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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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gebrachtes Schuldbewusstsein. Es ging ausschließlich darum, Clausnitzer von der Plausibilität seines Vorschlags zu überzeugen. Diesbezüglich bestand freilich ein Risiko, denn Clausnitzer stellte hohe Ansprüche, doch so sehr er sich auch bemüht hatte, etwas Besseres war ihm nicht eingefallen. „Das ist mir vollkommen klar, Herr Staatsanwalt. Aber ich muss es versuchen. Im Interesse der beiden Mädchen.“ Dieses Argument war seine stärkste Waffe. Er setzte sie bedenkenlos ein. Wie hieß es doch? Der Zweck heiligt die Mittel.
    Clausnitzer hatte das Manöver auf Anhieb durchschaut. Wie gesagt, man kannte sich. „Ihnen ist klar, die Sache steht oder fällt mit der Qualität Ihrer Begründung. Was haben Sie diesbezüglich zu bieten?“
    „Sie meinen die Begründung für die Anforderung des Datenträgers?“
    „Natürlich meine ich die!“
    „Wir sagen, wir hätten neue Erkenntnisse. Wir würden den Datenträger benötigen, um seinen Sohn posthum entlasten zu können. Es dürfte ihm argumentativ schwerfallen, uns die Herausgabe unter diesen Umständen zu verweigern.“
    Wieder starrte Clausnitzer hoch zur Decke. Als er nach einer Weile den Kopf senkte, schmunzelte er. „Das könnte funktionieren. Allerdings wird er danach eine überzeugende Erklärung des Ergebnisses Ihres Datenträgerchecks verlangen, egal, wie Sie dieses darstellen. Geht das schief, werden wir beide demnächst jede Menge Zeit haben, in unseren Gärten die Sonnenblumen zu gießen. Das ist Ihnen doch bewusst?“
    „Natürlich! Ich sagte ja: Ich muss es der Mädchen wegen riskieren.“
    „Sie müssen mir gegenüber dieses Argument nicht strapazieren, Schöller. Tun wir’s! Formulieren Sie den Antrag, ich erledige den Rest.“
    „Ist in der Mappe.“
    „Der Antrag?“
    „Na klar. Genauso, wie gerade besprochen.“
    Clausnitzer sah ihn kopfschüttelnd an. „Sie sind noch mein Untergang, Schöller.“ Er erhob sich, streckte die Hand über den Schreibtisch. „Packen wir die Schweine bei den Ärschen!“ Sie gaben sich die Hand. Schöller spürte Clausnitzers festen Händedruck, erwiderte ihn. Sie sahen sich an. Clausnitzer begann zu grinsen. Er zwinkerte Schöller ein Auge zu. Plötzlich hatte der Staatsanwalt ein richtiges Lausbubengesicht.
     
    „Kreuzer sagt, ich soll Sie anrufen.“
    Nanu? Kustow war aus eigenem Antrieb zum ‚Sie‘ zurückgekehrt! Hatte ihn die Begegnung mit der 9mm-Walther derart beindruckt? Pohl beschloss, beim respektlosen ‚Du‘ zu bleiben. Es wäre aufschlussreich, wie der Russe darauf reagiert. „Stimmt. Wird dein Handy abgehört?“
    „Nee. Ist nicht meins, mit dem ich gerade telefoniere. Hab’s vorhin gefunden, im Rucksack von ‘ner Tussi. Extra für dieses Gespräch …“
    Pohl fiel ihm ins Wort. „Hör das Gequatsche auf! Verarschen kann ich mich selbst. Es hört dir außer Kreuzer niemand zu?“
    „Keine Menschenseele. Kreuzer sagt, Sie könnten die Zigaretten nicht liefern. Stimmt das? Man hat Ihren Lkw abgefackelt?“
    „So ist es.“
    „Mann, ich krieg‘ morgen die Knete! Ich muss liefern!“
    „Nimm die Knete nicht an und sag‘ dem Käufer, es gäbe eine Verzögerung. In spätestens vierzehn Tagen kommt die Ersatzlieferung. Ich kümmere mich persönlich darum.“
    „Vierzehn Tage?“ Kustow schien ganz und gar nicht begeistert. Offensichtlich hatte er einen gehörigen Aufschlag für sich eingerechnet, war nun ‚heiß auf die Kohle‘. „Mann, das ist verdammt lang hin! Kann man da nichts machen?“
    „Kann man nicht. Ich sagte ‚spätestens‘. Mehr ist nicht drin.“
    „War das der Grund, warum ich anrufen sollte?“
    „Quatsch! Es gibt Wichtigeres, als die Kippen! Wo bist du jetzt?“
    „Bei Kreuzer. Wo sonst?“
    „Bist du allein oder sind die Jungs schon da?“
    Kustow schien überrascht, brauchte ein, zwei Sekunden, bevor er die Sprache fand: „Was soll die Frage?“
    „Ich will dich allein sprechen.“
    „Es ist noch keiner da. Wenn Sie sich beeilen, sind wir unter uns.“
    „Bleib, wo du bist! In einer halben Stunde bin ich dort.“
    Pohl legte auf, bevor der Russe reagieren konnte. Kustow war die Ratlosigkeit anzusehen, die das Gespräch bei ihm hinterlassen hatte. Wusste der Fremde etwas? Doch woher? Nein, das konnte es nicht sein. Vielleicht ergab sich ein neues Geschäft. Immerhin wollte der Fremde ihn allein sprechen! Er sah Kreuzer an, warf auffordernd den Kopf in den Nacken. „Mach mir noch eins!“ Erst dann hob er das Glas, leerte es in einem Zug. Kreuzer

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