Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
Jason tatsächlich noch einen kleinen Moment, um diese Fragen zu stellen, bevor er sich den letzten Bissen in den Mund schob. Lilly nickte, spielte dabei mit ihrem Schlüsselbund.
„ Ich hoffe, es hält auch …“, murmelte Lilly vor sich hin und hoffte zugleich, dass sie auch das Glück haben würde, Anschluss in ihrer Schule zu finden.
Den restlichen Tag über half Lilly mit, die Zimmer zu streichen. Leonhard bekam weiße Wände mit dunkelblauen Farbakzenten. Das Elternschlafzimmer erstrahlte in einem freundlichen Orange. Ihr eigenes Zimmer blieb weiß mit einem besonderen Farbmittelpunkt. Die Wand, an der ihr Bett mit dem Kopfende stand, wurde in Rot gestrichen.
Als sie das letzte Stückchen weiß ihrer Wand mit roter Farbe übermalte, merkte sie erst, dass es bereits dunkel wurde und das gleißende Licht des Cold Belt in ihr Zimmer schien. Sie schaute aus ihrem Fenster, das sie zuvor geöffnet hatte und starrte auf dieses leere Feld. Als ein Vogel die unsichtbare Nebelwand durchquerte, sah sie ihn noch einen Moment durch den Nebel fliegen, bis sie ihn nur noch erahnen konnte. Unbesonnen flatterte das Tier, ahnte scheinbar nichts von der Gefahr, in der es sich befand. Lilly, die zuvor ihren Kopf auf einer Hand abgestützt hatte, stellte sich nun aufrecht hin. Sie wurde durch den Vogel aus ihrer kleinen Träumerei gerissen. Mit einem lauten Schrei verschwand der Vogel, der soeben noch frei und wohlauf war, aus ihrem Sichtfeld. Ihre Augen huschten hin und her, versuchten das Tier wieder zu finden, doch es gelang Lilly nicht. Was war passiert? Hatte ein Raubvogel sich den kleinen Vogel geschnappt? War der Vogel zu weit in das Cold Belt geflogen, so dass der Warm Shelter ihn verdeckte? Oder ... Lilly schluckte. Aber natürlich. Sie erinnerte sich daran, dass die Vampire ja Tiere töten durften und ihnen das Blut aussaugten, da sie sich davon ernährten. Sobald ein Tier in das Cold Belt eindrang, gehörte es den Vampiren. Durfte gejagt und erlegt werden. Egal, ob es sich dabei um einen Vogel, eine streunende Katze, ein verlaufenes Reh oder einen Hund handelte, der vielleicht seinem Besitzer davon gelaufen war.
Dieser spitze Schrei schallte immer noch in ihren Ohren, so dass sie sich von ihrem Fenster zurückzog, es schloss und die Vorhänge zuzog, die ihre Mutter zuvor dort angebracht hatte. Eine feine Gänsehaut überzog ihren Körper. Unwohlsein überkam sie sowie eine ihr bekannte Übelkeit, die sie stets verspürte, wenn sie sich in Gefahr befand. Es waren Situationen, von denen sie wusste, dass sie verboten waren. Wie das Durchstöbern der Zimmer kurz vor Weihnachten, wenn sie wissen wollte, was sie bekommen würde. Oder wenn sie heimlich `Vampire Guardian´ schaute, obwohl ihr Vater es ihr verboten hatte. Sie entfernte sich von ihrem Fenster, musste sich kurz setzen, denn Lilly wurde bewusst, in welcher Gefahr sie eigentlich schwebte. Natürlich waren die Lapiz ein ruhiger Clan, darüber hatte sie alles gelesen. Dennoch waren sie Vampire. Vielleicht überkam sie irgendwann der Blutdurst und sie brachen aus einem der Cold Belts aus? Sie würden sie jagen. Töten. Sie und ihre Familie. Dann wäre alles vorbei. In New York war es sicher. Erst hinter Reading, knapp vor Harrisburg, gab es ein Cold Belt. Weit weg. So weit weg, dass sie sich nie Gedanken darum gemacht hatte. Diese Gefahr war immer so weit entfernt und wirkte daher so unrealistisch, so unwirklich. In ihrer Heimatstadt ging sie in Ruhe shoppen, traf sich mit Freundinnen, ging ins Kino. Lebte ihr junges Leben. Falls ein Vampir ausbrechen würde, käme er doch nie auf die Idee, ein Mädchen in New
York anzufallen. Doch nun war ein Cold Belt direkt neben ihrem Haus.
Als es 18 Uhr war, holte Lilly ihr Buch ab, das sie bestellt hatte. Der Besitzer des Comicshops drückte ihr `Rosenrot und Tod´ in die Hände und wünschte ihr noch einen schönen Abend, bevor er sich von ihr wegdrehte. Lilly seufzte und verließ das Geschäft wieder. Hauptsache, sie hatte ihr Buch. Fröhlich radelte sie nach Hause zurück. Eigentlich bot so eine kleine Stadt auch viele Vorteile. Frische Luft dank der Wälder rund um Harts. Wenige Autos, die noch mit Benzin fuhren. Man war binnen weniger Minuten in der Innenstadt, musste nicht erst minutenlang mit der U-Bahn herumfahren und sich zwischen andere Menschen quetschen. Zu Hause angekommen verstaute sie ihr Buch unter ihrem Kopfkissen. Sie würde es heute Abend anfangen zu lesen, wenn sie Ruhe hatte.
„ Bin
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