des Aufgangs. Stirnrunzelnd blickte er Schöller an. „Ist Ihnen nicht gut?“
    „Wenn Sie mich so fragen – ich fühle mich zum Kotzen! Ich erschieße nicht alle Tage Kasachen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Jetzt kann ich Schottky verstehen …“
    „Schottky?“ Fortman sah ihn ratlos an.
    „Ach, vergessen Sie’s! Sie kennen ihn nicht. Ich bin heilfroh, wenn ich diesen Kahn endlich verlassen kann.“ Er wies auf den Toten. „Darunter geh‘ ich auf keinen Fall!“
    „Sie haben mir das Leben gerettet, Schöller! Vergessen Sie das nicht! Oder retten Sie einem Ami alle Tage das Leben?“ Er blickte Schöller herausfordernd an. Er hatte dessen kritischen Zustand längst erkannt. „Mann, machen Sie es sich doch nicht so schwer! Ziehen Sie Bilanz! Der Tod eines Killers gegen das Leben Ihres Partners!“
    Ihre Blicke ruhten ineinander, kein Wort fiel. Schöllers Miene verriet, dass Fortmans Argumentation Wirkung hinterließ. Ein schmallippiges Lächeln huschte endlich über sein Gesicht. „Danke!“
    Nicht allein dieses Wort, auch Schöllers Blick vermittelte den

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