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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Elektrogefährt. „Der Sahib erwartet Sie im Teehaus.“
    Es war eine beeindruckende Fahrt die Serpentinen hinunter. Wäre dies das Paradies, Adam hätte es wahrlich nicht für einen Apfel aufs Spiel gesetzt! Da hätte Eva schon mehr, vermutlich alles bieten müssen … Nun sahen sie auch das Teehaus, ein von in flirrender Hitze zitternden Palmwedeln größtenteils verdecktes kreisrundes Gebäude mit zum Strand hin vorgelagerter Terrasse. Das Golfgefährt hielt unmittelbar neben dem Eingang. Der Uniformierte bat um einen Moment Geduld, sprang heraus, huschte geschäftig zum Eingang. Wie von Geisterhand öffnete sich die Tür. Schöller sah es mit Kopfschütteln; in diesen Kreisen schienen sich alle Türen wie von Geisterhand zu öffnen. Im Halbdunkel des Pavillons stand ein Lakai in indischer Tracht. Mit tiefer Verbeugung bat er, einzutreten. Er geleitete sie durch den weiträumigen Pavillon zur Terrasse. „Sir, Ihr Besuch.“
    Aus einem hochlehnigen Korbsessel erhob sich, bisher ihren Blicken verborgen, ein sehniger, sonnengebräunter Mittfünfziger, offensichtlich Europäer. Trotz der Schwüle trug er über dem offenen Khaki-Hemd eine weitmaschige Strickweste. Die gleichfarbige Shorts reichte bis zu den Knien hinunter. Stramme, golfplatztrainierte Waden steckten in groben Socken, diese wiederum in weiß-braunen Lederschuhen mit auffällig dicker Sohle. ‚Brite, Major der Reserve, ehemals Mitglied des Oberhauses‘ durchfuhr es Schöller.
    „Bitte, meine Herren, nehmen Sie Platz!“  Er wartete, bis Schöller und Fortman sich gesetzt hatten. „Was darf ich Ihnen Erfrischendes anbieten?“ Er blickte Schöller, den offenkundig Älteren, auffordernd an. 
    „Ein Soda, wenn’s recht ist.“ Er lächelte den Briten dankbar an. ‚Dein erster Fehler! Fragst nicht nach unseren Namen, kennst also die Spielregeln!‘
    „Mir wäre eher nach einem Bier.“ Fortman grinste treuherzig.
    „Sie sind Amerikaner?“
    Fortman nickte. „Ja. Aus Seattle, Washington.“
    „Oh! Eine schöne Stadt! Ich liebe sie. Ein Budweiser kann ich Ihnen leider nicht anbieten. Wären Sie mit einem Heinecken einverstanden?“
    „Ja, sicher!“ Fortmans Grinsen geriet angesichts dieser erfreulichen Aussicht breiter.
    „Prakash, bring den Herrschaften das Gewünschte und mir noch einen Gin Tonic!“
    Der Bedienstete verbeugte sich knapp, verschwand im Halbdunkel des Pavillons.
    „Sie gestatten, dass ich rauche?“ Ohne die Antwort abzuwarten zündete er sich eine Zigarette an. „Ich schlage vor, wir warten mit unserem Gespräch, bis Prakash serviert hat. Genießen Sie einstweilen die Aussicht! Ist das Meer nicht wunderbar?“
    „Faszinierend. Wir sahen aus dem Hubschrauber den Strand. Einfach toll! Ein richtiges Ferienparadies! Sie sind zu beneiden, Sir!“
    „Das war nicht immer so. Ich habe den Strand anschütten lassen. Es ist mexikanischer Feinsand. Er verfärbt sich mit der Zeit, wird unansehnlich, muss alle zwei Jahre erneuert werden.“ Er schaute auf, als der Bedienstete die Getränke servierte, nickte ihm zu: „Prakash, während des Besuches keinerlei Störung. Auch kein Telefongespräch!“
    „Selbstverständlich, Sir!“ Er verbeugte sich tief, dann verschwand er lautlos im Pavillon.
    Der Brite hob sein Glas. „Auf Ihr Wohl, meine Herren.“ Sie tranken, blickten sich an, setzten nacheinander die Gläser ab. „Nun, meine Herren, womit kann ich Ihnen dienen? Ich gestehe, Mrs. Kapoors Andeutungen sagten mir nichts. Sie werden mir sicherlich helfen können.“
    Sein Blick hatte etwas Lauerndes. Schöller blieb unbeeindruckt, grinste innerlich. ‚Dein zweiter Fehler, Großkotz! Warum wohl hast du uns mit dem Hubschrauber einfliegen lassen?‘ Er nickte dem Briten verständnisvoll zu. „Ich geb‘ Ihnen recht, Sir. Mrs. Kapoor schien uns ebenfalls – ich sage es bewusst zurückhaltend – ein wenig überfordert. Wir hatten uns über die dilettantische Vorgehensweise ihrer Organisation beklagt. Sie schien die Risiken nicht zu erkennen. Die Shining Fortune scheint nicht der qualifizierte Partner zu sein, dessen es in diesem sensiblen Geschäft bedarf, wenn Sie verstehen, was ich meine …“
    Der Brite hatte während der letzten Worte den Kopf geschüttelt. „Nein, ich verstehe nicht. Sie müssen schon ins Detail gehen.“
    Jetzt kam es auf jedes Wort an! Schöller blickte kurz zu Fortman hinüber, doch der saß mit unbeweglichem Pokerface weit zurückgelehnt in seinem Sessel. Außer seinem eiskalten Heinecken schien ihn

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