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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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hellblauen Hemds. „Warte! Ich sag‘ alles, was ich weiß! Es ist nicht so, wie du denkst …“
    „Den Körperteil will ich wissen! Zum letzten Mal! Sonst werden es halt deine Knie sein …“
    „Was willst du von mir wissen?“
    Charifs Handknöchel traten weiß hervor, als sich seine Finger in die Lederpolsterung des Vordersitzes gruben. Pohl sah es mit unverhohlener Genugtuung – der Mann war fertig! Sollte Charif etwas wissen, er würde es verraten. „Sag mir den Aufenthaltsort der Mädchen!“
    „Sie sind auf einem Schiff.“
    „Einem Schiff? Alleine? Oder gibt es dort noch mehr Entführte?“
    „Sie sind die einzigen.“
    „Von wie viel Leuten werden sie dort bewacht?“
    „Ich weiß es wirklich nicht. Darum kümmert sich Metin, ein Angestellter.“
    Charif sah Pohl ängstlich an, fürchtete die Reaktion des Fremden. Würde der die Antwort akzeptieren? Pohl spürte, dass das Ziel greifbar nah war. Eine nie erfahrene Form innerer Aufgeregtheit ergriff ihn, gleichzeitig eine unterschwellige Furcht vor möglicherweise erschütternden Antworten: Er war hochmotiviert, Antwort zu erzwingen, doch gleichzeitig fürchtete er sie. Charif ahnte nichts von Pohls innerer Zerrissenheit, interpretierte dessen Schweigen als verhängnisvolles Omen. Er schien fast erlöst, als der Fremde die nächste Frage stellte. „Die Mädchen leben also. Richtig?“
    Charif atmete erleichtert auf. Der Fremde hatte seine Antwort nicht zum Anlass der an Grausamkeit kaum zu überbietenden Bestrafung genommen! Besser noch: Er konnte auf dessen Frage eine positive Antwort in den Ring werfen. „Ja, sie leben. Ihr Leben stand nie auf dem Spiel!“
    „Sind sie gesund?“
    „Ja, hundertprozentig! Meine Frau kümmert sich um sie.“
    „Deine Frau?“ Der Fremde schien überrascht.
    „Ja. Ich habe es selbst angeordnet.“
    Konnte er mit dieser Antwort seine Situation verbessern? Charif blickte den Fremden erwartungsvoll an, doch der stellte scheinbar ungerührt die nächste Frage: „Warum wurden die Mädchen entführt?“
    Die Schärfe der Stimme verunsicherte Charif von neuem. Vor allem aber galt es, eine Antwort zu finden, die zu keiner unheilvollen Reaktion führte. In Charifs Hirn überschlugen sich mannigfache Gedankenansätze, doch kein wirklich brauchbarer zeichnete sich ab. Wieder tropfte Schweiß von seinem Nackenhaar, rann ihm nun auch von der Stirn in die Brauen. Pohl sah es, Zeichen, den Druck zu erhöhen. „Ich will den Grund hören! Überlege dir deine Antwort genau! Warum wurden die Mädchen entführt?“
    Um seiner Frage Nachdruck zu verleihen, presste er die Mündung gegen Charifs Knie. Der reagierte panisch, vollkommen unüberlegt: „Ein Interessent beauftragte uns …“
    „Ein Interessent?“
    Pohl war dem Libanesen ungläubig ins Wort gefallen. Der fuhr furchtsam zusammen, sah erbärmlich aus. Wie konnte er nur diesen kapitalen Fehler machen! Wie sollte er das nun erklären, ohne grenzenlose Wut auszulösen? Er fand keine Lösung, wagte nicht, den Fremden anzusehen. Er schwieg, ergeben wartete er auf die Reaktion, er könnte sie ohnehin nicht beeinflussen. Charif war sich vollkommen im Klaren – er hatte in diesem Spiel bei hohem Einsatz verdammt schlechte Karten. Dummerweise war sein Leben der Einsatz. Diese Erkenntnis brachte seinen Körper in Aufruhr. Ohne den Fremden anzublicken, keuchte er mehr, als er sprach: „Mir wird schlecht.“
    „Das ist mir scheißegal. Kotz doch deine Karre voll! Wer ist der Interessent? Die Mädchen waren gerade elf geworden! Wusstest du das, als du den Auftrag entgegen nahmst?“
    Charif schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein! Natürlich nicht!“
    „Den Körperteil!“
    Pohl drückte die Waffe in Charifs Kniekehle. Der Libanese sah ihn entsetzt an. „Bitte! Hören Sie! Nicht sofort, meine ich. Ich wusste es nicht sofort! Erst später hab‘ ich es erfahren! Als die Bilder der beiden übermittelt wurden.“ Charif war endgültig am Ende. „Mir ist schlecht! Ich muss mich übergeben …“
    „Dann kotz aus der Tür! Aber begeh‘ keine Dummheit!“ Pohl drückte ihm zur Warnung die Waffe in die Rippen. Charif öffnete die Wagentür, beugte sich zur Seite, kotzte sich die Seele aus dem Leib. Pohl hielt den Atem an. Wenn er etwas hasste, dann war es dieser süßsäuerliche Geruch! Aber das hatte in den Hintergrund zu treten, waren doch Charifs Informationen von immenser Wichtigkeit. Er wartete, bis dieser sich wieder aufrecht gesetzt hatte. „Kann ich mein Taschentuch

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