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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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sahen sie sich stumm in die Augen. Mecit starrte in die nassen Gesichter, spürte intuitiv: Die Sache lief aus dem Ruder! Unendlich langsam begann Keffko den Kopf zu schütteln. „Ich steig‘ aus, Boris! Ich stell‘ mich. Ich will nicht auf dem Boden zerplatzen, wie dein Bruder! Lieber Jahre im Knast, als so ein Ende!“
    Kustow und Mecit sahen sich erschrocken an. Kevin brächte sie alle in Gefahr! Sie hatten eine Frau ermordet! Bestialisch! Da drohte die Höchststrafe!
    „Eh! Was ist mit euch denn los? Hier wird geduscht, nicht geschwuchtelt!“
    Es war Urs, seines Zeichens schwergewichtiger Kraftsportler und Zuhälter aus Bern, erst vor kurzem in der Duisburger Szene aufgekreuzt. Über die Gründe, warum er seiner Heimat den Rücken gekehrt hatte, redete er nicht. Sie hatten unter den rauschenden Wasserkaskaden sein Kommen nicht bemerkt. Kustow, aufgrund der fatalen Entwicklung auffallend dünnhäutig, war für die Sticheleien des Schweizers alles andere als empfänglich. „Halt’s Maul, Urs!“ Er ergriff die beiden Kumpane bei den Oberarmen. „Ziehen wir uns an! Wir machen bei Kreuzer weiter. Aber erst, wenn die Bude voll ist!“
    Sie verließen den Duschraum, von Urs‘ argwöhnischem Blick verfolgt. Der schüttelte ungläubig den Kopf. Er wusste, dass dieser Anatol schwul gewesen war, aber Kustow und die beiden anderen?
    „Ich muss mal pinkeln. Ihr wartet auf mich?“ Keffko war im Gang stehen geblieben, wies mit dem Kopf hinüber zu den Toilettentüren.
    „Na klar, Keffko! Von jetzt an bleiben wir drei immer zusammen, Tag und Nacht, rund um die Uhr. Ihr beide zieht zu mir, bis wir die Sau erledigt haben. Keffko, ich versprech’s dir: Das Schwein hat nicht den Hauch einer Chance, dich in die Finger zu bekommen.“
    „Das hast du schon fünf Mal gedacht!“
    Mecit und Kustow sahen ihm verdattert hinterher. Mecit blickte Kustow ratlos an. Der nickte. „Tja, Grufti. Scheint, wir haben ein verdammtes Problem zu lösen.“
    Über Mecits Gesicht legte sich der eisgraue Schleier des Erschreckens. Er kannte den Russen, wusste, was das bedeutete.
     
    Pohl hatte sich zur Abwechslung endlich wieder einmal auf die Couch im Wohnzimmer zurückgezogen. Kein Küchentisch, kein Rotwein, mit einem Wort: keine Schöllerschen Allüren. Er hatte in letzter Zeit zu viel getrunken, die damit verbundenen Risiken verdrängt. Das musste auf der Zielgeraden anders werden! Er befand sich kurz vor dem Ziel, davon war er überzeugt. Keffko, die Labertasche, würde hysterisch reagieren, den Russen und Grufti in Zugzwang bringen. Sie würden Fehler machen – das war die Chance! Er hatte keine Ahnung, was genau auf ihn zukäme, aber er würde sie nutzen. Er wusste nicht, was ihn bei dieser Prognose so sicher machte, doch er zweifelte nicht einen Augenblick daran. So dicht vor dem Ziel durfte es ein Scheitern nicht geben!
    Vor allem aber durfte er Mecit nicht unterschätzen. Sollte er ihm ebenfalls ein einträgliches Geschäft vorgaukeln, wie dies bei Ilja so gut funktioniert hatte? Sie waren nur noch zu dritt, vielleicht bis dahin zu zweit. Die Gefahr war groß, dass sich Mecit Kustow offenbarte. Dann wäre er enttarnt, sollte Mecit das angedachte Schicksal ereilen. Er schüttelte den Kopf. So ging das nicht! Er musste sich eine andere Finte einfallen lassen.
    Pohl überlegte angestrengt, aber so sehr er auch nach einem gangbaren Weg suchte, er wollte ihm nicht einfallen. Er vertagte die Lösung des Problems auf einen späteren Zeitpunkt. Er schlug die Duisburger Zeitung auf, suchte den Lokalteil, um zu sehen, ob darin bereits über den Tod eines Drogenabhängigen in Duisburg-Rheinhausen berichtet würde, als ihm auf einer der vorderen Seiten erst das Bild eines abgebrannten Lkws, dann die zugehörige Überschrift ins Auge stach:
     
     
    Anhaltender Bandenkrieg im Grenzgebiet
    (Zittau, dpa)     In einem Waldgebiet südwestlich Zittaus wurde nahe der Staatsstraße 132 ein ausgebrannter Lkw ohne Kennzeichen entdeckt. Die örtliche Kriminalpolizei geht von Brandstiftung aus, möglicherweise im Rahmen der seit Monaten beobachteten Auseinandersetzungen konkurrierender Banden. Über die Art der Ladung wurden aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben gemacht.
    Dies ist seit August der vierte abgebrannte Lkw, der in Grenznähe aufgefunden wurde. Es gibt Hinweise, dass sie der illegalen Einfuhr dienten, vermutlich unverzollter Zigaretten aus ukrainischer Fabrikation. Offensichtlich tobt im Grenzgebiet ein Bandenkrieg um die

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