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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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kann man ja nicht ausschließen, Chef.“
    „Einmal sicherlich nicht. Aber immer?“ Schöller blickte Schrage argwöhnisch an. „Soweit ich weiß, war der fünf- oder sechsmal deswegen vor Gericht. Die Duisburger Kollegen wissen es sicherlich genau. Aber was bringt uns das? Der Knabe ist tot.“
    „Wie haben die Kollegen es erfahren?“
    „Anonymer Anruf, ‘ne Frauenstimme. Heute früh; zu kurz, um den Standort zu ermitteln.“
    „Eine Frauenstimme? Der war doch schwul!“
    „Dennoch kann er Frauen gekannt haben. Vielleicht war’s die Putzfrau.“
    Schöller grinste schal bei dieser Bemerkung. Er meinte das zynisch. Schrage schien es nicht bemerkt zu haben. „Auf welche Weise wurde er umgebracht?“
    „Umgebracht? So einfach lässt sich das nicht sagen! Geissler war drogensüchtig, hing an der Nadel. Die Duisburger Kollegen sagten, die Umstände am Tatort deuteten darauf hin, dass er sich den Goldenen Schuss gab. Stellt sich die Frage: Hat er’s freiwillig getan oder wurde er dazu gezwungen? Oder wurde ihm die Spritze verpasst, als er besoffen war? Der hatte knapp über zwei Promille! Drücker saufen gewöhnlich keinen Alkohol! Dennoch: Hätte man bei ihm nicht das Fünfmarkstück gefunden – keiner würde auf die Idee kommen, dass er ermordet oder in den Tod getrieben wurde.“
    „Ist doch irre, Chef: Da lässt ein Mörder seine Untaten wie Unglücksfälle aussehen, so perfekt, dass ein Mord eigentlich nicht erkennbar ist. Und was tut er? Er outet sich mit Fünfmarkstücken als Mörder! Der ist doch nicht ganz dicht im Kopf! Oder sehen Sie ein nachvollziehbares Motiv dahinter?“  
    „Hass, grenzenloser Hass. Der Mörder weidet sich an der Todesangst seiner Opfer.“
    Schrage nickte bedächtig. „Wie ist das überhaupt juristisch zu bewerten? Ein Unbekannter tötet reihenweise, weist mit den Münzen darauf hin, dass es sich stets um Mord und denselben Mörder handelt. Nun schickt er wieder jemandem eine Münze, das Todesfanal sozusagen. Der Empfänger gerät in Panik, versetzt sich den Goldenen Schuss. Was ist das juristisch? Mord ja wohl nicht.“ Er sah Schöller fragend an.
    „Es könnten auch mehrere Täter sein …“
    „Klar. Aber das ändert nichts an der Problematik.“
    „Ich bin Kriminalbeamter, kein Jurist. Es stellt sich auch die Frage: Waren der oder die Täter anwesend, als sich das Opfer den Goldenen Schuss verpasste und daran verreckte. Dann wäre es zumindest unterlassene Hilfeleistung.“
    „Also kein Mord?“
    Schöller sah Schrage nachdenklich an. „So würde ich es sehen. Vielleicht war es seine Strategie. Er hat mit den Fanalen die Bande weich gekocht, braucht nun nicht mehr zu morden! Er versendet Fünfmarkstücke. Der Rest erledigt sich von selbst.“
    Schrage schüttelte ungläubig den Kopf. „Wahnsinn! Ist Ihnen so etwas schon mal begegnet?“
    „Nein. Da ist ein Psychopath am Werk, wie es ihn in meinem Berufsleben noch nicht gab. Beunruhigend ist die Intelligenz, mit der er seine Vernichtungsaktion angeht. Er gibt mit den Münzen eindeutige Hinweise, aber wir haben außer Vermutungen nichts, aber auch gar nichts gegen ihn in der Hand, noch nicht einmal sein wahres Motiv kennen wir. Wissen Sie, was mich am meisten nervt?“ Schöller blickte Schrage auffordernd an, fuhr fort, ohne dessen Antwort abzuwarten. „Die offene Frage: Macht der weiter, wenn er Kustows Bande ausgelöscht hat? Falls ja – wer kommt dann als nächstes dran?“
    „Sie meinen, der nimmt sich den gesamten Kustow-Verein vor?“
    „Darauf deutet doch alles hin. Viele sind es ja nicht mehr. Die Duisburger sagen, außer Kustow wären nur zwei seiner Truppe dem bisherigen Vernichtungsfeldzug entkommen. Das deckt sich mit unseren Erkenntnissen. Die Bande hatte acht Mitglieder, einschließlich Kustow, mein‘ ich. Fünf sind tot, bleiben drei. Wenn der so weitermacht, braucht der dafür höchstens eine Woche!“
    Schrage nickte. „Sehe ich genauso. Was machen wir?“
    Schöller wuchtete sich ächzend aus dem Sessel. „Wir fahren nach Rheinhausen, sehen uns am Tatort um.“
     
    Pohl rief sich Sam Liebermans Vermächtnis in Erinnerung: ‚Hetze die Schweine, säe Furcht und Misstrauen, bis sie sich gegenseitig umbringen!‘ So hatte Sam es formuliert. Pohl hob sein Glas zur Zimmerdecke, über der er den Himmel wusste. ‚Prost Sam! Ich bin einen Schritt weiter gegangen! Sie bringen sich nicht gegenseitig, sondern selbst um! Nun, was sagst du dazu?‘ Er schnupperte am Glas, trank genüsslich einen

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