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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Vorherrschaft. Die Aufklärung erweist sich aufgrund der Spurenvernichtung als problematisch. Zwei in diesem Zusammenhang im September in U-Haft genommene Ukrainer schweigen beharrlich.  
     
     
    Pohl blickte auf, konnte sein Glück nicht fassen. Es gab doch einen lieben Gott! Der Artikel bot den Ausweg, sollte Kustow tatsächlich die Anzahlung leisten! Er stand auf, um aus der Küche die Schere zu holen, als das Telefon läutete. Er ahnte, wer der Anrufer war. Schöller pflegte prinzipiell anzurufen, wenn es wieder einmal ein Mitglied aus Kustows Mörderbande erwischt hatte. Statt in die Küche zu gehen nahm er den Weg in die Diele. Fürchtete er früher Schöllers Anrufe nach einer seiner Aktionen, so war es inzwischen die Neugier, die seine ursprüngliche Furcht überwog. Er hob selbstbewusst den Hörer von der Gabel.
    „Ja bitte?“
    „Professor, sind Sie’s?“ Schöller – er hatte es gewusst.
    „Natürlich. Wen erwarteten Sie sonst?“
    „Sorry, war ‘ne blöde Frage. Haben Sie schon Radio gehört? Ich mein‘ die Lokalsender?“
    „Nein. Wieso?“
    „Kustow hat einen weiteren Kumpan verloren.“
    Pohl schwieg einen Moment. „Wieder ein Fünfmarkstück?“
    „So ist es.“
    „Der muss wahnsinnig sein! Wen hat‘s diesmal erwischt?“
    „Sie kennen ihn: Anatol Geisler, der schwule Kiffer. Hat sich den Goldenen Schuss gegeben. Wissen Sie, was mich fuchst? Dass der Kerl wieder so ein verdammtes Fünfmarkstück am Tatort zurückgelassen hat. Keine Sau wäre auf einen Mord – oder wie man das auch immer nennen soll – gekommen, hätte er das nicht getan!“
    „Was will er damit erreichen?“
    „Das wollte ich Sie fragen?“
    „Mich?“
    „Ja, Sie. Vielleicht haben Sie eine Idee!“
    „Ist das seriös gemeint oder einer Ihrer üblichen Schliche, mich der Tat zu überführen?“
    „Professor, wo denken Sie hin? Dann hätte ich Sie gefragt, wo Sie zur Tatzeit waren.“
    „Man wird ja mal fragen dürfen.“
    „Dürfen Sie. Und wo waren Sie zur Tatzeit?“
    Pohl musste grinsen. Schöller, dieser verdammte Fuchs! „Dazu müsste ich die Tatzeit wissen.“
    „Natürlich! Wie konnte ich das vergessen! Das Problem ist, dass die Tatzeit nicht eingrenzbar ist, sondern nur der Zeitpunkt des Todes.“
    „Versteh‘ ich nicht.“ Pohl hatte natürlich verstanden, aber er liebte dieses Spiel.
    „Im Blut des Toten wurde die zweifache letale Dosis Heroin festgestellt. Zwischen dem tödlichen Schuss und dem hierdurch ausgelösten Ableben vergeht eine individuelle Zeitspanne, abhängig von der Herointoleranz des Opfers.“
    „Der Toleranz?“
    „Nun ja, je höher der übliche Drogenkonsum, desto mehr verträgt der Süchtige. Sie verstehen? Das einzige, was wir mit ziemlicher Genauigkeit eingrenzen können, ist der Todeszeitpunkt.“
    „Kapiere. Und jetzt wollen Sie wissen, wo ich in der fraglichen Zeitspanne war?“
    „Reine Formsache, Professor. Wissen Sie noch, was sie gestern zwischen achtzehn und einundzwanzig Uhr gemacht haben?“
    Pohl schwieg einen Moment. „Zwischen achtzehn und einundzwanzig Uhr, sagen Sie? Gegen achtzehn Uhr war ich in der Universitätsbibliothek. Wann ich die genau verlassen habe, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin von dort nach Hause gefahren. Aber das lässt sich feststellen, ich hab mich ja einloggen müssen. Ich hab‘ dort Bücher ausgeliehen.“
    „Gut, wir werden das prüfen. Wie gesagt, das ist kein Ausdruck des Misstrauens, Professor. Und was haben Sie dann gemacht?“
    „An meiner Veröffentlichung gearbeitet. Darum lieh ich ja die Bücher aus.“
    „Verstehe. Sie waren den ganzen Abend zu Hause?“
    „Nein. Ich bin spät abends noch in Kreuzers Eck gegangen.“
    „Sie können es wohl nicht lassen, Professor. Irgendwann geht das schief! Was glauben Sie wohl, was passiert, wenn Sie dort in eine Schlägerei verwickelt werden und Ihnen die Augenbrauen oder der Rauschebart verrutschen?“
    „Das Risiko nehme ich in Kauf. Die werden doch mit jedem Mord nervöser! Ihnen und Ihren Duisburger Kollegen verraten die sicherlich nichts, aber ich erfahre vielleicht etwas. Ich kann hier nicht untätig herumsitzen, das wissen Sie doch!“
    „Ich kann es sogar nachvollziehen, Professor. Aber Ihre Nähe zu Kustows Bande bringt Sie automatisch in den Fokus der Fahndung! Vergessen Sie das nicht! Sollte sich herausstellen, dass Sie in diesen Rachefeldzug verwickelt sind, müsste ich Sie festnehmen, letztendlich zu Ihrer Verurteilung als Mörder beitragen. Ihre Töchter

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