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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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ist.“
    „Aber warum hast du mich nicht angerufen? Ich fiel aus allen Wolken, als die bei uns aufkreuzten. Ich wusste nichts von Annas Tod!“
    „Wer nichts weiß, kann sich nicht verplappern. Was habt ihr den Bullen gesagt?“
    „Was sollen wir denen gesagt haben? Wir wussten doch nichts!“
    „Siehst du. Dann war es doch richtig, dass ich dich nicht angerufen habe.“
    Einen Moment herrschte Stille im Äther. Keffko musste Kustows Selbstherrlichkeit offensichtlich erst einmal verdauen. Endlich fand er die Sprache wieder: „Was tun wir? Der bringt uns alle um, Boris! Wir müssen was unternehmen!“ Seine Stimme verriet Panik.
    „Beruhige dich, Keffko! Wir tun gar nichts! Da sollen die Bullen sich drum kümmern! Darum ließ ich Jenny ja anrufen. Oder hast du eine bessere Idee?“
    Schweigen.
    „He, Keffko! Hast du eine bessere Idee?“
    „Nein, hab‘ ich nicht. Du meinst, die Bullen kriegen das Schwein?“
    „Eher, als wir. Wir wissen ja noch nicht einmal, aus welcher Ecke der Killer kommt …“
    „Und wenn es doch der Blonde ist?“
    Keffko war Kustow erregt ins Wort gefallen. Der erkannte den Handlungsbedarf: Keffko hatte Todesangst! Gelänge es nicht, ihn zu beruhigen, hätten sie ein verdammtes Problem. Gerade jetzt mussten sie die Nerven bewahren! „Der Blonde, sagst du? Glaub‘ ich nicht. Kaum denkbar, dass der Killer mit uns ins Geschäft kommen will. Wem will er dann die Zigaretten verkaufen?“
    „Das kann doch eine Finte sein!“
    „Das werden wir ganz schnell merken. Übermorgen hab‘ ich das Geld. Wenn er dann nicht liefert, ist er fällig.“
    „Und wenn der auch ‘ne Bande im Kreuz hat? Vielleicht will er uns verdrängen! Denk an Victor! Der wurde übel verdroschen, als er dem Blonden folgte. Einen Tag später war er tot!“
    „Woher soll der Blonde das Wissen haben? Ich mein‘ die Rolle dieser Scheiß-Geldstücke. Hör zu, Keffko! Das Gespräch dauert zu lange. Wir reden nachher im Club darüber. Ich will, dass Mecit dabei ist. Und keine Panik! Es ist alles unter Kontrolle!“
    „Ich hoffe, du behältst recht.“
    Kustow kappte die Verbindung, starrte vor sich hin. Kein Zweifel, Keffko war in Panik! Auch Mecit wirkte verdammt angeschlagen, als sie Anna tot in der Küche entdeckten. Mecit fraß alles in sich hinein, um irgendwann zu explodieren. Das machte ihn unberechenbarer als Kevin. Der war ein gedankenloser Angeber, dumm, geschwätzig, emotional, mühelos ausrechenbar. Kevin war leicht zu beeindrucken, Mecit war dies nicht. Kustow warf das Handy unwirsch auf die Jacke. Das war ein Scheiß-Gespräch! Sie waren nur noch zu dritt, doch noch nie waren seine Probleme so groß gewesen. Zu acht hielt sich alles gegenseitig in der Waage, da war es ein Kinderspiel, die Truppe auf Kurs zu halten. Doch jetzt? Scherte einer aus, scherte ein Drittel aus!
    Kustow war sich bewusst, dass gnadenlose Härte angesagt war. Das war zwar nichts grundsätzlich Neues, aber diesmal musste er zum Äußersten bereit sein. Er brauchte sich nicht zu fragen, ob er dies wäre – natürlich war er es! Eine neue Bande zu gründen war nicht das Problem. Dem Knast zu entgehen war die Herausforderung! Dies zu erreichen wäre ihm jedes Mittel recht. Er musste handeln!
    Kustow hob den Schlüssel vom Haken, verließ die Wohnung. Ein prüfender Blick nach rechts und links, schon nahm er die Treppe zum nächst höheren Stockwerk, dort den schummerigen Flur in den seit Jahren leerstehenden Westflügel. Er ging bis zur vorletzten Wohnungstür, griff unter den außen angebrachten Briefkasten. Er betrachtete kurz den Magneten, den er vom Boden des Briefkastens abgezogen hatte, bückte sich, löste einen Schnürriemen, zog ihn heraus und verknotete ihn mit der Öse des Magneten. Dann ging er zur schräg gegenüberliegenden Wohnungstür, versenkte den Magneten im dortigen Briefkasten. Mit dem Schnürriemen hob und senkte er ihn mehrmals an unterschiedlichen Stellen, bis ihm das Gewicht verriet, dass er gefunden hatte, wonach er suchte: den eisernen Ring des Türschlüssels dieser Wohnung. Er schloss auf, muffig quoll es ihm entgegen. Die Luft roch nach Feuchtigkeit und Schimmel. Er lauschte einen Moment in den düsteren Flur, dann ging er zielstrebig zu einem der Dielenbretter. Er hebelte es mit dem Schlüsselbart heraus, schaute in die Öffnung, nickte zufrieden. Trotz des mäßigen Lichts erkannte er unter der Plastikfolie die Umrisse seiner Makarov PM.
     
    Pohl duckte sich in den Kellerabgang des gegenüberliegenden

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