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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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verfolgte es mit wachsender Sorge. Keine Frage, der Brite war plötzlich erkennbar erregt, der Hinweis auf Seattle offensichtlich ein Rohrkrepierer! Verdammt, was hatten sie falsch gemacht? Seattle sollte der Hebel sein, den Briten vollends aus der Reserve zu locken, ihn zu veranlassen, sein eventuelles Wissen hinsichtlich dieses ähnlich gelagerten Entführungsfalls preiszugeben! Fortmans Theorie ging von der weltweiten Vernetzung der Pädophilenszene gerade auf dieser abgehobenen gesellschaftlichen Ebene aus. Er brauchte diesen Triumph! Nun drohte die Aktion aus dem Ruder zu laufen.
    In den Augen des Briten glomm unübersehbarer Argwohn. „Hören Sie, Mister! Sie versuchen doch nicht, mich über den Tisch zu ziehen? Das ist noch niemandem bekommen!“
    „Ich muss doch sehr bitten, Sir!“ Fortman gab sich erbost, doch dann lächelte er verbindlich. „Wie können Sie nur auf einen solchen Gedanken kommen?“
    Fortman beherrschte seine Rolle, selbst in dieser kritischen Phase. Er liebte das Pokerspiel, diese Diskrepanz zwischen Denken und Handeln. Hinzu kam sein unerschütterliches Selbstbewusstsein. ‚Du liegst längst unterm Tisch, Brite! Du hast es nur noch nicht gemerkt.‘ Doch der Brite ließ nicht locker: „Es ist ein merkwürdiger Bogen, den Sie da spannen. Von Düsseldorf nach Seattle, meine ich. Das wirkt verdammt konstruiert, Mister! Das müssen Sie mir schon erklären!“
    Schöller zwang sich, gleichgültig drein zu schauen. Fortman musste nun alles geben, improvisieren, diese Wendung war in ihrem einstudierten Szenario nicht vorgesehen. Dabei lag sie förmlich auf der Hand! Schöller hätte sich am liebsten in den Hintern getreten.
    „Ich sagte Ihnen doch: Meine Organisation ist in den Fall Seattle involviert!“
    „Das mag ja sein. Aber hier geht es um Düsseldorf! Ich halte das für ungewöhnlich, um es zurückhaltend auszudrücken.“ In diesem Moment erschien Prakash mit Champagner und Gläsern auf der Terrasse. „Warte noch, Prakash!“ Der Diener sah ihn überrascht an. „Im Pavillon! Nun mach‘ schon!“
    Prakash begriff, dass dem Boss plötzlich nicht mehr nach Champagner zumute war. Mit klappernden Gläsern machte er sich aus dem Staub. Der Brite verfolgte den Abgang mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen. Dann widmete er sich wieder Fortman. „Nun, Mister. Ich warte auf eine Erklärung.“
    Fortman lächelte ihn an. Es war das ehrlichste Lächeln seines Repertoires. „Gerne, Sir.“ Er wies auf Schöller. „Mein Kollege führt unsere Niederlassung in Europa. Er bat mich aufgrund des Shining Fortune -Debakels um Unterstützung. Es ist immerhin keine alltägliche Herausforderung, mit Ihnen in direkten Kontakt treten zu wollen, wenn Sie verstehen, was ich meine …“
    Um die Mundwinkel des Briten spielte ein Lächeln. Schöller sah es mit Erleichterung. Nicht nur die Gier, auch die Eitelkeit siegte über den Verstand! Gespannt wartete er auf die Erwiderung des Briten. Die ließ nicht auf sich warten: „Gut. Dann werden Sie sicherlich in der Lage sein, mir die Namen der beiden Jungen zu nennen.“
    „Nicht nur das. Sie heißen mit Vornamen Joseph und Wilford, waren zum Zeitpunkt der Entführung acht Jahre alt. Der Vater ist ein bekannter Architekt, die Mutter Ärztin am Harborview Medical Center , derzeit freigestellt, in psychiatrischer Behandlung. Die Familie wohnt in Madison Park. Reicht das? Oder wollen Sie mehr wissen?“
    „Ist schon gut. Sorry, man muss in diesem Geschäft misstrauisch sein! Sie verstehen?“
    „Sehen Sie! Jetzt reden Sie von ‚Geschäft‘!“ Fortman grinste gewinnend. „Ich verstehe das nicht nur – ich praktiziere es unentwegt. Darf ich Sie in diesem Zusammenhang auf eine Nachlässigkeit hinweisen, Sir? In unser aller Interesse?“
    Schöller zuckte zusammen. Was sollte das? Die Klippe war doch so gut wie gemeistert! Der Brite nickte Fortman aufmunternd zu. „Tun Sie das! Hab‘ ich einen Fehler gemacht?“ Er gab sich zuversichtlich, in der Gewissheit, sich keinerlei Unachtsamkeit geleistet zu haben.
    „Sir, ich bin Privatdetektiv. Alles das, was ich Ihnen gerade gesagt habe, hätte ich unschwer in Erfahrung bringen können …“
    „Sie sind Privatdetektiv?“
    Der Brite gab sich nicht die geringste Mühe, sein wieder hochkochendes Misstrauen zu verbergen. „Was wollen Sie damit sagen?“
    Schöller hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Fortman konnte unmöglich von einem Bier so besoffen sein, dass er die Kontrolle über sich

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