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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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machte sich eilfertig am Zapfhahn zu schaffen.
    Schrage sah Schöller fassungslos an. „Der hat den Datenträger wirklich herausgerückt? Und? Hat Ihr Abgleich was gebracht?“ Schöller genoss Schrages unverhohlene Neugier. Er lehnte sich weit in den Sessel zurück, grinste spitzbübisch. Schrage hielt es nicht länger auf der Fensterbank. „Mann, Chef! Spannen Sie mich nicht auf die Folter! Haben Sie was herausbekommen?“
    „Hab ich, Schrage! Was ich erhofft habe! Schauen Sie sich das mal an!“ Er wies auf den Bildschirm seines Laptops.
    Schrage stellte sich hinter ihn, beugte sich nach vorn. Er erkannte auf Anhieb das Bild des Eisenbahnwaggons wieder. „Das ist der Waggon vom Orient-Express. Ist das Ihre Kopie oder das Original von Dr. Heisterkamp?“
    „Das ist meine Kopie. Merken Sie sich die Zahl über dem Drehgestell!“
    „91. Ich weiß schon – das war der Ländercode von Indien.“
    „Richtig. Und jetzt zeige ich Ihnen exakt dasselbe Foto auf Heisterkamps Datenträger.“
    „Die Fotos gibt’s bei ihm also noch? Sie hatten doch vermutet, dass er die Datei löscht.“
    „Hat er nicht, Schrage. Der ist cleverer, als ich gedacht habe. Sehen Sie selbst!“ Er wies auf den Bildschirm.
    Wieder beugte sich Schrage nach vorn. Er erblickte das identische Bild, doch die einzige Veränderung fiel ihm sofort auf. „Die Zahl ist weg! Der hat sie mit dem Bildbearbeitungsprogramm entfernt. Vermutlich bei allen Bildern. Ist doch so, oder?“
    „Richtig. Sämtliche Zahlen sind von den Fahrzeugabbildungen verschwunden. Aber das ist nicht alles! Irgendwo hat er eine Datei eingestellt, die exakt die gleiche Anzahl Bytes wie die entfernten Zahlen aufweist. Das kann eine unverfängliche Textdatei oder Ähnliches sein. Wenn man die Eigenschaften der beiden Datenträger vergleicht, ergibt sich somit keinerlei Hinweis auf eine Veränderung. Heisterkamp hat gepokert! Auf-grund der extrem großen Datenmenge ist es höchst unwahrscheinlich, dass ich in der Kürze der Zeit exakt auf diese Datei stoße. Aber er konnte nicht ausschließen, ob es nicht doch eine Kopie des Datenträgers gibt, zumal er mir ja nicht traut. Ich hätte aufgrund der Art seiner Manipulation bei einem Eigenschaftenvergleich der beiden Datenträger nicht gemerkt, dass es auf Heisterkamps Datenträger Veränderungen an den gespeicherten Dateien gibt! Kapiert?“
    Schrage nickte geflissentlich. „Die Menge der gespeicherten Daten ist auf beiden Datenträgern identisch. Das meinen Sie doch, oder?“
    „Genau das ist gemeint. Ohne Kenntnis dieser speziellen Fotodatei hätte ich als erstes die abgespeicherten Datenmengen verglichen. Da diese identisch sind, wäre ich davon ausgegangen, dass beide Datenträger identische Dateien aufweisen. Bei mehr als fünfzig gespeicherten Gigabyte wäre es ein kaum wahrscheinlicher Zufall, dass die Anzahl der abgespeicherten Bytes bis zur letzten Stelle exakt übereinstimmt. Darauf hat er gebaut.“
    „Meinen Sie, das hat der allein getan? Oder hat er Mitwisser?“
    Schöller hob die Schultern. „Keine Ahnung. Ist auch – jedenfalls jetzt – unerheblich. Aber wir wissen nun, dass Heisterkamp Dreck am Stecken hat.“
    „Aber Sie sagten, Sie könnten das Wissen nicht nutzen!“
    „Das habe ich nicht gesagt, Schrage! Ich kann es vor Gericht nicht nutzen, da ich die Kopie des Datenträgers illegal gezogen habe. Aber natürlich werde ich bei meiner weiteren Arbeit dieses Wissen nutzen. Das ist doch klar!“
    Schrage nickte. Was sollte er auch anderes tun. „Natürlich. Mir ist nur nicht klar, wie Sie Ihre Kenntnisse gerichtsfest strukturieren wollen.“
    „Gerichtsfest strukturieren? Mann, Schrage, wo haben Sie das denn her?“
    Schrage grinste süffisant. „Nicht nur Sie surfen im Internet, Chef!“
    Nun musste auch Schöller grinsen. „Kapiert. Der Schlüssel befindet sich in Indien. Sobald wir die Mädchen befreit haben oder wissen – wovor Gott sie behüten möge! –, dass die Schweine sie umgebracht haben, werden wir die Schlangengrube in Jamnagar ausheben. Die verschlüsselte Telefonnummer ist ja nicht zum Spaß abgespeichert worden! Ich gehe davon aus, dass sie benutzt wurde, vielleicht noch benutzt wird. Ich vermute allerdings, dass sie häufig gewechselt wird. Darum die Mühe der verschlüsselten Aufzeichnung. Wenn Heisterkamp in Indien angerufen haben sollte, und davon gehe ich aus, dann werden diese Anrufe dort in irgendeiner Form Spuren hinterlassen haben. Irgendjemand hat was notiert, irgendjemand

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