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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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inne. „Keffko hat bestimmt noch das Fünfmarkstück in der Hosentasche!“
    „Das bleibt da. Sollten die Bullen ihn finden, vermuten sie den Münzenkiller hinter dem Mord.“
    Mecit nickte, das Argument war überzeugend. Dann wies er auf die Plastiktüte. „Sollen wir ihm nicht wenigstens die Tüte …“
    „Die bleibt, wo sie ist. Ich will den Arsch nicht mehr sehen!“
    „Er war immerhin unser Kumpel!“
    „Es war ein Verräter! Los, pack an! Du oben, ich unten!“
    Widerwillig folgte Mecit der ruppigen Anweisung. Diese eine Aktion noch, dann könnte ihm der Russe den Buckel ‘runter rutschen! Sie hoben Keffkos Körper an, traten neben das Brunnen-
    loch. Mecit blickte in den Schacht, dessen Ausmauerung sich nach wenigen Metern im Dunkel verlor. Wie tief mochte er sein?
    „Bei drei lassen wir los!“ Kustow blickte Mecit gebieterisch an. Der nickte stumm, machte kein Hehl daraus, dass diese Form des Abschieds ihm zutiefst zuwider war. Kustow sah es mit Argwohn, fühlte sich in seinem Vorhaben bestätigt. Er würde auch dieses Problem lösen, gleich, nachdem sie Keffko im Brunnen versenkt hätten, sonst nähmen die Sorgen nie ein Ende. Er nickte Mecit auffordernd zu. Sie begannen, Keffkos Körper im Gleichtakt hin und her zu schwingen.
    „Eins … zwei … drei!“
    Das Letzte, das Mecit von Keffko sah, war die bunte Plastiktüte über dessen Schädel, wie sie innerhalb eines Sekundenbruchteils in der Finsternis des Schachts verschwand. Gebannt wartete er auf den Widerhall des Aufschlags. Nach einer gefühlten Ewigkeit drang dumpf der Schall platschenden Wassers zu ihnen an die Oberfläche. Das war’s wohl. Mecit blickte auf, sah hinüber zu Kustow. Er spürte einen verdammt schalen Geschmack im Mund. Dann stockte ihm der Atem. Der Russe – dieses Schwein! Er hatte es geahnt!
    Kustow stand ihm grinsend gegenüber, in seiner Rechten glänzte matt die 9mm-Makarov. Er hielt, den Arm weit von sich gestreckt, die Mündung auf Mecits Brust gerichtet. „Tschüss Grufti! Ich hab‘ keine Wahl, du musst das verstehen! War ‘ne tolle Zeit mit dir!“
    Mecit erkannte noch das Mündungsfeuer, spürte zugleich den brutalen Schlag gegen den Brustkorb, schon war tiefe Nacht um ihn. Er fühlte nicht, wie das Geschoss ihm Herz und Lunge zerfetzte, zugleich das Gleichgewicht raubte, er nach hinten taumelte, dann hart auf dem Boden aufschlug. Blut quoll – noch ein, zweimal pulsierend – aus dem Einschussloch, durchtränkte mit beängstigender Geschwindigkeit die Wolle des eben noch hellblauen Pullovers. Mecits schreckensweit geöffneten Augen hatten da schon ihre Funktion verloren, ließen nur noch erahnen, dass vor weniger als einer Sekunde in diesem Körper noch Leben war.
    Kustow hielt einen Moment die Waffe auf den am Boden Liegenden gerichtet, dann steckte er sie in den Gürtel. Er trat an den Oberkörper des Ermordeten, der über Jahre hinweg sein Weggefährte war. Es schien ihn nicht zu rühren. Traf ihn eine Schuld? Er hatte ein Problem zu lösen, und genau das hat er getan, mehr nicht. Niemals würde er in den Knast gehen! Wer diesen Vorsatz gefährdete, verlor das Recht zu leben. Das war doch nachvollziehbar! Keffko und Grufti hätten das berücksichtigen müssen! Nichts wäre ihnen passiert! Er bückte sich, zerrte Keffkos Körper bis unmittelbar an den Schacht heran. Mit gezielten Tritten trieb er den Oberkörper weiter und weiter über den Brunnenrand, bis die Schwerkraft ihm die Arbeit abnahm. Das Letzte, das er von Mecit sah, waren dessen in die Höhe schnellenden Beine, schon hatte ihn der Schlund des Brunnens verschlungen. Kustow lauschte in den Schacht, schien geradezu entspannt, als das vielfältige Echo des Körperaufschlags aus der Tiefe zu ihm in die Höhe drang.
    Einen Moment überlegte er, die Waffe ebenfalls im Brunnen verschwinden zu lassen, verwarf den Gedanken sogleich wieder. Es wäre keine gute Idee, sollte man sie jemals bei den Toten finden. Im Rhein wäre sie besser aufgehoben. Er beschloss, dies auf der Rückfahrt zu erledigen. Er blickte sich um. Keine Menschenseele war zu sehen, günstige Gelegenheit zu verschwinden. Die Brunnenabdeckung! Er verfluchte Keffko und Grufti, als er sich daran machte, die schwergewichtige Stahlplatte über den Brunnenschacht zu wuchten. Scheiß-Maloche! Ihm blieb auch nichts erspart …
     
    Pohl verharrte in der Tür, ließ den Blick durch die Kneipe schweifen. Sie war, wie häufig um diese Stunde, bis auf Kreuzer noch verwaist. Auffällig war jedoch,

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