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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nichts zu interessieren. Schöller ergriff sein Glas, schaute den Briten an und trank genüsslich einen Schluck. Ihm war das Mahlen der Backenknochen nicht entgangen. Der Brite war ein lausiger Spieler! Das machte die Sache nicht einfacher, denn gerade schlechte Spieler neigten zu irrationalen Reaktionen. Er setzte das Glas ab, fixierte den Briten. „Können wir Ihnen vertrauen?“
    Der Brite hob die Schultern. „Das ist allein Ihre Sache.“
    „Nein, Sir. Ich muss Ihnen widersprechen. In diesem Geschäft ist beiderseitiges Vertrauen unerlässlich!“
    „Hören Sie! Sie reden immer von Geschäft. Ich glaube, ich bin nicht der richtige Gesprächspartner. Ich bin in der glücklichen Lage, mich um das Geschäftliche nicht kümmern zu müssen. Das erledigen meine Manager, dies übrigens zur Perfektion. Möglicherweise ist eine meiner Gesellschaften an der Shining Fortune beteiligt. Ich werde das prüfen lassen. Sie können sich dann an den zuständigen Manager unmittelbar wenden. Er wird alles Erdenkliche tun, die von Ihnen beklagten Missstände zu beheben. Sorry, Ihnen keine bessere Auskunft geben zu können. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen. Selbstverständlich werden Sie zum Flughafen oder einem Hotel Ihrer Wahl gebracht …“
    „Einen Augenblick noch, Sir! Wir haben eine verdammt weite Reise unternommen, um mit
    Ihnen persönlich, nicht mit Ihren Managern zu sprechen. Sie sagten, Sie kümmerten sich nicht um das Geschäftliche; das ist durchaus nachvollziehbar. Aber Sie sind doch der Begünstigte Ihrer Geschäfte! Oder sehe ich das falsch?“
    Schöller sah den Briten herausfordernd an. ‚Alles oder nichts‘ war die Devise! Sie waren mit dieser Taktik in Jamnagar erfolgreich gewesen, warum sollten sie hier dies nicht ebenfalls sein? Sadhana Kapoor war im Vergleich zu dem Briten die weitaus härtere Nuss! Ihre Blicke kreuzten sich. Kaum erträgliches Schweigen.
    Fortman schien das alles nicht zu irritieren. Genussvoll leerte er sein Glas. Sein erwartungsvoller Blick wechselte vom einen zum anderen. Schöller machte das richtig spannend. Er liebte das. Der Brite ließ sich schließlich zu einem gnädigen Nicken herab. Welche Blasphemie! Natürlich war er der Begünstigte! Wer sonst? Es war schließlich sein Imperium! „Was soll diese Frage? Selbstverständlich bin ich der Begünstigte! Der Konzern gehört mir allein; sämtliche Anteile liegen bei mir, Sie verstehen?“
    „Natürlich verstehe ich! Es stellt sich mir nur die Frage: Vermissen Sie nichts?“
    Der Blick des Briten flackerte verräterisch. Da dieser ganz und gar auf Schöller fixiert war, beobachtete Fortman ungeniert jede seiner Reaktionen. Da war es wieder, dieses verräterische Zucken der Kiefermuskulatur! Schöller, dieser alte Fuchs, er würde es schaffen!
    „Was soll ich vermissen? Ich begreife Sie nicht. Das Wort vermissen spielt in meinem Leben keinerlei Rolle! Sie verstehen? Ich hab‘ alles, ich bekomme alles, wonach mir der Sinn steht!“ In seinen Augen schillerte der Trotz eines verwöhnten Kindes. ‚Auch Kinder, du Ferkel!‘ Fortman hätte ihm am liebsten eine gelangt.
    „Und wie steht’s mit den Zwillingen?“
    Dem Briten stand einen Moment der Mund offen, dann hatte er sich unter Kontrolle. „Zwillinge?“
    „Sir, lassen wir das! Weder Sie noch wir haben unermesslich viel Zeit. Bevor wir dieses – sorry, mir fällt keine geeignetere Vokabel ein – unergiebige Gespräch beenden, bitte ich Sie, sich zwei Dinge zu merken: Wir wissen, wo sich die Zwillinge versteckt halten, und wir können liefern …“
    Fortman – er wollte gerade einen herzhaften Schluck nehmen – hielt inne. Die Katze war aus dem Sack! Wahnsinn, wie Schöller das hinbekommen hat! Wie würde der Brite reagieren? Cool oder emotional – das war nun die alles entscheidende Frage! Er ließ den Briten nicht aus den Augen, keine noch so geringe Regung würde ihm entgehen. Endlich! Der Brite schien nur langsam die Tragweite dieses letzten Satzes zu begreifen, doch nun begann er, fortgesetzt zu schlucken. Er war nervös, ohne Zweifel, nicht sicher, wie er reagieren sollte. War sein Interesse an den Zwillingen ungebrochen, musste er sich outen! Blieb er bei seiner Linie angeblicher Unwissenheit, bedeutete dies Verzicht. Verzicht auf zwei junge Wesen, die seit Monaten seine Phantasie bis zur Manie beherrschten! Fortman glaubte, aus dem Mienenspiel den inneren Konflikt zu erkennen. Es erfüllte ihn mit tiefer Genugtuung. Zu leicht war man aufgrund der

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