Coins - Die Spur des Zorns
wenigen Schritten hatten sie die Rückwand der Garage erreicht. Der Fahrer blieb davor stehen, noch immer die Hände von sich gestreckt. Offensichtlich wagte er nicht, sich unaufgefordert umzudrehen.
„Rücken zur Wand und hinsetzen!“
Der Fahrer kam der Aufforderung ohne Zögern nach. Es sah Pohl einen Moment fragend an, schien die Situation noch immer nicht zu begreifen, bevor er sich an der Wand zu Boden gleiten ließ.
„Arme auseinander, Hände aufs Heizungsrohr!“
Der Fahrer folgte scheinbar willig der Aufforderung. Nun kam die kritische Phase. „Rechts- oder Linkshänder?“
Es dauerte einen Moment, bis der Fahrer begriff. „Rechtshänder.“
Es war das erste Wort, das er sprach. Die Stimme klang kratzig. Er räusperte sich, sah Pohl argwöhnisch an, sichtlich verunsichert aufgrund des ungewissen Ausgangs dieses dreisten Überfalls. Pohl wedelte mit der Waffe, gab auf diese Weise die Richtung vor. „Ein Stück nach links! … So ist es gut.“
Die linke Hand des Fahrers lag nun jenseits eines Wandankers, mit dem das Heizungsrohr befestigt war. Nach Fixierung der Hand wäre es dem Gefesselten unmöglich, nach rechts zu rücken. Das würde gleich von Bedeutung sein. Pohl zog ein Bündel Kabelbinder hervor. „Streck‘ die rechte Hand vor!“ Er reichte dem Fahrer einen Kabelbinder.
„Leg‘ ihn am linken Handgelenk an! Klemm ihn so zwischen Handrücken und Wand, dass ein Ende weit genug unterm Handgelenk hervorschaut.“ Pohl beobachtete zunehmend kritischer werdend das nervöse Bemühen des Fahrers. „Ruhiger, Mann! … So, nun das andere Ende ums Rohr! … Gut so. Jetzt einfädeln! … Ruhig! … Nicht so zappelig, Mann!“
Pohl wartete mit wachsender Ungeduld, bis das Einfädeln endlich glückte. Entschlossen trat er an den Fahrer heran, zog, die Walther auf dessen Stirn gerichtet, mit einem Ruck den Kabelbinder stramm. „Andere Hand aufs Rohr!“ Er wartete, bis der Fahrer der Aufforderung gefolgt war, dann trat er an die rechte Hand, legte außerhalb der Reichweite des Fahrers die Waffe ab, hielt die Hand zum Griff bereit nur wenige Zentimeter darüber. „Dir ist klar, was passiert, solltest du auf dumme Gedanken kommen?“
Der Fahrer, der Aussichtslosigkeit seiner Situation bewusst, nickte folgsam. Mit zwei raschen Griffen hatte Pohl die rechte Hand am Heizungsrohr fixiert. Dann zog er auch diesen Kabelbinder stramm, legte zur Sicherheit rechts wie links jeweils zwei zusätzliche Fesseln ebenso stramm an. Nun war es dem Fahrer unmöglich, sich aus eigener Kraft zu befreien. Jedenfalls war Pohl davon überzeugt. Er ergriff die Waffe, steckte sie in den Gürtel. Er reckte sich in die Höhe, blickte über die Motorhaube hinweg auf die an der gegenüberliegenden Wand gestapelten Reifen. Ein prüfender Blick auf sein Opfer, das, einem Gekreuzigten gleich mit ausgestreckten Armen ans Heizungsrohr fixiert, in banger Erwartung jede seiner Aktionen verfolgte. Pohl umkurvte die Limousine, der er erst bei dieser Gelegenheit einen genaueren Blick gönnte. Es war – kaum überraschend – eine S-Klasse, die metallisch-silbern glänzend ihre Sonderstellung in der Hierarchie der PS-Gilde zur Schau stellte. Er wuchtete den obersten Reifen vom Stapel, zog die Schutzdecke ab. Zum Vorschein kam eine mächtige Leichtmetallfelge mit 275er-Bereifung, ein verflucht schweres Ensemble, gerade richtig für sein Vorhaben. Keine Minute später waren die Füße des Fahrers an die Speichen des mächtigen Rades gefesselt. Pohl zog die Waffe aus dem Gürtel, richtete sie zur Untermauerung seiner Entschlossenheit auf den Gefesselten. Er hatte keine Zeit zu verlieren! „Wo ist der Zündschlüssel?“
„Steckt.“ Das zweite Wort! Sein Opfer schien nicht das Gesprächigste.
„Hat der Wagen eine verborgene Wegfahrsperre?“
Der Fahrer nickte. „Der Taster über dem Rückspiegel. Der muss innerhalb fünfzehn Sekunden nach dem Starten zweimal kurz gedrückt werden.“
„Wo ist die Fernsteuerung für das Garagentor?“
„In der Seitentasche der Fahrertür.“
„Und die Fernbedienung für das Haupttor?“
„Es gibt keine. Der Torantrieb wird bei Annäherung per Transponder aktiviert.“
„Wo sitzt im Auto dein Boss?“
„Hinten rechts.“
„Führt er Waffen mit sich?“
„Waffen? Nie! Er ist Unternehmer, kein Verbrecher!“
„Keinen Kommentar, nur Antworten! Öffnest du ihm die Tür?“
„Gewöhnlich ja. Nur wenn ich verspätet bin, steigt er selbst ein.“ In diesem Moment klingelte ein
Weitere Kostenlose Bücher