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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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würde. 
    „He, Keffko! Mach keinen Scheiß!“ Kustow wusste nur zu gut, dass dieser Appell sinnlos war, eher reiner Zeitverschwendung gleichkam. Einen Moment nur, dann hatte er sich gefasst. Keffko war tot, erschlagen, erwürgt, was spielte es eine Rolle. Er hatte nun ein verdammtes Problem zu lösen! Es musste jetzt alles verdammt schnell gehen! Zum Glück war die Kneipe bis auf Grufti und Kreuzer noch verwaist. Er öffnete eine der beiden Klotüren, zerrte Keffkos leblosen Körper hinein, soweit dies aufgrund der beengten Verhältnisse möglich war. Dann stieg er über den Toten hinweg, schob ihn mit den Füßen tiefer in die Zelle, bis der Körper sich eng um die Kloschüssel schmiegte. Er versuchte, die Tür zu schließen, musste mit dem Fuß Keffkos Körper mehrfach tiefer in das enge Geviert der Lokuszelle drücken, bis ihm dies endlich gelang. Er atmete in tiefen Zügen, dann zog er sein Handy aus der Tasche, tippte eine gespeicherte Nummer an. „Grufti, lass dir von Kreuzer den Schlüssel zum Bierkeller geben und komm runter! Es gibt Arbeit.“
     
    „Wohin fährst du?“
    Es war das erste Mal, dass Mecit die Sprache wiederfand. Er hatte nach Kustows Anruf mit dem Ärgsten gerechnet, doch als er das Blut im Pissoir, gleich darauf Keffkos um die Kloschüssel gewundenen Körper sah, hatte ihn schieres Entsetzen erstarren lassen. Gleichermaßen erschreckend empfand er Kustows Abgebrühtheit, mit der dieser seine Anweisungen gab. Während der Russe mit dem im Bierkeller verstauten Putzzeug versuchte, der Blutspuren Herr zu werden, hatte Mecit den Wagen des Russen in den Hinterhof fahren müssen. Kustow hatte inzwischen eine Plastiktüte aus dem Unrat der im Innenhof abgestellten Müllcontainer gezerrt, diese Keffko über den blutenden Schädel gezogen und sie an dessen Hals mit einer Kordel fixiert. Zu zweit trugen sie den leblosen Körper durch den Bierkeller, verstauten ihn nach einem prüfenden Rundumblick im Kofferraum. Kustow nickte Mecit aufmunternd zu. Das Ärgste war geschafft.
    Wenige Minuten später hatten sie Duisburg in nördlicher Richtung verlassen. Keiner sprach. Mecit war mit seinen Gedanken zutiefst beschäftigt, nur Kustow schien mit der grotesken Fuhre keinerlei Problem zu haben. Er fuhr routiniert wie immer, den Blick starr auf das Verkehrsgeschehen gerichtet, ohne erkennbare Nervosität, allenfalls weniger aggressiv, als gewöhnlich.
    Mecit blickte nach einer Weile nach links, sah Kustows maskenhaften Blick. „Eh!“ Der Russe schien ihn überhört zu haben. „Eh! Wo fährst du hin?“
    Kustow blickte kurz zu ihm herüber. „Ich? Zum alten Rheinarm.“
    „Die Stelle, wo wir im Sommer grillen?“
    „Oberhalb davon. Wo alles versumpft ist. Da geht keine Sau hin. Da laden wir ihn ab.“
    „Das ist Scheiße, Boris! Die finden ihn dort. Das ist nur eine Frage der Zeit!“
    „Hast du ‘nen besseren Vorschlag?“
    „Der Brunnen in der alten Ziegelei.“
    „Die liegt im Süden. Wir fahren nach Norden.“
    „Dann dreh um! Ich hab‘ keine Lust, im Knast zu landen. Meinst du etwa, der Kreuzer hat nichts mitgekriegt? Wenn die Keffko finden, nehmen die Bullen sich den doch als ersten vor! Keffko war Stammgast seiner Kneipe! Vielleicht wurde Keffko von jemandem gesehen, als wir zu Kreuzer gingen. Finden die seine Leiche, geht das Theater doch los! Also dreh um!“
    „Ist ja schon gut! Hast ja recht. So schlecht ist die Idee mit dem Brunnen nicht.“ Er bog in die nächste Querstraße ab, wendete dort den Wagen. Sie nahmen die Stadtautobahn, durchquerten Duisburg nun in südlicher Richtung. Wieder war es eine schweigsame Fahrt. Erst am Ende der Autobahn rang sich Mecit eine Bemerkung ab: „Fährst du durch Ratingen oder nimmst du die Umgehung?“
    „Die Umgehung.“
    Mecit nickte. Er schien denselben Gedanken gehabt zu haben. Schweigend ging es über Land, Kilometer um Kilometer. Mecits Gedanken kreisten ununterbrochen um Keffko, dessen Leichnam keinen Meter hinter ihnen in der finsteren Höhle des Kofferraums lag. Sein Körper war noch warm! Mecit spürte aufkommende Übelkeit, drängte sie mit Mühe zurück. Kustow war ein Dreckschwein! Der Russe wusste schon unter der Dusche, dass er Keffko töten würde! Mecit empfand plötzliche Abscheu. Er musste sich von dem Russen trennen! Sobald das hinter ihnen läge, würde er Duisburg für alle Zeit verlassen. Dort hielt ihn nichts mehr, schon gar nicht Kustow.
    „Was denkst du?“ Kustow schielte ihn lauernd an.
    „Was soll ich denken?“

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