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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Pohl griff in die Tasche, holte eine Münzkapsel hervor. Es war das Mecit Ünal zugedachte Fünfmarkstück. „Nimm es heraus und schau es dir an!“
    Charif hatte große Mühe, mit zittrigen Fingern die Kapsel zu öffnen. Endlich hielt er das Fünfmarkstück in der Rechten. Er glotzte es an, ohne wirklich zu reagieren. Pohl beobachtete das merkwürdige Verhalten mit aufkommendem Missmut. Wieso reagierte Charif nicht? Der wusste doch totsicher, was es mit diesen Geldstücken auf sich hatte! „Nun? Was sagt dir die Münze?“
     
    Charif starrte Pohl einen Moment ausdruckslos an. Plötzlich ging sein Atem keuchend. Die Augäpfel traten gelblich unterlaufen aus ihren Höhlen, auf Stirn und Nasenflanken perlte sich Schweiß, die Mundwinkel glänzten wässrig – ein kläglicher Anblick. Er nickte resignierend. „Es ist eine der Todesmünzen. Boris Kustow sprach davon.“
    „Du kennst Boris Kustow?“
    „Er arbeitet aushilfsweise in meinen Unternehmen.“
    „Arbeitete, meinst du wohl. Er ist tot.“
    Charif schien ehrlich überrascht. „Er ist tot? Wie ist das passiert?“
    „Er bekam, wie du, eine Todesmünze, und schon war’s um ihn geschehen. Nun sind sie alle tot, acht Mann, die ganze Sanda Gang . Du wirst dir eine neue Security-Truppe zulegen müssen. Ach Quatsch! Die brauchst du ja gar nicht mehr – hast ja gerade selbst eine Todesmünze erhalten. Da dir klar ist, was sie bedeutet, appelliere ich an deine Vernunft, denn noch lebst du. Das Leben kann verdammt schmerzhaft enden, Charif! Ich werde dir jetzt Fragen stellen. Jedes Mal, wenn ich dich einer Lüge überführe, jage ich dir eine Kugel in den Leib. Ich werde aber fair zu dir sein: Du sagst mir jedes Mal, wohin ich schießen soll – in deine Füße, die Knie, die Hände; egal, was du auch sagst, ich werde deinen Wunsch erfüllen. Ausgenommen sind natürlich tödliche Schüsse ins Herz, in den Kopf oder so. Wir wollen uns ja noch eine Weile unterhalten können, nicht wahr?“
    Pohl war über seine Abgebrühtheit weniger erschrocken als verwundert. Was hatten die wenigen Wochen doch bewirkt! Er blickte Charif herausfordernd an. Dessen Gesicht war während der drastischen Schilderung schneeweiß geworden. „Hallo! Ich hab‘ dich was gefragt, Samir! Hast du unser Fragespiel verstanden?“
    „Ja.“ Charif starrte auf seine Hände, die wieder die Rücklehne des Vordersitzes umklammert hielten. Die Münze hatte er in seiner Aufgeregtheit fallen lassen. Er fühlte sich elend.
    „Gut, nachdem das geklärt ist, will ich ein letztes Mal nett zu dir sein. Ich kenne deine Rolle im Babylon, auch deine pädophilen Ambitionen, und ich kenne die Spiele, die im Babylon getrieben werden. Ich kenne die Ware, mit der ihr euer schmutziges Geld verdient, und ich kenne eure pädophile Kundschaft, egal, wo sie angesiedelt ist – in Russland, Indien oder hierzulande. Du siehst, ich bin im Bilde. Aber das alles interessiert mich nicht, darum werden sich andere kümmern. Mir geht es um Wichtigeres, und ich werde es erhalten, früher oder später! ‚Später‘ bedeutet Qualen, Samir! Höllenqualen! Ich sage dir das, damit du das Risiko erkennst, das du mit jeder Unwahrheit auf dich nimmst. Dir ist dieses Risiko bewusst?“
    „Ja doch!“ Zu mehr ließ sich Charif nicht hinreißen. Er hatte genug mit sich zu tun, zu viel stürzte auf ihn ein.
     
    „Das reicht mir nicht! Beschreib‘ dein Risiko, damit ich weiß, dass du es wirklich begriffen hast! Wir wollen uns nachher doch nicht streiten! Also – was darfst du, wenn ich dich der Unwahrheit überführt habe?“
    „Was ich darf?“ Charif sah den Fremden entgeistert an. Wieso durfte er etwas? Der Fremde bestimmte das entwürdigende Geschehen doch ganz allein.
    „Mann, du darfst die Körperteile bestimmen, in die ich schießen soll!“
    Charif sah ihn entgeistert an. Was für ein Unmensch! Einfach abartig, dieser Fremde! Pohls Geduld war am Ende. „Fangen wir an! Ihr habt nicht nur eine Frau ermordet, ihr habt auch meine Kinder, zwei Mädchen, gerade mal elf Jahre alt, entführt. Ich will von dir wissen, wohin sie gebracht wurden.“
    „Damit habe ich nichts zu tun! Glauben Sie mir! Ich bin Geschäftsmann!“
    „Der Körperteil.“ Pohl hielt den Lauf auf Charifs linkes Knie gerichtet.
    „Bitte?“
    „Der Körperteil! Wo hinein soll ich schießen?“
    Charif war nun in schierer Panik. Sein Atem ging keuchend, Schweiß rann ihm in Bahnen den Nacken hinunter, dunkelte in Sekundenschnelle den Kragenrand des

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