Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
sehen waren, stand Lilly noch immer in der Auffahrt, schaute sich um und genoss die frische Luft. Was auch immer heute geschehen war, sie konnte es sich nicht erklären. Langsam schlenderte sie auf die Eingangstür zu, schaute dabei in den Himmel, wo ein Vollmond für genug Licht sorgte, so dass sie wusste, wo sie hintrat. Vielleicht lag es ja auch eben an jenem Vollmond, der für so viel Licht sorgte, der schuld daran war, dass ihr heute ein zweites Leben geschenkt worden war. Schmunzelnd über ihre verrückten Gedanken, schloss sie die Haustür auf und überreichte ihrer Mutter einen kleinen Anhänger, den sie in einem Geschäft gekauft hatte, bevor es zu dem Unglück gekommen war.
„ Danke, mein Schatz!“ Maria küsste Lilly auf die Wange, umarmte sie kurz, bevor sie sich die Kette umlegte. Sie war vergoldet mit einem Glasstein in der Mitte, der fast wie ein Diamant aussah.
„ Hattest du Spaß?“, fragte Maria und wollte mit Lilly die Treppen hinaufgehen. Jedoch bemerkte sie, dass ihr Vater erneut im Gästezimmer war und dort auch wieder schlafen würde. Sie hielt ihre Mutter fest, da sie nicht wollte, dass ihr Vater sie dabei belauschte, wie sie über ihn sprachen.
„ Ja. Aber sag mal ... Schläft Dad immer noch im Gästezimmer? Ich dachte, zwischen euch sei wieder alles in Ordnung gekommen?“ Sorgenvoll legte Lilly eine Hand auf den Arm ihrer Mutter, um ihr deutlich zu machen, wie viele Gedanken sie sich um ihre Eltern machte.
„ Ich denke, du bist alt genug, um zu wissen, was ein Mann seiner Frau antun muss, damit diese ihn nicht mehr länger in ihrer Nähe haben möchte. Ich hoffe, dass dein zukünftiger Freund dir so etwas niemals antun wird. Dennoch … er ist und bleibt dein Vater und so lange Leonhard noch hier wohnt, werden wir auch weiterhin eine glückliche Familie sein.“ Maria blickte stolz und erhaben auf ihre Schlafzimmertür, die sie von der untersten Treppenstufe aus sehen konnte.
„ Dein Vater liebt dich und deinen Bruder und wir werden beide immer für euch da sein.“ Mit sanfter Miene lächelte sie ihre Tochter an, die noch immer nicht ganz verstand, was vorgefallen war.
„ Hast du das verstanden?“, flüsterte Maria, die sich Lilly nun gegenüberstellte. Sie bemerkte, wie schwer es ihrer Mutter fiel, darüber zu reden und so nickte Lilly.
„ Ich hab‘ dich lieb, Mom“, sagte Lilly und umarmte ihre Mutter erneut, bis beide die Treppen hinaufgingen und sich in ihre Zimmer zurückzogen. Was auch immer ihr Vater angestellt hatte, es zerstörte ihre Familie. Lilly musste unbedingt herausfinden, was vorgefallen war. Vielleicht könnte sie dann etwas unternehmen, so dass beide wieder so glücklich wie zuvor sein könnten.
An diesem Abend las sie ihr Buch `Rosenrot und Tod´ zu Ende und ging danach auf die Webseite von Carsey Benton. Lilly schrieb ihm in sein Gästebuch, wie sehr ihr das Buch gefallen hatte und dass sie hoffe, dass es ihm gut geht. In seinem Veranstaltungskalender las sie, dass er bald an einer Talkshow teilnehmen würde, in der es um die generelle Integration der Vampire in die Gesellschaft ging.
„ Das muss ich mir unbedingt ansehen“, kicherte Lilly, die heimlich alles von Carsey sammelte. `Rosenrot und Tod´ bekam einen Ehrenplatz in ihrem Regal, wo bereits einige seiner Bücher standen. Leonhard hatte sie einmal gefragt, warum sie Bücher von ihm kaufte und die Serie ` Vampire Guardian ´ schaute. Denn eigentlich fürchtete Lilly sich vor Vampiren. Natürlich hatte sie Angst vor ihnen, waren sie schneller und stärker als jeder Mensch. Dennoch waren auch sie einmal Menschen gewesen, bevor sie verwandelt worden waren und viele Vampire hatten einfach etwas Besonderes an sich. Sie bewunderte Carsey, da er schon so viele Jahrhunderte lebte und sich für die Gesellschaft und Integration der Vampire einsetzte. Bei seiner Verwandlung war er achtunddreißig Jahre alt gewesen und hatte über die vielen Jahre keine Falte hinzubekommen. Zudem sah er unheimlich gut aus und hatte etwas Magisches an sich. Er war höflich und stets adrett gekleidet. Jemand von der alten Schule. Nicht wie so mancher Prolet, der sie auf dem Schulflur ansprach. Dieser Ray Denver war ein gutes Negativbeispiel. Lilly schüttelte sich.
Zum Glück ging dieser seltsame Kerl nur in ihre Parallelklasse und somit hatte sie nicht viel mit ihm zu tun.
Dass es bereits kurz nach Mitternacht war, bekam sie gar nicht mit, da sie noch an ihrer Statusmeldung einer Social-Network-Seite schrieb. Als
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